Agressiv

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Agressiv

Hallo! Mein Sohn ist 2,5 Jahre alt. Die Krippenleitung hat uns angesprochen, dass er andere Kinder haut, zwickt. Wird er von einer Betreuerin aus der Situation genommen, reagiere er mit Beißen, Treten, Hauen etc. Es komme vor allem dazu, wenn jemand seine Ordnung stört, er baut Straßen, sortiert usw., haltet es schwer aus wenn Teile entfernt werden. Dbzgl. hatte ich mir bisher keine Sorgen gemacht, da es mehrere in der Familie gibt, die „zwanghaft“ ordentlich sind, jetzt mach ich mir Sorgen, da die Leitung meint sein Verhalten sei nicht normal. Zuhause hat er auch manchmal gezwickt, aber besonders wenn er müde war. Seit 2 Wochen verlasse ich den Raum,wenn er mir weh tut, da er auf nein weitermacht. Nun hat sich die Situation zu Hause verschlimmert, er muss mir andauernd weh tun, ich verlasse dann das Zimmer - er weint - ich komme nach kurzer Zeit wieder, tröste ihn und sage ihm nochmals, dass er mir nicht weh tun darf - er sagt er macht es nicht mehr - 5 Minuten später das selbe. Ich glaube meine Reaktion verschlimmert alles, ich weiß nicht wie ich reagieren soll, da er auf Nein nicht hört. Seine Wahrnehmung ist außergewöhnlich gut ist, er macht sich oft Sorgen um andere. Er ist aber ein sehr fröhliches Kind, singt und lacht viel, hat viel Phantasie und ist ein Wirbelwind, spielt aber auch ruhige Spiele etwa Rollenspiele, Lego etc. und kuschelt gerne. Ich mach mir Sorgen, ist das normal? Wie soll ich reagieren

von pluto am 19.12.2019, 12:27



Antwort auf: Agressiv

Hallo, Kinder in diesem Alter (s.Text über Trotz) sind selten nur aggressiv, sondern sie schützen sich und ihr Umfeld, probieren aus und testen. Sie testen z.B. was Sie aushalten, wo Ihre Grenzen sind, wie Sie reagieren, wenn er "böse" ist. Dass sie das immer wieder auch mal mit untauglichen Mitteln machen, das müssen sie lernen (dürfen). Eigentlich sollten Erzieherinnen damit umgehen können. Auch zu Hause geht es darum, das Verhalten zu korrigieren, ohne das Kind zu kränken oder abzuwerten. Das ist ein Lernprozess und funktioniert nicht, wenn man das ein paar Mal sagt. Ich würde auch den Raum nicht verlassen, sondern klar verhindern, dass er Ihnen wehtut. Klarheit und manchmal auch Entschiedenheit erleichtern das Lernen, Strafen oder Liebesentzug verlängern und verschärfen das Problem eher. Ergänzend ist es gut, immer wieder zu erklären, weshalb das nicht geht, ohne zu erwarten, dass das "verstanden" wird ("ich habe dir das doch schon ein paar Mal gesagt"). Es wird erfahren und irgendwann abgespeichert. Das ist ein Prozess, der Zeit dauert. Bis dahin muß man auch verhindern, dass er sich oder andere schädigt. Gut wäre, wenn Sie diese Phase miteinander ohne zu große Blessuren an der Beziehung überstehen. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 19.12.2019