Aufregen

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Aufregen

Hallo Herr Dr Nohr, meine Tochter wird bald 1Jahr alt, sie ist gut entwickelt laut KA. Allerdings war sie schon immer recht ungestüm bis fast cholerisch. Sie ist sehr neugierig, lacht viel, ist umtriebig, und aus dem nichts heraus kann sie sich fürchterlich aufregen und reinsteigern, dass man sie kaum beruhigen kann, sie fast umkippt vor Wut oder Verzweiflung. Bei Kleinigkeiten: sie krabbelt zu uns, möchte hoch gekommen werden, wenn dies aber mein Mann macht und sie wollte von mir getragen werden oder umgekehrt. Oder sie möchte etwas in die Hand nehmen, was sie nicht darf, und wir legen es weg. Sie fängt bitter zu weinen an, kriegt kaum Luft, läuft rot an, drückt sich weg, ganz hysterisch. Ich weiß, dass hier Erziehung langsam anfängt und sie durch schreien, weinen oder beschweren mitteilt, dass sie das nicht möchte oder gutheißt. Mir macht nur Sorge wie extrem das abläuft. Sie schluchzt und zittert manchmal noch Minuten später am ganzen Körper. Manchmal dringt man gar nimmer zu ihr durch, weil sie sich so reinsteigert. Wir reagieren zumeist, in dem wir konsequent bleiben, sie aber trösten, sie halten, es ihr erklären. Immer und immer wieder. Aber es wird eher schlimmer, sie hat tagesformabhängig eine extrem geringe Frustrationsschwelle. Haben sie Tipps, wie wir hier reagieren können? Wie kann man Babys und Kleinkinder liebevoll an sowas heranführen? Lieben Dank

von BarbaraT am 20.04.2020, 08:57



Antwort auf: Aufregen

Hallo Barbara, wie erklärt man einer Einjährigen, das das Gewünschte nicht passiert, sie nicht bekommt, was sie möchte? Es ist schon richtig, dass Sie das ab und zu erklären oder mit erklärenden Worten begleiten. Aber Sie sollten nicht davon ausgehen, dass das bei Ihrer Tochter wirklich ankommt, sie das "versteht". In der Tat gibt es Kinder, die in solchen Situationen heftiger reagieren bis zum sog. "wegschreien". Das ist so und bedeutet für das zuküftige Verhalten nicht viel. Es fordert aber von den Eltern mehr Geduld und Sicherheit, sich weder in der Zuwendung, noch in der Klarheit verunsichern zu lassen. Sehen Sie es als momentan starkes Leid Ihres Kindes und handeln so, wie Sie es bei anderem Schmerz auch täten. Dann wird mit der Zeit abnehmen und sollte dann auch keine negativen Folgen für die Beziehung haben. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 20.04.2020