Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Herr Dr. Busse, bei uns steht jetzt bald die U8 an. Eine Freundin erzählte mir, daß das Kind dort einen Kreis, ein Rechteck, ein Kreuz und einen Menschen zeichnen muß. Also, Lukas kriegt allenfalls einen Eier-Kreis hin, er ist Linkshänder und zeichnet nur Spinnen und Schlangen ;-) gern, alles andere endet in undefinierbare Kringel und Linien. Einen Menschen hat er noch nie gezeichnet und auch wenn ich ihn darum bitte, wird es eine Tausendfuß-Spinne ... Hat er motorische Defizite oder ist das nicht für einen 3 - 4jährigen relativ normal???. Das Resultat seiner Bilder ändert sich mit jedem Strich, erst soll es ein Auto werden, dann sieht es aus wie eine Spinne, dann jedoch erklärt er mir, daß es eine Blume ist (während ich auf ein Strich-Kreis-Gewirr blicke). Das Kind meiner Freundin soll verhaltensauffällig sein, weil sie gern mal auf einen Schrank klettert, trotz Verbot - also nicht hört und dies sei verhaltensauffällig. Auch die gelegentlich Trotzanfälle würden beweisen, daß das Kind beobachtet werden muß. Und wenn eine Vierjährige dem Arzt nicht Guten Tag wünscht, dann ist es unerzogen ... Ist unsere Kinderärztin besonders streng oder dürfen 4jährige keine Wutanfälle mehr kriegen - die kriege ich als 30jährige sogar gelegentlich ... und dürfen sie nicht aus Angst vor der fremden Umgebung und dem fremden Menschen nicht mal "unerzogen" sein und eher "Auf Wiedersehen", als Guten Tag wünschen???? Ich habe angst, daß mein Kind als verhaltensauffällig eingestuft wird, nur weil es noch nicht zeichnen kann, vielleicht nicht guten Tag wünscht und nicht immer auf das erste Wort reagiert. Ich persönlich bin mit der Entwicklung meines Kindes mehr als zufrieden, er kennt fast alle Farben (auch lila, orange, hell- und dunkelblau etc.), erkennt die Menge 4 auf Anhieb als solche, ohne nachzuzählen, er weiß wo links und wo rechts ist, er spricht deutlich und in ganzen Sätzen, er ist freundlich und hilfsbereit, bei anderen Kindern sehr beliebt, er hüpft auf einem Bein, daß einzige, was ich bemängele, ist, daß er nachts nicht trocken ist und sich gern anziehen läßt. Beim Spielen bzw. Klettern ist er etwas zu vorsichtig und dadurch wirkt es manchmal ungeschickt, aber vermutlich bin ich schuld, da früher immer: Paß auf! Sei vorsichtig! Anstatt einmal mit einem Auge wegzugucken. Ich weiß, daß ich manchmal hohe Anforderungen an ihn stelle und befürchte, daß ich mich von dem Untersuchungsergebnis dann so beeinflussen lasse, daß die Erwartungen größer werden, als es sein müßte. Vielen Dank für Ihre Antwort im voraus. Mit freundlichen Grüßen
Liebe Sabine, jedes Kind hat besondere Stärken und Schwächen, entwickelt sich in manchen Bereichen früher und lernt manches später. Das weiß jeder Kinderarzt und berücksichtigt das bei jeder Untersuchung. Bei den Vorsorgeuntersuchungen geht es vor allem darum herauszufinden, in welchen Bereichen ein Kind vielleicht gezielte Hilfe benötigt und nicht darum eine endgültige Diagnose zu stellen. Sehen Sie das einfach etwas gelassener, nehmen Sie ihr Kind als Individuum und lassen Sie sich beide nicht unter Druck setzen. Alles Gute!