Frage: Nachtschlaf schwierig

Hallo! Meine Tochter ist 6 Monate alt und insgesamt eigentlich ein sehr pflegeleichtes Baby - außer wenn es um das Schlafen geht. Aktuell geht sie so gegen 19.30-20.00 Uhr ins Bett, wobei sie vorab nochmal gestillt wird und dann meistens durch den Papa durch Schuckeln zum schlafen kommt. Wir probieren bereits seit Monaten, dass wir sie einfach in ihr Beistellbett legen und sie dann dort einschläft, aber das klappt leider überhaupt nicht. Sie fängt dann an sich hin und her zu rollen, hektisch zu spielen und irgendwann an zu schreien. Etwas vorsingen oder Hand auflegen funktioniert leider gar nicht.  Ein einziges Mal hab ich es bisher geschafft, dass sie nach 45 Minuten des Spielens quasi umgefallen ist. Das Einschlafen stört mich tatsächlich gar nicht so sehr, leider ist es aktuell so, dass sie häufig nach spätestens 1h (ein Schlafzyklus dauert bei ihr 30 MInuten) wieder wach wird. Hier klappt es in 50% der Fälle, dass man sie durch umarmen oder am Finger saugen lassen wieder zum schlafen bringt, häufig muss ich sie aber auch stillen. Nachts geht das dann leider weiter so, nur dass sie da innerhalb kürzester Zeit fast schon panisch an zu schreien anfängt, wenn sie nicht an die Brust kommt. Da schaff ich es nur in etwa 25% der Fälle, sie anderweitig zu beruhigen. Das schlaucht natürlich ganz schön, einen Schnuller verweigert sie leider komplett.  Aktuell macht sie vormittags meistens noch ein kurzes Nickerchen, Mittags meist etwas länger und spätestens bis 16.30 Uhr das letzte Nickerchen. Gesamtschlaf habe ich jetzt mehrere Tage mal getrackt kommen wir so auf 12-max. 14h Schlaf... Haben Sie noch Tipps, was ich noch machen kann?  Vielen Dank!  

von Larifari123 am 29.06.2022, 16:16



Antwort auf: Nachtschlaf schwierig

Guten Abend, Im Alter von 6 Monaten, mit zunehmender Hirnreifung, produziert sein Gehirn Schlafzyklen, die über Nacht abwechseln. Tagsüber passiert das nach 30 min und und Nachts wechseln alle 2 Stunden die Schlafphasen. (Leichtschlaf->Tiefschlaf->Leichtschlaf usw.) Immer wenn sich die Schlaftiefe ändert wacht das menschliche Gehirn kurz auf ("lieg ich noch im Nest?") und je nach Gewohnheit und Einschlafassoziation (Saugen, etc.) ist ein elterlicher Weiterschlafservice nötig. Dazu schreit das Kind, es wendet sich an die Eltern um seinen gewohnten Weiterschlafservice einzufordern. Dazu kommt noch, dass jeder so aufwachen will, wie er eingeschlafen ist... unterscheidet sich das... Brust nicht mehr im Mund...dann Alarm. Das ist die Theorie. Wie kommt man aus diesem Dilemma wieder heraus? Indem Sie als ersten Schritt das Trinken vom Einschlafen trennen und Sie mit Ihrem Kind gemeinsam lernen, wie er auch ohne Saugen und Schlucken schlafbereit werden und dann gut einschlafen kann. Er sollte im Vorfeld des Schlafens gestillt werden und sicher satt und ruhig sein. Dann empfehle ich eine Einschlafroutine (Singen und Wiegen nicht gegen Geschrei und Meuterei, sondern so dass Sie Ihr Kind erreichen, er entspannen kann mit Wohlgefühl locker und sich dem Schlaf überlassen kann. Dann kann das Ablegen dadurch gelingen, indem Sie sich mit Ihrem Baby ins Elternbett legen, es auf der Seite runterrutschen lassen und in der Seitenlage mit einer Rolle im Kreuz stabilisieren. Das ist am besten am ersten Tagschlaf (in diesem Alter nach 2 Wachstunden) zu üben. Wenn er das neue Einschlafen positiv verknüpft, wird er nach einiger Zeit schon etwas mithelfen beim Einschlafen und wir haben ein Kind, das schon etwas eigenregulative Fähigkeiten entwickelt und das Einschlafen geht zunehmend schneller. Auch das Ablegen, künftig immer ein bisschen wacher kann so geübt werden. Wichtig: Nachts wird er allerdings weiterhin alle 2 Std. und tags nach 30 Minuten wach werden, denn er muß erst lernen, wie es geht Schlafphasen zu verbinden. Das lernt er durch Sie, indem Sie eine gemeinsame  "Weiterschlafsprache" entwickeln. Also nicht sofort stillen, sondern schnell anders beruhigen. Schschsch-Laute, leise Stimme , Hand auflegen, Popoklopfen, schuckeln, dann Lage/Positionswechsel "bitte wenden", notfalls herausnehmen und auf dem Arm beruhigen (aber möglichst nicht umhertragen= noch anstrengender als Stillen). Wenn nichts davon Ihr Kind erreicht, dann stillen Sie ihn und versuchen es beim nächsten Erwachen wieder. Ca 2x in der Nacht stillen wäre altersgemäß zB 1x mitten inder Nacht um 0.00/1.00 und um ca um 4.00/5.00 Uhr, aber eben nicht alle 2 Std. Wenn Sie das einige Zeit so machen, werden Sie sehen, dass er gar nicht wirklich jedes Mal die Brust braucht.... Das muss erlernt werden, aber nur im Guten, denn zum Einschlafen brauchen wir in jedem Fall Entspannung. Das ist viel anstrengender, als ihn einfach jedes Mal zu stillen, aber es ist die altersgemäße Entwicklungsaufgabe, nämlich zu lernen: "in der Nacht muss ich nicht alle 2 Std. essen, sondern weiterschlafen". Das kann er aber nur lernen, wenn Sie es ihm entsprechend beibringen und seine "Einschlafwelt" entsprechend verändern. viel Erfolg und Geduld bei den kleinen Schritten. Liebe Grüße Daniela Dotzauer

von Dr. Dotzauer am 29.06.2022