Forderung sofort nachgeben oder ignorieren

 Katrin Simon Frage an Katrin Simon Ausbilderin von Kinderkrankenschwestern

Frage: Forderung sofort nachgeben oder ignorieren

Hallo, Mein Sohn wird in ein paar Tagen 14 Monate und hat vor kurzem laufen gelernt. Insgesamt hat er gerade einen Entwicklungsschub, kann beim Spielen viel mehr, ist gewachsen und kriegt Zähne. Er entwickelt sich ganz toll und macht mich sehr stolz. Nun ist er aber auch sehr fordernd geworden. Er kommt oft zu mir, nimmt mich an der Hand und zieht mich zu einem Spielzeug, das ich für ihn zusammenbasteln soll oder zeigt auf einen Gegenstand, an den er selber nicht ran kommt und haben will, damit ich es ihm gebe. Meist folge ich ihm und tue was er will. Manchmal kann ich aber nicht sofort reagieren, wenn ich koche oder ähnliches. Dann meckert er, reagiere ich immer noch nicht, dann schreit er, reagiere ich immer noch nicht, setzt er sich hin und weint bitterlich bis ich ihn tröste. Verständlicherweise versuche ich das zu vermeide und sofort ihm zu helfen bevor er sich aufregt. Nun frage ich mich, ob das nicht falsch ist, weil er ja dann lernt, dass ich quasi immer und sofort und nur für ihn da bin. An manchen Tagen habe ich keine ruhige Minute mehr. Wie bringe ich ihm bei auch mal kurz zu warten bis ich Zeit habe? Danke und beste Grüße

von Sonnenblume 1812 am 06.02.2020, 19:52



Antwort auf: Forderung sofort nachgeben oder ignorieren

Liebe Sonnenblume Jetzt geht es los ... ;). Nun beginnt die Erziehung- eine neue Ära des Miteinanders und vor allem auch eine neue Auseinandersetzung mit sich selbst und einer eigenen Haltung und Ansicht zu Erziehungsideen. Und das im partnerschaftlichen Kontext. Das ist nicht immer einfach :). Ihr Sohn ist ein kleiner Abenteurer und möchte Sie natürlich an all seinen Erlebnissen, Erungenschaften, Idee usw. teilhaben lassen. Sie gehen dem natürlich auch nach und helfen, bewundern und lassen sich auf das Spiel ein. Und das ist toll! So erhält Ihr Sohn seine Anerkennung und spürt Ihren Stolz und Ihr Interesse an ihm!!, was im Wertschätzung verleiht. Und genauso richtig, selbstverständlich und normal ist es, dass Ihr Sohn das Warten lernen muss. Ich nehme an, dass Ihnen Ihr Bauchgefühl bereits sagt, wann es vollkommen o.k. ist, dass er mal warten darf und wann es eine überlange Zeit ist, die Ihr Sohn auf Sie wartet... Diese Nuancen spürt man i.d.R. Als Idee habe ich folgende: - gestalten Sie den Tag so, dass Sie feste Qualtitätszeiten der Beschäftigung mit Ihrem Sohn festlegen. Es muss nicht immer lange sein. Aber, es sollten ungestörte Zeiten sein, die wirklich nur Ihrem Sohn gehören. Ohne eine Nebenbeiaufgabe, ohne Smartphone o.ä.. Diese festen Zeiten tun deshalb gut, weil Ihr Sohn Sie dann absolut! bei sich weiß und Sie ebenfalls für sich wissen, dass Sie diese intensiven Zeiten hatten und haben und nun durchaus andere Dinge erledingen können- ohne! ein schlechtes Gewissen zu haben. - Sie können Ihren Sohn warten lassen und ja, es dürfen auch Protesttränen kommen. Allerdings sollte die Wartezeit nicht zu lange sein. Hier kann Realität und eigene Wahrnehmung von "gleich" auseinanderklaffen. Ein Kurzzeitwecker kann helfen, sich die Wartezeit zu verdeutlichen. Und dann sollte es auch kein weiteres Gleich geben... :). - manchmal kann es hilfreich sein, das Kind bei seinen eigenen Aktivitäten miteinzubinden. So fühlt es sich gesehen und wahrgenommen und kann sich einer neuen und auch interessanten Sache widmen. Schauen Sie einmal im Netz unter Piklerstuhl. Dieser Stehhochstuhl ist gesichert, kann an die Arbeitsplatte oder den Tisch geschoben werden - so kann das Kind auf Arbeitshöhe das spannenste überhaupt ( Mamas Tätigkeit) verfolgen und sogar "mithelfen". Manchmal müssen die Helferaufgaben etwas abgewandelt werden ;)... - ein tolles Buch von Jesper Juul: Erziehen in Gelassenheit Dieses Buch gibt sehr wertvolle Ideen für das Leben im Alltag mit einem Kind. Geben Sie mir gerne Ihr Feedback :). Ich bin für Sie da! Liebe Grüße von Katrin

von Katrin Simon am 10.02.2020



Antwort auf: Forderung sofort nachgeben oder ignorieren

Hallo, ich springe nicht (mehr) sofort, wenn mein Sohn etwas will. Das war aber ein langer Lernprozess, so kleine Kinder haben ja noch kein richtiges Zeitgefühl. "Gleich" heißt für sie eben "nicht". Du kannst Dich langsam rantasten, die Zeit, die er warten muss, zu verlängern. Dann lernt er, diese Pause zu ertragen, weil er weiß, dass Du verlässlich zu Deinem Wort stehst und ihm hilfst, mit ihm spielst usw. Lenk ihn für den Anfang mit etwas ab, bis Du hingegen kannst oder möchtest, oder fordere ihn auf, Dir etwas zu bringen oder etwas zu gucken oder irgendwohin zu laufen und wieder zurückzukommen (Lauf mal ins Wohnzimmer und zurück, dann helfe ich Dir.) Hab Geduld, das wird mit der Zeit besser. Viele Grüße

von Mamamaike am 07.02.2020, 10:35