Hautpflege/Die zweite (lang)

 Katrin Simon Frage an Katrin Simon Ausbilderin von Kinderkrankenschwestern

Frage: Hautpflege/Die zweite (lang)

Hi Katrin, hab ja vor kurzem gerade gepostet mit dem selben Betreff. Dort hatte ich dir ja erzählt, daß der KiA Bakterien auf der Haut meiner Tochter festgestellt hat und dagegen Hautantibiotikum verschrieben hat. Die Hautärztin, die wir noch zu Rate zogen meinte ja was völlig anderes (von wegen Allergiegefährdet) und verschrieb Cortison. Bei Cortison ist ja bekannt, daß das zwar die Symptome behandelt, nicht aber die ursachen. Heute sollte ich den KiA anrufen, um zu fragen, ob sich ein Pilz auf der Haut befindet und da erfuhr ich durch Zufall, daß es sich bei den Bakterien um Staphylokokken handelt. Beim Nachlesen im Internet bekam ich dann heraus, daß die roten Ausschläge und der gesamte Zustand der Haut durch diese Bakterien verursacht wird. Der KiA meinte heute, ich solle die Haut mit Eucerin pflegen, womit ich aber dann immer noch nicht die Bakterien loswerde. Außerdem bezweifle ich, daß ausgerechnet Eucerin das verbessern wird. Nun ist ja klar, daß ich die ganzen Proben aus der Apotheke, die uns die Hautärztin mitgegeben hat, auch nicht wirklich Verbesserung schaffen, egal wieviel ich creme und schmiere. Du hast mir ja, weil ja auch noch nicht klar war, woher dieser schlechte Zustand der Haut kommt, folgendes Rezept gegeben (blöde Frage: das mixt doch die Apotheke für mich, oder?) :Adepes lanae 10.0 Glycerini 85% 15,0 Aqua dest 8,0 Nachtkerzensamenöl 16,0 Ungt. Cordes ad100,0 oder Asche Basis( Fett-) Salbe Das Rezept stammt aus dem Buch "Aus der Praxis einer Kinderärztin" Dr. Gisela Brehmer, rororo Verlag Kann ich das jetzt überhaupt noch bei dieser Art von Bakterien benutzen? Gibt es irgendwas dagegen, was man benutzen kann AUSSER Kortison oder Antibiotikum? Woher kommen überhaupt diese Baktrien? Sorr, wieder so lang und wieder viele Fragen auf einmal. LG, Mago

Mitglied inaktiv - 14.11.2003, 15:47



Antwort auf: Hautpflege/Die zweite (lang)

