3,5 jährige mag andere Kinder nicht

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: 3,5 jährige mag andere Kinder nicht

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, Meine Tochter ist 3,5 Jahre alt. Sie sagt immer wieder, dass sie andere Kinder nicht mag. Ich habe sie bisher auch noch nie mit anderen Kindern spielen sehen. Kontakt zu anderen Kindern hat sie von Anfang an. Seit sie 2 Jahre alt ist besucht sie den Kindergarten. Hier wird mir berichtet, dass sie ein sehr umgängliches Kind sei. Zu den Kontakten sagte man mir, dass sie zwar inmitten der anderen Kinder spiele aber selten mit anderen. Wenn ein Spaziergang gemacht wird und die Kinder zu zweit an der Hand laufen sollen hat sie keine Probleme. Bisher hat sie zweimal Freundschaften im Kindergarten geknüpft, das war aber immer kurz vor den Sommerferien mit Mädchen, die dann in die Schule kamen. Sie geht gerne auf Spielplätze. Wenn aber andere Kinder z. B. auf der Rutsche sind, sagt sie dass sie nicht Rutschen könne weil diese belegt sei. Sie braucht dann durchgehend meine Aufmerksamkeit. Am liebsten wäre ihr wenn ich alles mit ihr zusammen machen würde (rutschen, klettern). Kürzlich war eine Bekannte mit ihrem 4 jährigen Sohn zu Besuch bei uns. Meine Tochter hat sich sofort im Bad versteckt. Sie kam erst wieder vor als der Besuch weg war. Auf Nachfrage, sagte sie mir dass sie den Jungen nicht mag. Gegenüber Erwachsenen ist sie offen. Vor knapp 4 Monaten hat sie ein Brüderchen bekommen. Ihn mag sie sehr. Woran kann es liegen, dass sie Gleichaltrige nicht mag? Viele Grüße

von Elpasa am 25.09.2018, 10:01



Antwort auf: 3,5 jährige mag andere Kinder nicht

Hallo, an Ihrer verständlichen Frage wird ein häufiges und interessantes Phänomen deutlich. Wir betrachten unsere Kinder oft "linear". Ich will damit sagen, wir haben oft eine geradlinige Annahme, wie sich Kinder entwickeln. Eigentlich ist aber die innere Welt von ihnen (wir erinnern uns vielleicht selbst) viel wechselhafter, komplexer und auch anfälliger. Und die Welt, die Beziehungen, die Unklarheiten in die sie hineinwachsen sind aus Kindersicht riesig und schwer durchschaubar. Dafür brauchen sie uns Erwachsene, die das schon mehr oder weniger gut hinter sich haben, aber oft nicht mehr gut erinnern. Soweit die Vorrede. Ihr Kind trifft seine eigenen Entscheidungen mit wem sie spielen will oder nicht. Wahrscheinlich stimmt es, dass sie das nicht ganz freiwillig macht, sondern Ängste in manchen Situationen das Verhalten bestimmen. Da brauchen sie einfühlsame Hilfe, bei der nicht nur das Ergebnis zählt, sondern auf dem Weg auch die Anerkennung der Zurückhaltung. Ihre Tochter kommt in vielen Situationen gut klar, meistert viele nicht einfache Situationen (nicht einfach aus Kindersicht). Und an manchen braucht sie Starthilfe, um Wege und Möglichkeiten zu lernen. Und wenn Sie am Abend mal ins Gespräch kommen, was so an anderen gefällt oder nicht, was Angst macht oder leicht geht, dann erinnern Sie sich vielleicht an Ähnliches, und das tut beiden gut, weil es besondere Momente miteinander sind. Auch, weil die gemeinsame Zeit bei einem kleinen Brüderchen ja knapp werden kann. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 26.09.2018



Antwort auf: 3,5 jährige mag andere Kinder nicht

Kann es sein, dass sie eventuell nicht genau weiß, wie sie mit anderen Kindern in Kontakt kommt? Also ohne Erzieherinnen oder dich? Denn etwas gegen andere Kinder hat sie wohl nicht grundsätzlich (Spielplatz, KiGa, Hand an Hand gehen). Wenn die Rutsche belegt ist, hilfst du ihr dann zu fragen, ob sie auch mal rutschen darf? Sowas können Kinder nämlich meist nicht von allein, man muss es mit ihnen tun/ihnen vormachen. Tatsächlich hat sie ja auch Freundschaften geknüpft. Das hört sich für mich ehrlich gesagt nicht so an, als wenn sie keine anderen Kinder mag, sondern nicht so recht weiß, wie sie in Kontakt treten kann oder ihre Wünsche bzgl. des Spiels äußern. Das sie selbst sagt "ich mag keine anderen Kinder" sehe ich eher der eben mit 3,5 Jahren noch nicht so differenzierten Ausdrucksweise. Frag sie doch mal, warum sie andere Kinder nicht mag. Oder wie diese sein müssten, damit sie sie mag. Oder wie sie sich fühlt, wenn andere Kinder da sind. So kommt man dem echten Grund meist eher auf die Spur, als eine Aussage wie "ich mag die nicht" wortwörtlich zu nehmen

von cube am 25.09.2018, 16:40