3 Sprachen möglich?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: 3 Sprachen möglich?

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, wir sind eine internationale Familie. Mein Mann und ich leben seit mehreren Jahren in Deutschland und sprechen miteinander Deutsch. Die Muttersprache von meinem Mann ist Polnisch, von mir Französisch. Ist es möglich/empfehlenswert das Kind 3-sprachig zu erziehen? (Ich gehe davon aus, dass es dann später in der Schule noch Englisch lernt). Und wenn ja, dann wie sollte es gestaltet werden? Wir möchten natürlich, dass unser Kind mit den Großeltern kommunizieren kann. Ich wäre über alle Ratschläge sehr denkbar!:-) Vielen Dank!

von kugelbauch12 am 23.07.2019, 13:08



Antwort auf: 3 Sprachen möglich?

Hallo, das ist keine so ganz einfache Lage, wirklich international. Es ist m.E. gut und wichtig, dass das Kind mit beiden Eltern in deren Sprache sprechen kann. Und Deutsch wird seine Alltagssprache werden. Das hat natürlich Vor- und Nachteile und die Kinder reagieren auch unterschiedlich darauf. Es ist eine gute Sprachgrundlage und es hat auf der anderen Seite natürlich auch etwas Verwirrendes. Sie sollten also auf Verunsicherungen achten bei der Entwicklung und evtl. darauf dann reagieren. Was die Traum- und Denksprache angeht entscheidet sich das von alleine, wenn die Verwirrung nicht zu groß ist. Die Situation hat also ihre Chancen, Fehlentwicklungsmöglichkeiten sollte man im Hinterkopf behalten. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 23.07.2019



Antwort auf: 3 Sprachen möglich?

Hallo, meine ehemalige Hebamme hat eine ähnliche Situation und sie ziehen die drei Sprachen durch (Vater redet Französisch, Mutter Deutsch und die Eltern unterhalten sich auf Englisch). Wichtig ist, auch bei dieser festen Zuordnung zu bleiben, alles andere verwirrt das Kind. Ob das Kind auch in allen Sprachen kommunizieren will, liegt nun daran, ob es das möchte. Zwingen sollte man es nicht. Wenn euer Kind also beispielsweise kein Französisch reden möchte, ist das okay - trotzdem versteht es die Sprache ja und die Kommunikation findet dann halt zweisprachig statt (du auf Französisch, Kind auf Deutsch). Sowas ändert sich auch im Laufe der Kindheit immer mal wieder. Verstehen wird euer Kind alle drei Sprachen, wenn sie konsequent angewandt werden, und darin liegt ja oft das Problem, denn nur weil das Kind nicht in der gewünschten Sprache antwortet, wird dies dann als Desinteresse gedeutet und die Sprache fallen gelassen. Meiner Meinung nach schafft ihr für euer Kind einen wunderbaren "Nährboden" für den späteren Fremdsprachenerwerb und damit auch für das Interesse an anderen Kulturen. Alles Gute!

von Anniquita83 am 23.07.2019, 14:13



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Danke sehr!:-) Eine Sache fällt mir noch ein: ich spreche/verstehe kein Polnisch und mein Mann leider kein Französisch. Wie ist es dann, wenn das Kind in Fremdsprache antwortet oder wenn Papa z.B. etwas erlaubt und Mama nicht?;-) In solchen Situationen stelle ich es mir schwer vor!

von kugelbauch12 am 23.07.2019, 14:25



Antwort auf: 3 Sprachen möglich?

P.S. Noch eine Frage ist mir eingefallen dazu: Herr Dr. Nohr, Sie schrieben als Antwort auf andere Frage über Traum- und Denksprache. Wählt das Kind selber die Sprache aus? Bzw. wie sollte es gefordert werden?

von kugelbauch12 am 23.07.2019, 14:31



Antwort auf: 3 Sprachen möglich?

Hallo. Ich kenne selbst eine Familie, die Papa-Sprache ist Russisch, die Mama-Sprache ist Englisch, die Eltern sprechen miteinander englisch, deutsch hat das Kind in der Krippe gelernt. Ich denke, drei Sprachen zu Hause ist schon krass. Zu Hause wird es ja schwierig, sich auf Polnisch/Französisch zu beschränken. Freunde von uns haben dann deutsch und eine der Muttersprachen zu hause, deutsch war die Familiensprache. Mit zwei oder drei Jahren kam dann die zweite Muttersprache dazu, primär haben die Großeltern als weitere Bezugspersonen mit dem Kind in der zweiten Muttersprache gesprochen. So ist ja die Konstellation im Prinzip im ersten Beispiel auch, zwei-sprachig zu hause, dritte Sprache durch die Bezugspersonen in der Krippe/Kita. Ich denke, wenn möglich würde ich mich zu hause auf Polnisch oder Französisch beschränken und Deutsch, weil ihr das beide versteht. Wichtig für den Anfang ist die konsequente Zuordnung einer Sprache pro Bezugsperson. Werden die Großeltern viel Kontakt zu dem Kind haben? Sie leben wahrscheinlich nicht in Deutschland, oder? Ansonsten kenne ich auch ein Kind, dass die zweite Muttersprache durch jährlichen mehrwöchigen Aufenthalt im Heimatland der Mutter/des Vaters gelernt haben. Zuhause deutsch und die erste Muttersprache. Ich kenne durch die Uni einige „drei sprachige“ Familien. Bei uns gibt es auch bilinguale Krippen/Kitas, auch für französisch. Vielleicht wäre das ne Option? Oder über einen Babysitter?

Mitglied inaktiv - 23.07.2019, 18:38



Antwort auf: 3 Sprachen möglich?

Hallo, Wegen Denk- und Traumsprache. Ich selbst habe längere Zeit im Ausland gelebt. Ich spreche die Sprache recht gut, doch ist sie eine Fremdsprache für mich. Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich in der Fremdsprache denke und träume. Das war situations abhängig. Wenn ich daran gedacht habe, mit jemandem was zu unternehmen, der die andere Sprache spricht, hab ich das in der Fremdsprache gemacht, wenn ich an meine Eltern gedacht habe, war das auf deutsch. Bei Träumen war es genauso. Mittlerweile lebe ich wieder in Deutschland. Obwohl wir unsere Kinder 2sprachig erziehen, (jeder in seiner Sprache) mit den Kindern denke ich mittlerweile nur noch auf Deutsch (zumindest ist mir das andere schon lange nicht mehr aufgefallen). LG luvi

von luvi am 27.07.2019, 22:20