Wie schnell Urvertrauen beschädigt?

 Katrin Simon Frage an Katrin Simon Ausbilderin von Kinderkrankenschwestern

Frage: Wie schnell Urvertrauen beschädigt?

Hallo, Meine Tochter (5 Monate) und ich haben eigentlich eine ganz gute Bindung. Sie beruhigt sich am schnellsten wenn sie bei mir ist und sie lacht immer wenn ich den Raum betrete. Allerdings kann sie einen manchmal echt nervlich belasten, da ich eigentlich alles alleine mit ihr mache. Manchmal werde ich etwas bestimmender wenn ich mit ihr rede. Und z.B. bHeute Nacht war ab halb 4 Party im bett. Irgendwann hab ich gesagt "Schluß jetzt" aber in einer deutlichen Stimmlage (nicht schreien). Hab ich so evtl schon einiges kaputt gemacht? Wie merkt man es wenn das Urvertrauen einen knacks weg hat? LG

von MickyMaus91 am 08.12.2017, 10:41



Antwort auf: Wie schnell Urvertrauen beschädigt?

Liebe MickyMaus91, Ihre Tochter versteht die Worte kognitiv noch nicht, sondern anhand der Stimmlage, Ihrer Mimik und Ihrem Verhalten, mit welcher Intention Sie sprechen. Daher hat Ihre Tochter gespürt, dass sich eine Stimmungsveränderung eingestellt hat. Und diese-- ist normal, im Umgang miteinander. Sie haben nichts kaputtgemacht und Sie haben Ihrer Tochter auch keinen " Knacks" mitgegeben. Wichtig ist, dass ein Kind niemals mit Liebesentzug bestraft wird, Entschuldigungen nicht akzeptiert werden oder es keine Chance eingeräumt wird, dass eine angespannte Stimmung/ ein Streit besprochen werden kann... etc. D.h. Streit, Ungeduld usw. sind menschlich und gehören in jeder Beziehung dazu. Es ist die Kunst diese Stimmungen zu lenken. Es wird gute Lenkungen geben, es wird auch mal schwierig werden. Ihre Tochter hat gespürt und sicher auch darauf reagiert, dass etwas "anders" war, als sonst, als Sie diese Grenze gesetzt haben. Die Geduldsgrenzen sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Sie werden es zunehmend beobachten, je mehr Kontakt Sie zu anderen Eltern haben und deren Miteinander erleben. Fazit: Ihre Bindung ist nicht erschüttert - selbst bei einer deutlichen Aussage, die signalisiert, dass Sie hier Ruhe brauchen. Nachts ist eine Entlastung schwieriger- ggf. den Partner miteinbinden. Tagsüber kann ein kurzer Moment des Raumwechsels, Kind ablegen und sich einen Moment besinnen... guttun. Auch leises Summen oder Singen, kann helfen, dass Worte oder Stimmungen "verarbeitet" werden, wenn man unter Anspannung steht. In Situationen, die immer wieder spannungsgeladen sind, kann es eine gute Begleitung von vorneherein sein. Mit dieser inneren wieder ins Lot gebrachten Stabilität können Sie Ihrem Kind wieder ausgeglichener begegnen. Ein Urvertrauen kann erschüttert werden- das ist wahr. Dennoch nur dann, wenn ein Kind nicht kontinuierlich, liebevoll, geborgen und immer wieder unterschiedlichsten oberflächigen Bezugspersonen übergeben wird... Oder Kinder von psychisch kranken Eltern, deren eigene Verfassung so ambivalent ist, dass ein Kind sich nicht auf eine grundsätzlich zuwendende Ansprache der Eltern einstellen kann. Ihr Kind wird von Ihnen geliebt und Sie begleiten es mit Ihrem mütterlichen Instinkt/ Ihrer Intuition und mit Ihren Schwächen und Stärken. Sie reflektieren sich und schauen, wo Handlungsbedarf ist . DAS ist die Basis für alles. Denn so begegnen Sie Ihrem Kind respektvoll und wertschätzend. Machen Sie weiter so :). Viele Grüße von Katrin P.S. Wenn Sie Interesse haben, sich mehr mit der Thematik zu befassen, so gibt es Safe- Bindungskurse, als auch sehr praxisnahe Kurse " Starke Eltern, starke Kinder" vom Kinderschutzbund angeboten.

von Katrin Simon am 12.12.2017