Ausgeprägte Wutanfälle noch "normal"?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Ausgeprägte Wutanfälle noch "normal"?

Guten Morgen, meine Tochter ist 3,5 Jahre alt. Sie war schon immer sensibel und ist schüchtern/zurückhaltend. Besonders außerhalb von Zuhause. Sie hat vermehrt Wutanfälle / Schreianfälle. Langsam zweifel ich daran, ob es wirklich noch "im Rahmen" ist. Wutanfälle sind ja Situationen, in denen Kinder z.B. nicht bekommen was sie wollen, sich wütend auf den Boden schmeißen, evt hauen oder Gegenstände schmeißen / kaputt machen. Das haben wir nicht. Hauen und Dinge kaputt machen war noch nie ein Thema. Bei uns ist es so, dass die Kleine los schreit, wenn sie etwas nicht schafft oder etwas selbst machen wollte, was ich ihr versehentlich abgenommen habe, das Kissen nicht richtig liegt o.ä. Sie hat momentan fast täglich Schreianfälle, wo sie laut schreit/weint und nicht mehr aus diesem Anfall heraus kommt. (Sie sagt dann auch, dass sie sich nicht beruhigen kann) nach 20 Minuten ist es meistens vorbei und sie ist erschöpft vom weinen und kann mir meistens nicht erklären, was nun das Problem war. Seit Corona ist es noch mehr ausgeprägt. Ich habe einen Artikel über hochsensible Kinder gelesen und das trifft sehr auf sie zu. (immer der gleiche Ablauf, Probleme mit Veränderungen, vermehrte Wutanfälle, sehr schüchtern, schnell überreizt, meidet Menschenmassen, spielt lieber ruhig, statt herum zu toben usw.) Wie kann ich unterstützen? Danke, LG

von Mellorine am 04.05.2020, 09:18



Antwort auf: Ausgeprägte Wutanfälle noch "normal"?

Hallo, ich weiß, dass es oft hilft, wenn man einen Begriff für das Verhalten zu haben glaubt. Aber eigentlich ist das für unser Verhalten ziemlich egal wie das heißt. Es geht darum mit dem jeweiligen Verhalten umzugehen auf eine Weise, dass die Kinder gestärkt und ermutigt werden. Die "Schreianfälle" drücken ein Leid aus, sich einer Situation nicht gewachsen zu fühlen, sich hilflos und ohnmächtig zu erleben. Das Schlagwort dafür ist Frustrationstoleranz, also annehmen können, etwas noch nicht zu schaffen. Das lernen Kinder erst mit den Jahren und die, die ein etwas reduziertes Selbstwertgefühl haben, brauchen da länger und mehr Unterstützung. Es ist also erstmal wichtig zu akzeptieren, dass Ihre Tochter ist wie sie ist. Dann gilt es, ihr Selbstbewusst sein zu stärken, indem man sie ermutigt, Lösungen zu finden (und sich nicht von dem Geschrei ärgern oder ablenken lässt). Auch bei dem Geschrei müssen Sie nichts tun, aber Sie sollten bei ihr bleiben und so zeigen, dass Sie sich davon nicht distanzieren lassen. Geduldig und annehmend, liebevoll und klar sind die Adjektive, die diese Grundhaltung beschreiben und die man braucht, um diesen längeren Prozess hilfreich zu begleiten. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 04.05.2020



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Wutanfälle und Schlagen bei 2 jährigem

Hallo Herr Posth, bei unserem 2 jährigen Sohn gibt es zwei Verhaltensweisen, die wir uns nicht erklären können. Die eine ist, dass er anfängt mich zu schlagen, wenn er sich weh getan hat. So, als ob er mir die Schuld dafür geben würde, dass er sich weh getan hat. Wenn ich dann weg gehe, weil ich mich nicht schlagen lassen möchte, dann läuft er pan...


Wutanfälle

zwillingssohn 3 gewor. verneint vieles-alles geht nur mit überredung oder gar nicht-urlaub wollte er nicht, er möchte nicht in kiga( beginn 1.4.) nicht ins kind.turnen, wo er nur am rand sitzt. U7a war reinste katastro. hat nur getobt.Nach 10 min. brach ärztin ab-möchte alles bestimmen.Wenn er nicht raus will, zieht er mir an jacke und schreit, sei...


