Hallo Frau Simon,
nach einer sehr sorgenvollen Schwangerschaft ist meine Kleine vor 3.5 Wochen per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen. Ich hardere allerdings ein wenig mit der Geburt und der Zeit danach...
Geplant war eigentlich ein Kaiserschnitt aufgrund von BEL mit Spinalanästhesie, da ich aber leider während der OP noch sehr viel gespürt habe (also wirklich das schneiden und reißen etc., es war sehr gruselig und ein stückweit auch schmerzhaft) habe ich doch noch eine Vollnarkose bekommen.
Die Geburt war um 3 Uhr nachts nach Blasensprung, wach geworden bin ich erst gegen 8 Uhr, mir (und auch der Kleinen) ging es aber sehr schlecht, ich musste mich übergeben (die Kleine auch weil sie so viel Blut geschluckt hat), war noch völlig weggetreten, schwach etc.
Im Endeffekt konnte ich sie erst gegen Mittag auf den Arm nehmen.Da war sie aber natürlich auch schon komplett angezogen und gewaschen. Ich hab jetzt irgendwie Sorge das wir das so wichtige Bonding verpasst haben. :( Seit dem ich sie das erste Mal auf dem Arm hatte, habe ich sie kaum noch abgelegt, nur nachts schläft sie im Beistellbett neben mir und tagsüber lege ich sie nur kurz weg wenn ich etwas esse oder Dusche. Ab und an will der Papa sie natürlich auch mal haben, da muss ich dann auch auf sie verzichten;).
Ich rede viel mit ihr, Stille sie nach Startschwierigkeiten inzwischen voll, trage sie, wie gesagt, sehr viel, kuschel mit ihr und versuche immer da zu sein.
Glauben sie das kann das verpasste Bonding am Anfang wieder ein bisschen gut machen? Ich mache mir schon Vorwürfe das es am Ende doch eine Vollnarkose gab und ich nicht sofort für sie da sein konnte. :(
Gibt es noch etwas was ich machen kann um unsere Bindung zu stärken?
Vielen Dank
Viele Grüße
Efeu
von
Efeu1889
am 11.03.2020, 22:11
Antwort auf:
Bindung
Liebe Efeu
Ihre Geschichte klingt sehr intensiv. Ich kann Ihre Gedanken und Gefühle sehr gut nachvollziehen. Sie haben Ihr Kind sehr gut im Blick und tun wirklich alles, was Sie tun können :). Ihr Baby erhält Ihre körperliche und emotionale Nähe und Sie sind immer für Ihr Kind da!
Aus Ihren Zeilen höre ich das Bedauern heraus, dass die ersten Momente des Zusammenkommens mit Ihrem Baby, sich ganz anders darstellten, als Sie es sich gewünscht und erhofft haben.
Ihr Geburtserlebnis ist besonders und wird vielleicht noch viel Zuwendung brauchen. Und das ist auch gut so! Sollten Sie das Gefühl haben, dass Ihr Erleben Sie bestimmt oder sich negativ auswirkt, dann möchte ich Ihnen raten, eine Hilfe aufzusuchen.
Falls Sie dahingend Fragen habe, dann bin ich gerne für Sie da und kann Ihnen weitere Adressen empfehlen.
Sie und Ihr Baby und natürlich auch Ihr Mann können im ganz kleinen Rahmen, etwas für sich alle tun. Kennen Sie das Babyheilbad?
Ich leite Ihnen die Vorgehensweisen weiter. Vielleicht kann IHnen sogar Ihre Hebamme zur Seite stehen. Andernfalls gehen Sie wie folgt vor:
Das Babyheilbad nach Brigitte Meissner kann nach einer schwierigen Geburt eine gute Erste-Hilfe-Maßnahme sein, um die Bindung zu intensivieren oder das Bonding aufgrund einer Trennung von Mutter und Kind nachzuholen. Viele Frauen empfinden das Babyheilbad, das manchmal auch Mutter-Kind-Heilbad, Traumabad oder Geburtsbad genannt wird, nach einer schwierigen Geburt als beziehungsfördernd und heilsam.
Wann kann ein Babyheilbad eingesetzt werden?
