Lieber Herr Dr.Nohr, Mein Mann und ich legen viel Wert darauf unsere Kinder (6, 3 und 0,6 Jahre) bedürfnisorientiert zu erziehen und ihnen aber natürlich trotzdem auch Regeln zu vermitteln (liebevolle Konsequenz). Irgendwie haben wir aber oft das Gefühl, dass wir die einzigen sind, die diesen eher anstrengenden Stil wählen. Im Bekanntenkreis werden die Babys und Kleinkinder in ihr Bett im eigenen Zimmer gelegt, Tür zu, irgendwann hören sie schon auf zu schreien. Nachts bleibt die Tür zu, damit die Eltern schlafen können. Wir dagegen bleiben beim Einschlafen dabei und sitzen auch nachts wie oft händchenhaltend am Bett, obwohl wir auch lieber schlafen würden. Andere drücken ihre Babys und Kleinkinder jedem in die Hand und auch zum Aufpassen und Übernachten und haben dadurch viel Freizeit. Wir haben unsere Babys nie irgendwem herumgereicht und geben sie auch niemandem zum Aufpassen, solange die Person nicht als Beziehungsperson wahrgenommen wird, sehr zum Ärger der alle paar Wochen einmal auftauchenden Großeltern. Bei den Großen bin ich mit zu Spielfreunden, bis es für sie ok war, alleine dort zu bleiben,die anderen Eltern sind da radikal und lassen ihr Kleinkind alleine bei Spielfreunden, ob es mag oder nicht. Auch machen es sich die anderen viel leichter durch intensive Mediennutzung von anfang an und haben so reichlich Freizeit. Da es bei uns Medien erst ab drei Jahren und nur am Wochenende zu festen Zeiten gibt, müssen wir natürlich viel mehr Zeit aktiv füllen. Auch lesen wir abend vor, während die anderen eine cd einlegen und fertig. Mich würde interessieren, inwiefern es denn Sinn macht, den anstrengenderen Weg zu gehen. Und weiter würde mich interessieren, was es mit Menschen macht, wenn sie nicht bedürfnisorientiert erzogen wurden. Mein Mann und ich, und vermutlich viele unserer Generation wurden nicht so erzogen. Ich beobachte auch immer wieder, dass die Großeltern nicht in der Lage sind zu erkennen, wenn die Kinder wütend, müde, usw. sind und Ruhe oder Abstand oder Trost usw. brauchen. Das ist auch ein Grund, warum ichdie Kinder ungern länger dort lasse. Die Großeltern sind dann überfordert. Strafen und schlagen erlauben wir nicht, etwas anderes wissen sie nicht zutun. Wie schätzen Sie die geschilderten Situationen ein? Ich freue mich auf Ihre Antwort und lese Ihre Beiträge immer sehr interessiert. Vielen Dank!
von Bine.30 am 03.04.2018, 10:52