Starke Trotz- und Wutanfälle

Guten Morgen, mein Sohn 16 Monate, sehr aktiv, fröhlich, lacht viel, gest. bis 8 Monat, lief mit 10 Monaten, zahnt seit seinem 11 Mo. ununterbrochen, nie schreien gelassen, Einschlafbegl. in unserem Bett, schläft in seinem Bett in unserem Schlafz., entdeckt seit ca. 2 Mo eigenen Willen und der ist sehr stark, artet in Wutanfällen und Geschrei aus, ...


Wutanfälle

To (4) seit kurzem wut/Aggression, meist ggü mir. Mit 3 Kita, erst gut, dann weinen bei Absch. Abwartendes Verhalten von ihr. Gespräch mit Erzieherin, bemerkt, das ich klammere, meine Angst übertrage. ändern der Einstellung&abschiedsritual, to wie ausgewechselt, geht gerne! Eingewöhnt od vermeidend? Seit 7. LM betreuung von Vater, ausgeweitet, j...


Wutanfälle/Krippeneingewöhnung/Geschwisterchen

Guten Tag, unser Sohn (2J-4M) wird seit dem 02.01 in die Krippe eingewöhnt. Es ist nur leider wo dass ihm jede neue Situation Angst macht und er weint. Er spricht im Kindergarten nicht, lacht nicht und schaut eher herum anstatt zu spielen, obwohl er jetzt 5 Wochen dabei ist. Wir sind jetzt von 08:30 Uhr bis 12:00 Uhr in der Kita. Essen tut er d...


Wutanfälle 2,5 jähriger

Hallo Frau Henkes, mein kleiner Sohn (2,5 Jahre) hat häufig "Wutanfälle". Ich will meinen, dass er sehr willenstark ist. Pro Tag gibt es mind. einen Wutanfall. Der häufigste ist am Morgen. Er wird wach, muss dann sofort aufstehen, macht mich wach und fordert sofort, dass ich aufstehe. Bleibe ich liegen, wird lautstar gemeckert bis ich aufstehe....


9-Jähriger hat Wutanfälle

Liebe Frau Henkes, seit einigen Wochen ist mein 9Jähriger Sohn wie ausgewechselt. Wir haben regelmäßig Diskussionen, er ist außerordentlich frech und widerspricht in vielen Situationen grundsätzlich. Gestern war wieder so eine Situation. Er sollte seine Sachen zusammenpacken, weil er bald zum Tennistraining los musste. Er weigerte sich, ich ...


Wutanfälle schon mit 10 Monaten?

Guten Tag, unser Sohn ist 10 Monate alt und hat seit Kurzem schon ganz viele Wutanfälle. Ich kenn das nur von Kleinkindern bis jetzt und weiß nicht wirklich, wie ich damit umgehen soll, damit er nicht so oft so verärgert und traurig sein muss. Also ich weiß schon: liebevolles Begleiten, Erklären warum was nicht möglich ist jetzt, Alternative...


Wutanfälle bei 7 jährigem

Hallo Frau henkes,  Unser Sohn, 1 klasse hat in der letzten Zeit eine extrem niedrige Frustrationstoleranz. Bei Kleinigkeiten geht er hoch, weint, schimpft aber auch sehr unangemessen mit uns mit den neuesten aufgeschbappten svhimpfwörtern. Er versucht seit Schuleintritt immer cool zu sein und kässt auch gar nichts mehr sagen, bzw in manchen Ph...


Kind 3 Jahre oft Wutanfälle

Hallo Frau Henkes, es geht um meine 3 jährige Tochter, die sich gerade in einer sehr schwierigen Phase befindet. Sie ist im Dezember große Schwester geworden. Die ersten Wochen war sie sehr eifersüchtig und wollte ihre kleinen Schwester nicht so richtig akzeptieren. Sie wusste, dass wir ein Baby haben, aber sie wollte sich nicht mit uns um es k...