Mu771
Hallo, unsere Eingewöhnung war sehr traumatisierend. Vorwiegend wohl für mich? Die Tagesmutter ist toll, ich kenne sie auch privat schon länger. Es ist hier ein Glück, überhaupt eine zu finden und ich hätte eigentlich ab April einen neuen Job anfangen können. Meine Tochter war zur Eingewöhnung ab März 19 Monate alt. Die Tagesmutter bietet nur 3 Tage die Woche an und wir wollten davon dann 4 Stunden in Anspruch nehmen. Meine Tochter ist sehr auf mich fixiert, sie braucht daher generell lange, bis sie in einer unbekannten Umgebung auftaut. So auch bei der Tagesmutter, aber nach der ersten Woche war sie dann doch unerwartet schnell schon sehr zufrieden und selbstsicher dort. In der zweiten Woche gab es die erste Trennung von 30 Minuten. Die Kleine hat natürlich geweint, aber dann kam nach 10 Minuten eine SmS, sie hätte sich beruhigt. Dann ein Foto per Whatsapp mit dem nicht mehr weinenden Kind. Aber der Gesichtsausdruck sah meiner Meinung nach aus wie 10 Tage Regen. Egal, ist nur eine halbe Stunde, hab ich mir gesagt. Am nächsten Tag im Grunde dasselbe nochmal, nur eben 45 Minuten Trennung. Das Geschrei war aber schon einiges lauter. Dieses Mal bin ich im Flur hängengeblieben (außer Sichtweite meiner Tochter, die dachte, ich sei gegangen) und 10 Minuten höre ich sie schreien und fange auch bitterlich an zu weinen. Nachdem meine Tochter nicht mehr geweint hat, bin ich gegangen. Wieder Foto: wieder unglückliches Kind. Egal, sag ich mir wieder, ist ja nur kurz. Tag 3 die Katastrophe. Meine Tochter lässt sich von der Tagesmutter nicht beruhigen. Sie schreit, von der ersten Minute an, wie wenn es um ihr Leben geht. Sie verlangt, dass ich sie anziehe. ANZIEHN!, schreit sie und AAAAB!! (geh weg) zur Tagesmutter. Sie ist richtig hysterisch. Ich gehe trotzdem. So will es auch die Tagesmutter. Die Kleine wird aggressiv, lässt sich nicht beruhigen, bleibt an der Türe stehen, lässt sich nicht anfassen. Ich höre das schreiende Kind in meinem Auto auf dem Parkplatz bei geschlossenen Türen, natürlich breche ich auch in Tränen aus. Nach 10 Minuten die SmS: bitte komm wieder. Ab da war es eigentlich vorbei. Sie fühlte sich nicht mehr wohl bei der Tagesmutter. Die Woche drauf mag sie nur widerwillig überhaupt zu ihr rein. Das Programm wird dennoch nach Plan durchgezogen, mit einem Tag Pause. Einen Tag bleibe ich noch dabei, am Mittwoch wird dann aber wieder getrennt, dieses Mal für 1,5 Stunden und so fort. Zwar gab es nie mehr ein solches Drama, wie am Ende der ersten Woche des Trennungsversuchs, aber meine Tochter verhält sich bei der Anreise und an diesen drei Nachmittagen in der Woche zunehmend unglücklich. Sie weint schon, wenn ich in die Straße abbiege, in der die Tagesmutter wohnt. Ich stille noch. Bis zur Eingewöhnung bestand nur noch Bedarf zum Einschlafen und nachts, es sei denn, sie war krank oder zahnte, dann auch mehr. Aber an den drei Tagen bei der Tagesmutter, wollte sie mir den ganzen Nachmittag nicht mehr von der Brust. Ich durfte nicht mal mehr allein aufs Klo, sie wollte ständig getragen werden, war sehr weinerlich, aber auch aggressiv. Aber auf eine Art, wie ich es von ihr nicht kenne: wirklich "schäbig" aggressiv, ließ sich auch nicht beruhigen. Abends ist sie zwar an diesen drei Tagen immer erschöpft eingeschlafen, hatte dann aber nachts Alpträume von "Arbeiten" (Mama geht arbeiten), "Brummbrumm" (Auto fahren) und "ANZIEHN!". Sie ist nachts also viel und oft schreiend aufgewacht. Meistens hat sie sich dann von Freitag auf Samstag wieder eingependelt und war dann bis Montag wieder "normal", aber das ganze Drama beginnt von vorn, wenn sie ab Dienstag zur Tagesmutter geht. Letzte Woche Mittwoch Trennung von 4 Stunden. Verabschiedung an der Tür. Laut Tagesmutter nur 2 Minuten geweint. Auf den Bilder Gesichtsausdruck depressiv. Ich sehe sie auf keinem der Bilder lachen. Die Nachmittage sind ohnegleichen, die Nächte auch. Auch ich bin mittlerweile total abgeschlagen. Jetzt lenkt auch die Tagesmutter ein. Die Kleine beruhige sich zwar nach wenigen Minuten, sei dann aber immer mindestens eine Stunde weinerlich und suche mich und frage nach mir. Sie leide also sehr, sagt auch die Tagesmutter. Also haben wir wieder zurückgeschraubt. Sie geht nur von 8 - 11 Uhr zur Tagesmutter. Von 8 - 10 bleibe ich dabei, dann um 10 gehen die Kinder raus und dort verabschiede ich mich von meiner Tochter, die zwar immer noch kurz weint, aber nur bis sie mich nicht mehr sieht. Ich höre es ja, ich laufe ja nur ums Haus, dann ist schon Ruhe. Sie weint so jetzt nicht mehr, wenn wir zur Tagesmutter fahren und zu ihr reingehen, aber meine Tochter meldet schon im Auto mit "Mit!", dass