Liebe Mago, zu allererst habe ich Dir auch noch einmal eine med. Information über Staphylokokken herausgesucht; allerdings ziemlich gespickt mit Fachbegriffen. Dennoch: Staphylokokken müssen,wenn sie sich zu stark verbreiten, mit einem Antibiotikum behandelt werden. Und zwar eines, was sensibel auf die Keime reagiert. Leider sind Staphy.sehr hartnäckig und die Behandlung kann länger dauern... Eucerin ist auf jeden Fall nicht das Mittel der Wahl, um die Bakterien in Griff zu kriegen. Eucerin ist für die Pflege geeignet. Auch Cortison ist an dieser Stelle noch nicht angesagt. Erst dann, wenn die Keime weg sind und die Haut trotzdem noch Entzündungszeichen aufweist. Die von mir empfohlene Creme stelle 1. die Apotheke her bzw. kannst Du dort erhalten und 2. ist dann erst notwendig, wenn die Antibiotikatherapie abgeschlossen ist. Meist bekommt man eine angerührte Salbe z.B. Eucerin plus Erythromycin o.ä. für die betroffenen Hautstellen gemixt. Spricht sich der Arzt gegen eine Antibiotikatherapie aus, weil er meint, dass die Besiedelung mit dem Stapyhlokokkus noch im physiologischen Bereich liegt ( wir haben alle ein paar davon im normalen Hautmilieu), dann kannst Du meine empfohlene Salbe anwenden. Cortion allerdings würde ich noch immer weglassen. Meine Frage an Dich: Wissen Die beiden Ärzte über die unterschiedlichen Empfehlungen Cortison versus Antibiotika bzw. Eucerin Bescheid? Welche Begründungen haben Sie für ihre Therapie? Ich kann in der Tat nur meine Empfehlung nach meinen Erfahrungen aussprechen; möchte mir aber nicht anmaßen eine systematische ärztliche Therapie zu durchbrechen. Folgende Information: Staphylokokken-Infektionen Krankheitsbezeichnung Vorbemerkungen 2.1 Klassifikation Eine mit den klinischen Krankheitsbildern korrelierende Klassifikaiton der Staphylokokken-Infektionen kann über den Nachweis einer Koagulase vorgenommen werden. Danach werden Koagulase-positive Staphylokokken (meist pigmentiert, S. aureus) von Koagulase-negativen Staphylokokken unterschieden und im folgenden getrennt besprochen. Koagulase-positive Staphylokokken (S. aureus) 3.1 Definition und Basisinformation Staphylokokken sind grampositiv, werden mikroskopisch durch ihre paarige oder traubenartige Anordnung identifiziert und lassen sich kulturell leicht anzüchten. Die meist humanpathogenen Stämme sind nicht bekapselt. Staphylokokken sind gegenüber Umwelteinflüssen wie hoher Salzkonzentration, Temperaturen bis 50 °C oder Austrocknung sehr resistent. Zahlreiche biologisch hochaktive Exotoxine (Hämolysine, Leukozidin, Hyaluronidase, Nukleasen, Proteasen, Katalase, Lipasen u.a.) werden von Staphylokokken produziert. So wird das "Staphylococcal scalded skin syndrom" (SSSS, auch: Dermatitis exfoliativa [neonatorum], altes Syndrom: Morbus Ritter von Rittershain) durch zwei biochemisch und immunologisch differenzierbare Exofoliatine A und B ausgelöst. Das "(Staphylococcal) Toxic shock syndrome" (TSS) wird durch ein anderes Staphylokokken-Exotoxin verursacht. Dabei handelt es sich um ein nur von manchen Staphylokokkenstämmen gebildetes Protein mit dem Namen TSST-1 (toxic shock syndrome toxin 1). Verschiedene hitzestabile Enterotoxine (A-E) von Staphylokokken führen in vitro als Superantigene zu einer maximalen T-Zell-Stimulation und sind in vivo für Staphylokokken-assoziierte Nahrungsmittelintoxikationen verantwortlich. S. aureus kommt ubiquitär vor und ist Bestandteil der normalen Hautflora (bei 30 % aller Menschen in Abstrichen von Nasopharynx und feuchten Hautpartien nachweisbar). Staphylokokken-Infektionen können von offenen Wunden oder Abszessen ausgehen, auber auch von asymptomatischen Trägern oder von kontaminierten Materialen übertragen werden. Dadurch entwickeln sich Infektionsketten in Familien, Wohngemeinschaften oder im Krankenhaus. Offene Wunden und Fremdkörper disponieren für eine Infektion. Besonders gefährdet sind Neugeborene, Immunsupprimierte und Patienten mit Granulozyten-Funktionsstörungen (z.B. chronische ["septische"] Granulomatose [CGD], Hyper-IgE-Syndrom). Aufgrund langer Zeitabstände zwischen Besiedlung und Infektion kann die Inkubationszeit (besser Latenzzeit) von Staphylokokken-Infekionen von einem Tag bis zu Wochen und Monaten reichen. Intoxikationen durch Staphylokokken-kontaminierte Nahrungsmittel haben im Gegensatz dazu eine kurze Inkubationszeit von 30 Minuten bis zu wenigen Stunden. 