Hallo Herr Dr. Busse, kurz ein paar Eckdaten zu meinem Kind. Aktuell ist sie 4 Jahre und 3 Monate alt. Sie ist ein Zwillingsfrühgeborenes, 31+1 geboren mit Retardierung durch Unterversorgung wog sie bei Geburt 990 g, sie hatte ihre eigene Placenta und ist bis heute unter der 1% Percentile, hängt ihrer zweieiigen Zwillingsschwester in jedem Entwicklungsschritt hinterher - daran haben wir uns gewöhnt und sind da entspannt. Allerdings machen wir uns schon Sorgen, da sie seit sie ca. 3,5 Jahre alt ist tagsüber komplett trocken ist und der nächste Entwicklungsschritt immer noch auf sich warten lässt und uns im Alltag doch schon sehr belastet. Das eine Thema ist das nächtliche Einnässen. Da sind wir relativ entspannt. Zwar ist ihre Schwester nachts schon seit über 1,5 Jahren komplett trocken, aber wir überlassen es ihr ganz selbst, ob sie eine Hochziehpanty anziehen möchte oder nicht. Meistens trägt sie eine, vereinzelt ist sie auch trocken und sehr stolz auf sich - wir sehen also immer mal wieder einen Fortschritt. Aber im Großen und Ganzen möchte sie jede Nacht eine Windelpanty und schläft so tief und fest, dass sie nicht vom nächtlichen Harndrang wach wird. Das an sich empfinden wir nicht als schlimm. Wir hatten auch Nächte, in denen sie ohne "Schutz" schlief und morgens in einer nassen Pfütze wach wurde. Sie merkt es einfach noch nicht. Ich denke aber, dass sie in diesem Punkt sicherlich noch Zeit hat - oder was meinen Sie? Unser Kinderarzt hat da die Meinung, wir müssten ihr die Panty nachts wegnehmen und sie wecken und auf die Toilette bringen in der Nacht. Aber genau Gegenteiliges liest man ja in aktuellen Erziehungsratgebern. Trockenwerden ist ein Reifeprozess und keine Erziehung... Aber Ihre Meinung dazu würde ich sehr gerne lesen. Das viel "Schlimmere" ist aber das tägliche Einkoten. Ich mache mir Sorgen, dass das nicht mehr "normal" ist sondern eventuell ärztlich abgeklärt werden muss. Sie möchte selbst "niieee mehr einmachen!!!" und ist jedes Mal total verständig, wenn wir ihr sagen, dass wir das eklig finden und uns wünschen, dass sie uns bescheid sagt und auf die Toilette oder das Töpfchen geht - das macht sie ja für Urin schließlich auch super selbstständig. Das verspricht sie auch jedes Mal ganz niedlich wenn wir sie wieder einmal sauber gemacht haben. Aber scheinbar merkt sie es gar nicht - könnte das ein Warnsignal sein oder ist da der Reifeprozess noch nicht abgeschlossen? Jedenfalls ist das natürlich auch im Alltag sehr belastend, man muss immer Wechselwäsche mit dabei haben und manchmal passiert es an einem Tag - wie z.B. auch heute vier Mal hintereinander. Es ist alles andere als schön, wenn man dann lauter eingekotete Schlüpfer im Rucksack mit sich trägt und jedes Mal eine stille Ecke suchen muss. Wir sind bisher immer als Familie überein gekommen, dass wir ihr noch Zeit geben, aber gerade Tage wie dieser oder der letzte Urlaub zeigen deutlich, dass es uns doch sehr belastet und wir ja hilflos sind, da sie zwar kognitiv bereit ist, "beim nächsten Mal bescheid zu sagen", es aber nie geschafft hat. Immer geht es in die Hose. Ich habe schon einiges gelesen, bezüglich möglichen Traumata (nicht ganz abwegig, da ihr Start ins Leben als Frühchen natürlich auch kein leichter war, aber aktuell ist sie ein toughes, zwar sehr kleines aber zähes Mädchen, das sich gut durchsetzen kann) und natürlich möchte man nur das Richtige tun. Was ist in Ihren Augen richtig? Sollte man einen Facharzt aufsuchen? Sollte man weiter abwarten und immer wieder mit ihr darüber sprechen, viellleicht ist da nur Geduld gefragt? Vielen Dank für das Lesen meiner Nachricht und Ihren Rat! Liebe Grüße, Nora
von Neoselachii am 11.11.2023, 20:39