Frage: Babyschlaf 6 Monate

Unser Baby ist 6 Monate alt und von Anfang an kein guter Schläfer. Im liegen kann er gar nicht einschlafen, muss herumgetragen werden und lässt sich dann auch nicht ablegen und schläft nur auf uns. Sowohl Tagsüber als auch Nachts. Tagsüber schafft er immer nur 40 Minuten zu schlafen und Nachts höchstens 2 Stunden am Stück und schläft dann meist nur mit stillen weiter. In den Kinderwagen geht er auch gar nicht. Daher sind wir den ganzen Tag an zu Hause gebunden und schaffen kaum irgendwas.  Wie können wir es schaffen, dass unser Baby im liegen einschlafen kann und auch länger schläft?

von Strawberry21 am 29.06.2022, 16:13



Antwort auf: Babyschlaf 6 Monate

Guten Abend, Im Alter von 6 Monaten, mit zunehmender Hirnreifung, produziert sein Gehirn Schlafzyklen, die über Nacht abwechseln. Tagsüber passiert das nach 30 min und Nachts wechseln alle 2 Stunden die Schlafphasen. (Leichtschlaf->Tiefschlaf->Leichtschlaf usw.) Immer wenn sich die Schlaftiefe ändert wacht das menschliche Gehirn kurz auf ("lieg ich noch im Nest?") und je nach Gewohnheit und Einschlafassoziation (saugen, trinken, getragen werden und schweben, auf und ab federn, etc.) ist das elterliche Zutun von Nöten. Das Kind adressiert sich an die Eltern, es fordert seinen gewohnten Weiterschlafservice ein. Jeder will so aufwachen, wie er eingeschlafen ist, das ist ein Gesetz. Unterscheidet sich diese Situation...zB  Brust nicht mehr im Mund...dann fühlt sich das falsch an und das Kind protestiert. Was tun? Indem Sie als ersten Schritt das Tragen vom Einschlafen trennen und Sie mit Ihrem Kind gemeinsam lernen, dass das Baby zwar weiterhin auf dem Arm schlafbereit werden kann, es dabei aber nicht vollends einschläft, sondern schrittweise wacher abgelegt werden kann. Er sollte im Vorfeld des Schlafens gestillt werden und sicher satt und vorallem auch ruhig sein (Vorschlafruhe). In diesem Alter sind am ersten Tagschlaf 2 Wachstundem sinnvoll. Dann empfehle ich eine friedliche Einschlafroutine: singen, wiegen und etwas in der Vertikalen tragen, so dass Sie Ihr Kind erreichen, er entspannen und mit Wohlgefühl sich dem Schlaf überlassen kann. Sie sind langsam, leise und langweilig und geben diesem Prozess Zeit, denn es kann etwas dauern, bis es klappt. Dreht er seinen Kopf zur Seite und legt seinen Kopf auf Ihr Schlüsselbein ab und entspannt, dann sagt er Ihnen, dass er schlafbereit ist und er wird das langsame Gleiten in die Horizontale tolerieren, sich in die Ellenbeuge schnuffeln und der Schlaf ist nicht mehr weit. Anfangs kann er im Schlaf abglegt werden, Hauptsache es gelingt und wird positiv verknüpft. Wie geht jetzt das Ablegen genau? Am besten ist er in die Ellenbeuge geschnuffelt und liegt in Seitenlage, wie zum Stillen mit Schnuller. Dann ganz vorsichtig sich gemeinsam mit dem Kind hinlegen zB ins Elternbett, das Kind seitlich am Körper herunterrutschen lassen in die gleiche Seitenlage wie auf dem Arm. Statt dem haltenden Arm kommt jetzt eine Bettschlange/rolle in den Rücken für Halt und Sicherheit. Noch einen Moment Hüfte und Schulter halten um sicher zu sein, dass das Weiterschlafen erfolgt. Diese Form des Ablegens kann jeden Tag aus einem minimal wacherem Zustand erfolgen und das Kind kann sich langsam daran gewöhnen, dass es abgelegt wird. Unter einem Jahr funktioniert das gut. Wenn er das neue Einschlafen positiv verknüpft, wird er nach einiger Zeit schon etwas mithelfen beim Einschlafen und wir haben ein Kind, das schon etwas eigenregulative Fähigkeiten entwickelt und das Einschlafen einschließlich des Ablegens geht zunehmend schneller.  Nachts wird er allerdings weiterhin alle 2 Std. und tags nach 30 Minuten wach werden, denn er muß erst lernen, wie es geht Schlafphasen zu verbinden. Das lernt er durch Sie, indem Sie eine gemeinsame  "Weiterschlafsprache" entwickeln. Also nicht sofort herausnehmen und tragen oder stillen, sondern schnell anders beruhigen. Schschsch-Laute, leise Stimme , Hand auflegen, Popoklopfen, schuckeln, dann Lage/Positionswechsel "bitte wenden", sotun als ob Sie ihn herausnehmen und nur umarmen, notfalls herausnehmen und auf dem Arm beruhigen (aber möglichst nicht umhertragen= noch anstrengender als Stillen). Wenn nichts davon Ihr Kind erreicht, dann stillen oder tragen Sie ihn und versuchen es beim nächsten Erwachen wieder. Ca 2x in der Nacht stillen wäre ein altersgemäßes Ziel zB 1x mitten inder Nacht um 0.00/1.00 und um ca um 4.00/5.00 Uhr, aber eben nicht alle 2 Std.Wenn Sie das einige Zeit so machen, werden Sie sehen, dass er gar nicht wirklich jedes Mal die Brust oder das Schwebegefühl braucht.... Daran kann er sich gewöhnen, aber nur im Guten, denn zum Einschlafen brauchen wir in jedem Fall Entspannung. Das ist viel anstrengennder, als ihn einfach jedes Mal zu stillen/tragen, aber es ist die altersgemäße Entwicklungsaufgabe, nämlich zu lernen: "in der Nacht muss ich nicht alle 2 Std. essen oder schweben, sondern weiterschlafen". Das kann er aber nur lernen, wenn Sie es ihm entsprechend beibringen und seine "Einschlafwelt" entsprechend verändern. viel Erfolg und Geduld bei den kleinen Schritten. Liebe Grüße Daniela Dotzauer  

von Dr. Dotzauer am 29.06.2022