sie auch erwartet, dass ich mitkomme. Auch signalisiert sie mir, dass ich zuerst meine Schuhe ausziehen muss und erst dann die ihren. Sie sitzt dann gut und gerne noch 15 Minuten erst auf meinem Schoß, bevor sie sich an die Spiele macht. Aber mir ist aufgefallen, dass sie versucht, nicht allzu weit von mir weg zu gehen und spielt dann lieber alleine. Sie geht also nicht mit, wenn die anderen Kinder mit der Tagesmutter den Raum verlassen. Ich versuche parallel ein paar Techniken anzuwenden, die mir eine Kindergärtnerin empfohlen hat, wie z.B. mich vom Kind wegdrehen und mich nicht so "präsent" machen und das klappt insofern ganz gut, als dass die Kleine dann nicht nur an mich dranhängt und sich auch alleine beschäftigt. Aber Anschluss sucht sie deswegen dennoch nicht. Sie spielt auch wesentlich weniger unbesorgt als noch in den ersten Tagen. Lässt sich von der Tagesmutter weder wickeln, noch anziehen und macht auch bei den anderen Aktivitäten nicht mehr mit. Es fühlt sich so falsch an. Der Job ist jetzt auch ins Wasser gefallen. Mein Mann sagt, ich soll ganz abbrechen. Aber ich frage mich: ----------------------------------------------------------------------------------- --> Wenn ich abbreche, habe ich dann im Kindergarten nicht gleiche oder vielleicht noch schlimmere Probleme, weil sie sich dann eventuell gemerkt hat, sie kann auch zuhause bleiben, wenn sie nicht will? Außerdem: Kindergarten aussuchen ist bei uns leider nicht möglich: man wird von der Gemeinde zugewiesen. Berichte von anderen Eltern sagen, die gehen da wesentlich rabiater vor, lassen die Kinder auch länger schreien und man wird dann eh nach Hause geschickt und nicht informiert. Verpasse ich dann eine gute Chance, meine Tochter sanft an eine Fremdbetreuung zu gewöhnen? --> Wenn ich nicht abbreche, ob ich mein Kind weiter traumatisiere? Und mich auch? Ich leide auch wahnsinnig darunter. Überall steht, man soll sich „halt zusammenreißen“ (banal ausgedrückt), das gehe alles vorbei und sei gut und richtig - aber ich habe das Gefühl, dass es einfach nicht richtig ist, was ich da mache. Es fühlt sich einfach grundlegend falsch an und ich bin total überrumpelt von diesem Gefühl. Ich verspüre so eine innere Unruhe seither, die mir ein Loch in die Brust frisst. Und das ist der Punkt, an welchem die Tagesmutter auch meint, es läge an mir und nicht an meiner Tochter. Wenn nur ich die richtige Einstellung hätte, dann würde das alles wunderbar funktionieren. Und sie hat es nicht laut ausgesprochen, aber durchleuchten lassen, dass ich mit meinem Verhalten mein Kind mit traumatisiere und mir eine Traumatherapie empfohlen. ------------------------------------------------------------------------------------ Ich habe viele logisch nachvollziehbare Antworten hier gelesen, vor allem von Ihnen, Herr Dr. Busse und bitte hiermit um einen guten Rat, falls möglich, basierend auf fundiertem Wissen, der mich in meiner Entscheidung unterstützt. Entschuldigen Sie den langen Text. Liebe Grüße
Liebe M., solche ausführlichen Berichte sprengen ein wenig die Möglichkeiten dieses Forums. In einer Familienberatungsstelle und bei Ihrem Kinderarzt können Sie sich ausführlichen individuellen Rat holen. Bitte denken Sie aber auch mal darüber nach, dass Ihre übergroße Sorge und mein Eindruck, dass Sie nicht loslassen können, wesentlich zur Reaktion Ihres Kindes beitragen. Entscheidend ist, dass Sie die Situation, dass Sie arbeiten gehen müssen, so annehmen wie sie ist und die Betreuung durch die Tagesmutter als wunderbare Ergänzung für die Entwicklung Ihres Kindes sehen. Alles positiv und freudig!! Alles Gute!
Ann-Kristin
Wenn der Job jetzt eh passe ist - wieso lässt Du sie nicht daheim? Kinder in dem Alter brauchen keine Fremdbetreuung und spielen eh eher neben- statt miteinander. Kinderkontakte kannst Du ihr bieten beim kinderturnen, Krabbelgruppe, Spielplatz... Die Bindung hat in diesem Alter Vorrang, sicher gebundene Kinder können sich später auch leicht lösen. So wie ich es verstanden habe, bist Du auf das Arbeiten nicht angewiesen?
Sonnenblume.
Manchmal wirkt es Wunder wenn der Papa die Eingewöhnung übernimmt. Habe ich schon mehrmals im freundes und Bekanntenkreis erlebt! Väter sind da einfach entspannter und können manchmal besser loslassen als wir Mütter. Da klappt die Eingewöhnung dann besser.
Sandra88
Hallo, das klingt wirklich schrecklich, was du da beschreibst. Für mich klingt es nach einer zu schnell durchgezogen Eingewöhnung, bei der einfach nicht auf das Tempo des Kindes geachtet wurde. Beschreibe dein Problem mal am besten im Forum von Frau Henkes, sie kann dir bestimmt etwas weiterhelfen. Alles Gute für euch.