Abstillen

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Abstillen

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, mein Sohn ist 15 Monate und schon immer sehr fordernd, anhänglich, hat Trennungsangst, temperamentvoll. Er schläft bei mir im Bett und wurde bisher immer zum einschlafen und nachts sehr oft gestillt. Dann trinkt er, dreht sich um und schläft sofort weiter. Vor 11 Tagen habe ich aufgehört zum einschlafen zu stillen. Es lief 3 Tage ganz gut. Dann war er einen Tag bei Oma und seitdem schreit er vor dem Schlafen bis zu einer Stunde. Nichts beruhigt ihn bzw lässt ihn einschlafen(Schnuller, singen, streicheln, auf Arm, rumtragen). Nachts geht es erst gar nicht ohne Brust, da stille ich noch. Man müsste doch annehmen, dass er sich nach 11Tagen langsam umgewöhnt hat und ohne Brust einschlafen kann? Es heißt, man soll sein Kind beim Abstillen nicht schreien lassen. Aber WIE soll das FUNKTIONIEREN??? Ich werde unsere Beziehung zerstören, wollte ich komplett abstillen. Er ist vollkommen hysterisch. Aber ich befürchte, es wird nicht leichter, wenn ich warte. Ihm und mir würde außerdem mehr Schlaf gut tun. Danke für Ihre Hilfe.

von maxi1217 am 14.03.2019, 09:09



Antwort auf: Abstillen

Hallo, Abstillen ist in der Regel eine Frustration für das Kind. Es soll etwas aufgeben, für das es aus seiner Sicht keinen Grund und vor allem keine Verbesserung gibt. Frustration ist in der Tat immer eine kurzfristige Irritation der Beziehung, was man nicht verwechseln sollte mit in Frage stellen oder zerstören. Eigentlich kann es die Beziehung stabilisieren, wenn ein Kind merkt, dass auch in der Frustration die Mutter/Vater wohlwollend da ist (auch wenn er/sie die Frustration ausgelöst haben). Aber im Moment überwiegt der Verlust und der wird mit Schreien kommentiert. Sie beschreiben einen Zusammenhang zum Besuch bei der Oma. Es kann sein, dass das eine verstärkte Verunsicherung ausgelöst hat. Und wenn Sie selbst unsicher wegen Ihrer Entscheidung sind, entsteht eine diffuse Situation von Unklarheit, die nicht hilfreich ist. Wenn Kinder schreien brauchen sie nicht unbedingt Erfüllung ihres Wunsches, sie brauchen überwiegend Trost und Nähe. Wenn der Entschluss klar ist braucht es wohlwollende Nähe und das Signal, dass Sie wissen, dass Sie Ihrem Kind nichts Unmögliches zumuten. Dann ist die Chance größer, dass sie beide die Situation meistern und evtl.noch gewinnen können. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 15.03.2019



Antwort auf: Abstillen

Hallo, natürlich schreien Kinder beim Abstillen - genauso wie in jeder anderen Situation, die ihnen gegen den Strich geht. Das ist nunmal ihre "Ausdrucksform". Dieses Schreien ist nicht schädlich, auch nicht für die Mutter-Kind-Beziehung, wenn es von der Mutter (also Dir) begleitet wird. Dein Sohn soll auf sein gewohntes Stillen verzichten; natürlich ist das nicht in seinem Sinne. Wenn Du für euch beide aber entschieden hast, dass das jetzt das Beste ist, musst Du konsequent bleiben und darfst ihm nicht die Brust geben, auch wenn er diese "hysterisch" verlangt. Da müsst ihr beide durch, und das wird ein paar Nächte dauern, aber dann wird es gut sein. Wenn Du überzeugt davon und dann konsequent bist, wird Dein Sohn das merken und auf Dauer akzeptieren. Viele Grüße

von Mamamaike am 14.03.2019, 10:53



Antwort auf: Abstillen

Ich gebe Mamamaike völlig Recht. Habe drei Kinder abgestillt und begeistert war keines. Es gab mittlerweile im Lauf der Jahre auch unzählige andere Situationen, in denen ich Dinge entschieden habe, gegen die sie protestiert haben oder echt wütend oder auch hysterisch waren. Wir haben trotzdem eine sehr enge Bindung ;)

von Bine.30 am 14.03.2019, 20:11



Antwort auf: Abstillen

Natürlich ist er da nicht begeistert. Aber nach 11 Tagen müsste das Schreien doch weniger werden,oder?

von maxi1217 am 14.03.2019, 20:40