3.2 Leitsymptome Koagulase-positive Staphylokokken verursachen entweder lokale eitrige oder invasive Infektionen oder führen durch die Freisetzung von Toxinen zu Krankheitsbildern, die unabhängig vom Ort der Infektion sind. Beispiel für lokale Staphylokokken-Infektionen: Abszeß Kutane Staphylokokken-Infektionen: Impetigo (vielfach gleichzeitige Infektion mit Streptokokken), Follikulitis, Furunkel, Karbunkel, Hidradenitis (Schweißdrüsen), Brustabszesse (bei Neugeborenen oder stillenden Müttern) Augeninfektionen: eitrige Konjunktivitis, Hordeolum Pneumonien (vorwiegend im Säuglingsalter): pulmonale Infiltrate, Bildung von Pneumatozelen, Emphysem und Pneumothorax Komplikationen durch hämatogene Aussaat von Staphylokokken: Abszesse der inneren Organe oder der Muskulatur Endokarditis (z.B. bei Viten nach Herzkatheterisierungen oder nach Operationen) Osteomyelitis bzw. Osteoarthritis (bei Durchwanderung der Epiphyse im Säuglingsalter), Arthritis selten: Meningitis (hierzu gehören auch Infekionen bei Kindern mit Liquorableitungssystemen) Osteomyelitiden können sowohl hämatogen als auch per continuitatem entstehen. SSSS: charakteristisches Krankheitsbild bei Säuglingen und Kleinkindern mit raschem Übergang eines generalisierten makulösen Exanthems in eine Epidermolyse, bei Aussparung der Schleimhäute und oft nicht wesentlich beeinträchtigtem Allgemeinzustand. Abheilung meist in ca. 2 Wochen, letale Verläufe kommen jedoch vor. TSS: Es wurde zuerst im Kindesalter beschrieben, tritt jedoch überwiegend bei Frauen im Zusammenhang mit der Menstruation und Tampongebrauch auf. Hochakuter Krankheitsbeginn mit Fieber und schwerem Krankheitsgefühl, gefolgt von diffusem, makulösem Exanthem und verschiedenen Organbeteiligungen. Volumenmangel durch massives Kapillarleck. Abklingen der Symptome nach 1 Woche, in der zweiten Woche groblamelläre Schuppung der Haut. Ausfallen von Haaren und Nägeln bis zu 10 Wochen nach Krankheitsbeginn. Nahrungsmittelintoxikation: Krampfartige Bauchschmerzen, rezidivierendes Erbrechen und profuse Durchfälle. Kurzer Verlauf, meist 1 Tag, selbstlimitierend. 3.3 Diagnostik Bei typischem Grampräparat kann eine Staphylokokken-Infektion bereits mikroskopisch vermutet werden. Es folgt der kulturelle Nachweis nach Erregerisolierung aus Abstrichen, Sekreten oder Körperflüssigkeiten. Weitere Untersuchungen mit Phagentypisierung und Plasmidprofilen werden bei epidemiologischer Fragestellung in einem bakteriologischen Speziallabor durchgeführt. Das TSS wird primär aufgrund des klinischen Bildes diagnostiziert. Der TSST-1-Nachweis ist nicht beweisend, da auch Gesunde TSST-1 produzierende S. aureus-Stämme tragen können. Das für SSSS verantwortliche Exfoliatin läßt sich im Tierversuch an der neugeborenen, nackten Maus nachweisen. Zur differentialdiagnostischen Klärung kann neben dem charakteristischen klinischen Bild eine histologische Hautuntersuchung hilfreich sein. Bei Staphylokokken-induzierten Nahrungsmittelintoxikationen wird S. aureus in Erbrochenem oder im Stuhl nachgewiesen. 3.4 Therapie Bei einer Staphylokokken-Infektion sollte - wenn möglich - die chirurgische Drainage eines Eiterherdes erfolgen. Bei der Auswahl geeigneter Antibiotika für die systemische Behandlung von Staphylokokken-Infektionen ist zu berücksichtigen, daß 30 - 50 % der S. aureus-Stämme bei ambulanten Patienten und 60 - 80 % der Hospitalstämme Penicillin-resistent sind, aber auch gegen penicillinasefeste Isoxazolyl-Penicilline wie Methicillin (in Deutschland nicht im Handel) und Oxacillin vermehrt Resistenzen auftreten (MRSA = Methicillin resistente S. aureus)sollen grundsätzlich andere Beta-Lactam-Antibiotika nicht eingesetzt werden, auch wenn sie in vitro empfindlich sind. Leichte Staphylokokken-Infektionen können mit einem oralen Antibiotikum behandelt werden (Isoxazolylpenicilline, orale Cephalosporine der 1. und 2. Generation, oder Aminopenicilline in Kombination mit Beta-Lactamase-Hemmer). Bei schweren Infektionen ist eine intravenöse Therapie mit Isoxazolylpenicillinen, Cephalosporinen der 2. Generation, Clindamycin, oder auch mit Rifampicin und Fusidinsäure angezeigt. Methicillin-resistente Stämme erfordern meist den Einsatz von Vancomycin oder Teicoplanin, für die bisher nur vereinzelt Resistenzen beschrieben wurden. Die Kombination mit einem Aminoglykosid oder Rifampicin ist evtl. sinnvoll. Patienten mit SSSS erhalten hochdosiert parenterale Antibiotika mit penicillinasefestem Penicillin, wegen eines möglichen synergistischen Effektes evtl. in Kombination mit einem Aminoglykosid. Im Falle einer MRSA-Infektion wird mit Vancomycin oder Teicoplanin behandelt. Bei SSSS oder auch beim TSS ist alternativ der Einsatz von Clindamycin zu erwägen. Beim TSS steht neben der Drainage der Staphylokokkenherdes die symptomatische Schocktherapie mit der Gabe von Corticosteroiden bei schweren Fällen im Vordergrund. Liebe Mago wünsche Euch Erfolg und bin für weitere Fragen offen. Viele Grüße von Katrin