Ein Bondingbad kann natürlich nach jeder Art von Geburt durchgeführt werden. Besonders sinnvoll ist es unter folgenden Voraussetzungen:
Kaiserschnittgeburt
Saugglockengeburt
Zangengeburt
schneller oder langsamer Geburtsverläufen
nach Trennung von Mutter und Kinder nach der Geburt
bei schwierigem Stillstart oder generellen Stillschwierigkeiten
starker Babyblues
Wochenbettdepression
Abwesenheit von Muttergefühlen
Das Babyheilbad empfindet jenen Moment nach, in dem das Neugeborene noch nass auf die nackte Brust der Mutter gelegt wird. Das Nachholen oder Wiederholen dieses Moments ist für Babys und Mütter nach einem schwierigen Start ins Leben eine sehr heilsame und beruhigende Erfahrung.
Es kann in den ersten Tagen nach der Geburt oder auch erst Wochen später durchgeführt werden. Idealerweise bekommen Mutter und Baby dabei Unterstützung vom Partner oder einer Hebamme. Man kann das Babyheilbad durchaus öfter wiederholen. So kann es seine heilsame Wirkung optimal entfalten.
Folgende Utensilien werden benötigt:
Babybadewanne oder Badeeimer
flauschiges Badetuch
Zeit und Ruhe
Badezusätze (optional)
Anleitung für das Babyheilbad
Eine gemütliche und ungestörte Atmosphäre ist die Grundvoraussetzung, um mit dem Babyheilbad beginnen zu können. Das Zimmer sollte angenehm warm sein, das Handy am besten ausgeschaltet und alle Beteiligten sollten keinen Termindruck verspüren. Wenn das Baby mit der Flasche gefüttert wird, sollte diese vorbereitet neben dem Bett stehen.
Während es sich die Mutter im Bett gemütlich macht, badet der Partner oder die Hebamme das Baby für einige Minuten. Im Idealfall geschieht dies in der Babybadewanne oder dem Badeeimer direkt neben dem Bett – bei Platzmangel natürlich im Badezimmer.
Anschließend legt man das Baby nackt und nass auf den bloßen Oberkörper der Mutter und deckt beide gut mit einem Badetuch und der Bettdecke zu. Das Baby darf dabei auf keinen Fall auskühlen. Der enge Hautkontakt mit dem nackten und nassen Baby ist für viele Frauen eine sehr emotionale und berührende Erfahrung. Sie ähnelt der Situation, in der ein Neugeborenes nach einer vaginalen Geburt auf der Brust der Mutter liegt. Dies ist genau jener Moment, der vielen Frauen nach einem schwierigen Geburtserlebnis fehlt. Es ist auch möglich, dass Mutter und Baby gemeinsam in der Badewanne baden und sich anschließend warm eingepackt ins Bett kuscheln.
Das Bonding-Bad kann starke Emotionen bei Mutter und Kind hervorrufen, die unbedingt zugelassen werden sollen. Nur so kann das Mutter-Kind-Heilbad seine volle Wirkung entfalten.
Braucht man für das Babyheilbad einen Badezusatz?
Direkt nach der Geburt sollte auf einen Badezusatz verzichtet werden, damit das Baby sich in aller Ruhe mit dem Geruch der Mutter vertraut machen kann. In den Tagen und Wochen danach kann man ein paar Tropfen eines milden Badezusatzes verwenden. Ich empfehle dafür das Wildrosencremebad oder Wildrosenöl von Weleda bzw. den Entbindungsduft von Ingeborg Stadelmann.
Literatur
Meissner, B. (2013). Emotionale Narben aus Schwangerschaft und Geburt auflösen: Mutter-Kind-Bindungen heilen oder unterstützen – in jedem Alter. Eigenverlag.
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit!
Liebe Grüße von Katrin
von
Katrin Simon
am 15.03.2020
Antwort auf:
Bindung
Hallo,
Du machst das ganz super, keine Sorge. Und wenn der Papa (oder auch andere) sie halten, kann das eure Bindung nicht lösen.
Bonding findet nicht nur in den ersten Stunden statt, sondern andauernd, und da tust Du ja ganz viel für.
Und mach Dir keine Vorwürfe wegen der Geburt: Das war ja alles nicht Deine "Schuld", sondern eigentlich ein großes Glück, dass es zwar ungeplant und unerwünscht gekommen ist, wie es nunmal war, aber so wurde Dir (und auch Deiner Tochter) bestmöglich geholfen - und keinesfalls geschadet.
Viele Grüße
PS: Mein Sohn hat es gehasst, Haut an Haut mit mir zu sein, aber wir haben und hatten von Anfang an eine gute Bindung.
von
Mamamaike
am 12.03.2020, 23:39