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Sehr geehrter Herr Dr. Busse, mein Partner und ich haben heute einen Erste-Hilfe-Kurs für Kinder besucht. Dort sprach der Leiter vom "trockenen Ertrinken". Dies ist wohl ein anderes als das sekundäre ertrinken nach einem "beinahe primären ertrinken durch Wasser". Leider habe ich dies nicht ganz verstanden. Er erklärte, dass das trockene ertrinken durch Schrecksituationen und ganz ohne Wasser ausgelöst wird und sich dann die Stimmritze des Kindes verschließt und das Kind so erstickt und nur mit Reanimation wiederbelebt werden kann. Können Sie mir das nochmal genauer erklären? Natürlich erschrecken sich Kinder ja öfter mal.. muss man da nun immer besorgt sein? Und bis zu welchem Alter besteht die Gefahr eines solchen Vorfalls? Vielen Dank im Voraus! Mit freundlichen Grüßen
Liebe 7, es tut mir leid, wenn Sie beim sinnvollen Notfallkurs mehr verunsichert wurden als Sicherheit im Umgang mit Ihrem Kind erwerben konnten. "Trockenes Ertrinken" ist ein Terminus, der nicht zum medizinischen Sprachgebrauch gehört. Aufgekommen ist er, weil Menschen ertrunken sind, ohne dass Wasser in der Lunge gefunden wurde. Dies ist fälschlicherweise als „trockenes Ertrinken“ klassifiziert worden. In dem Zusammenhang wird oft beschrieben, dass es beim Einatmen von Wasser zu einem Stimmritzenkrampf (Verkrampfung der Stimmbänder) im Kehlkopf kommen könne, und wenn sich dieser Krampf nicht auflöse, Lebensgefahr bestehe. Der Stimmritzenkrampf ist aber einfach ein gesunder Reflex, der verhindert, dass wir Wasser einatmen. Wenn kein Wasser in der Lunge gefunden wurde, kann das auch andere Ursachen haben, etwa eine Herzerkrankung. Im Schwimmbad schlucken Kinder jeden Tag Wasser, oder sie verschlucken sich daran. Deshalb muss man als Eltern aber keine Angst haben. Wenn geringe Wassermengen in die Lunge geraten, ist das medizinisch nicht relevant. Vielmehr führt dies meistens zu einem Hustenreiz, der die Lunge schützt. Also bitte keine Angst vor dem gemeinsamen Spielen im Wasser. Entscheidend ist aber die Aufsicht in jeder Sekunde, also bitte ohne dass sich die Eltern am Beckenrand mit dem Handy statt mit Ihrem Kind beschäftigen. Alles Gute!
3wildehühner
Es wäre gut gewesen, wenn ihr das während des Kurses den Trainer gefragt hättet, denn dafür ist er doch da! Es klingt allerdings alles andere als seriös, was er euch erzählt hat! "Trockenes Ertrinken" ist kein medizinischer Fachbegriff und das, was er euch da gesagt hat, ist, wie du selber schreibst, nicht das, was umgangssprachlich "sekundäres" oder "trockenes" Ertrinken genannt wird. Das, was der Kursleiter beschreibt, nennt sich Stimmritzenkrampf (Laryngospasmus). Es ist sehr seltsam, dass er das scheinbar nicht weiß...