von Katrin Simon am 16.11.2003



Antwort auf: Hautpflege/Die zweite (lang)

wenn du willst, kannst mich anmailen und ich schick dir dann was zum lesen !

Mitglied inaktiv - 15.11.2003, 12:56



Antwort auf: Hautpflege/Die zweite (lang)

Hallo Katrin, danke, für deine Antwort. Also, der KiA weiß nicht, daß ich bei einer Hautärztin war und sie mir Cortison verschrieben hat. Als ich beim KiA anrief und zufällig von den Staphy. erführ, erzählte ich ihm ja, daß ich drei Tage ,wie ers verordnet hat, Antibiotika genommen hab und daß es etwas besser wurde und nach dem Absetzen der Salbe wieder verschlechterte. Darauf hin fragte ihn die Schwester am Telefon, ob ich denn wieder anfangen soll mit Antibiotika und er soll das verneint haben und empfohlen haben,das Melkfett wegzulassen. Von der Hautärztin bin ich ja noch weniger überzeugt inzwischen. sie hat uns ja 50(!) Minuten einen tiefgründigen Vortrag über Neurodermitis gehalten ohne vorher mal näher auf den Ausschlag zu schauen. Als ich am Ende fragte, ob wir allgemein über ND sprechen oder speziell über meine Tochter, meinte sie ja, daß es wahrscheinlich ist, daß sie allergiegefährdet ist, daß ich nachher mit der Beikost aufpassen muß und FALLS sie Ekzeme bekommt, soll ich Cortison nehmen. Ganz am Ende sollte ich die Kleine dann ausziehen, damit sie einen Blick auf die Haut machen kann und meinte dann zu meiner Kleinen: "Ach du siehst ja ganz gut aus, hast ja bloß trockene Haut", woraufhin ich dann die ganzen Proben aus der Apotheke bekam. Die Hautärztin allerdings weiß, daß Bakterienbefund vorliegt und das Fuzidine benutzt wurde. Dazu meinte sie, naja, mit Fuzidine können sie nicht viel falschmachen, aber man brauche ja nicht das Risiko eingehen, bei einem so kleinen Menschen den Körper schon resistent (?) gegen Antibiotika zu machen. Und als ich fragte, was ich machen solle, wenn der KiA einen Pilz feststellt und mir dagegen eine Salbe verschreibt, schlug sie vor, die nicht zu nehmen. Du siehst, ich bin völlig durcheinander von den unterschiedlichen Aussagen der Ärzte, obwohl ich den KiA in diesem Falle kompetenter als die Hautärztin finde (so aus Laiensicht). Noch eine Frage: was bedeutet, die Baktrien befinden sich auf/in physiologischem Milieu? Hab nämlich gelesen, daß die in seltenen Fällen eine Meningitis verursachen können. Ich weiß auch nicht mehr, werde nachher noch einen zweiten KiA anrufen und dort auch nochmal nachfragen, denn so wie ich deinen Anhang verstanden hab (die Info) breitet sich das auch aus, wenn nichts dagegen unternommen wird. LG, Mago

Mitglied inaktiv - 17.11.2003, 09:02



Antwort auf: Hautpflege/Die zweite (lang)

Liebe Mago, dieses ganze Behandlungsprocedere finde ich mittlerweile etwas undurchsichtig; ähnlich verwirrend. Insofern ist ein anderer KINDERARZT sicherlich von Vorteil. Tipp: lasse Dir bitte alle Befunde von den Abstrichen geben und auch einen Arztbrief schreiben, der den Verlauf dokumentiert. So kann der neue Arzt besser folgen. Beharre auf den Brief, Du hast ein Recht darauf. Physilogisches Milieu heisst: auf der normalen Hautoberfläche. Gefahr: Bei einer runtergesetzten Abwehr und einer zu starken Besiedelung kann es zu Komplikationen kommen z.B. bei Neugeborenen... Bin auf weitere Berichte gespannt und den neuen Arzt. Viel Glück wünscht Katrin

von Katrin Simon am 18.11.2003