Lieber Dr. Nohr!
Zuerst mal Danke für die Möglichkeit,immer wieder Ihren Rat und Ihre Sichtweise in diesem Forum einholen zu können!!!
Meine 23Monate alte Tochter brauchte von Geburt an viel Körperkontakt.Nachts ist es nach wie vor so,dass es immer noch (lange)Phasen gibt, wo ich mich abends nach dem Einschlafen nicht von ihr wegbewegen kann,weil sie sonst munter wird.So wie jetzt,wo sie auch noch verkühlt ist und seit 3Monaten zahnt,schläft sie die halbe Nacht auf mir.Auch Mittagsschlaf nur am Arm (war immer schon so).Zum Glück kann sie auch schon bei der Oma mittags einschlafen(am Arm), der Papa hat keine Chance,sie zum Schlafen zu bringen und wird auch nachts nicht akzeptiert. Sie ist tagsüber ein Wirbelwind und spricht Sätze mit 8Wörtern.Es gab nie erzwungene Trennungen,v.a.die Oma liebt sie sehr.Für mich sind die Nächte wahnsinnig anstrengend,weil sie so oft noch munter wird und auch häufig gestillt werden möchte."Muss"sie in ihrem Alter in ihrer Schlafentwicklung schon weiter sein?Aufgrund des hohen Bedürfnisses nach direktem Körperkontakt habe ich natürlich auch noch nie versucht,an der Schlafsituation(sie schläft bei mir im Bett)etwas zu ändern,weil ich dann ja selber auch kaum zum Schlafen kommen würde.Ich würde mich freuen,wenn Sie mir Ihre Sichtweise mitteilen.
Schöne Grüße,Christina
von
ChrissiB
am 28.09.2020, 12:30
Antwort auf:
Anhänglichkeit nachts 23 Monate
Liebe Christina,
es ist oft so, dass Kinder, die tagsüber gut entwickelt herumwirbeln, in der Nacht besonders viel auftanken müssen. Ich würde deshalb keine Regeln aufstellen wollen, wie weit ein Kind in der Schlafentwicklung sein sollte. Es ist wie es ist und bei den Kindern sehr unterschiedlich.
Trotzdem ist es m.E. auch wichtig, die eigene Situation und Grenze zu beachten, weil man sonst leicht überfordert wird, und das auch in den Kontakt einfliessen kann.
Klar ist, dass jede Veränderung erstmal aufwendiger ist und nicht mit Freuden angenommen wird. Ich würde aber sagen, dass ein fast zweijähriges Kind nicht mehr die Nacht auf der Mutter schlafen muß. Bedürfnisorientiert meint auch die Bedürfnisse der Mutter (und anderer Familienmitglieder).
Es ist OK wenn Ihre Tochter Nähe braucht und Sie die auch geben wollen und können. Aber die Form sollte schon so sein, dass Sie und andere Familienmitglieder auch ihren Platz bekommen. Wenn Sie z.B. ein Beistellbett einführen, dann können Sie immer nahe sein, jederzeit reagieren und haben trotzdem eigenen Raum. Und nach einiger Zeit wird Ihre Tochter merken, dass auch sie das gut nutzen kann.
Sie sehen, es geht mir nicht um ein "sollte", sondern auch darum, dass die Familie lebensfähig bleibt und neue Vertrautheiten entstehen können.
Viel Freude alle miteinander.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 28.09.2020