annamaja
Liebe Frau Althoff, ich bin sehr traurig und verzweifelt und hoffe auf Ihren guten Rat. Unsere achtjährige Tochter ist ein aufgewecktes und fröhliches, auch sensibles Kind. In letzter Zeit ist sie oft ungeduldig und unzufrieden, kann sich z.B. schwer entscheiden und gerät leicht aus der Fassung. Manchmal reagiert sie dann auch körperlich und drückt uns z.B. fest von sich weg. Wir schaffen es zu 90% ruhig, gelassen, aber bestimmt zu reagieren. Natürlich kommt es aber auch vor, dass wir z.B. gerade nicht die entsprechende Geduld aufbringen können und verbal ungehaltener sind. Heute gab es eine Situation, in der sie in ihrer Wut so hin und her gerissen war, dass sie sich nicht zwischen Nähe und Distanz entscheiden konnte und wirklich gestresst war. Irgendwann war sie so verärgert über sich selbst, dass sie gesagt hat, sie wolle tot sein und ich soll sie nicht mehr lieb haben, sondern sie hauen oder tot machen. Selbst wenn ich das nun schreibe, reißt es mir das Herz aus der Brust. Im Gespräch meinte sie dann anschließend, dass sie einfach so doof sei, weil sie in letzter Zeit so wütend ist und dass sie glaubt, wir hätten sie deshalb nicht mehr lieb. Als sie es zulassen konnte, habe ich sie lange im Arm gehabt und mit ihr geredet, ihr erklärt, dass Wut ganz normal ist und egal wie wütend sie ist, das niemals etwas an unserer Liebe zu ihr ändern würde. Wir sprechen viel über Gefühle und eigentlich weiß sie, dass unsere Liebe bedingungslos ist. Später hat sie dann gesagt, dass es ihr schwer fällt in so einer Situation, in der sie wütend ist, zu sagen, was sie wirklich denkt - sie würde dann eigentlich am liebsten in den Arm wollen, ist aber auch so wütend, dass sie es wiederrum nicht will. Ich spüre, dass dieses Dilemma sie dann fertig macht. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass sie selbst sehr streng mit sich ist, obwohl wir es in meiner Wahrnehmung nicht sind und alle Emotionen ihren Platz haben. Obwohl ich sie sonst als glückliches, gut eingebundenes, interessiertes Kind erlebe, mache ich mir Vorwürfe und ihre Worte machen mir Angst. Was denken Sie aus der Ferne über die Situation? Was sollten wir tun? Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen. Herzliche Grüße, Anni
Hallo Anni, ich kann gut verstehen, dass einen solche Aussagen als Mama bestürzen. Super finde ich ihren Umgang damit. Viel über Gefühle zu sprechen und dem Kind immer wieder Nähe und Geborgenheit zu vermitteln ist super wichtig! Kinder haben manchmal solche Phasen. Vielleicht war aktuell viel los in der Schule, mit Freundinnen oder auch eine neue Situation daheim? Lassen Sie sie ruhig in die Gefühle und auch in die Wut "reinspüren". Fragen Sie sie, wo die Wut sitzt, vielleicht z.B. im Bauch. Vielleicht können Sie auch einen Weg finden, wie sie die ganz schlimme Wut in dem Moment auf eine sichere Weise loswerden kann. Indem sie z.B. fest aufstampfen darf, ein Kissen boxen darf, sie kurz mit ihr rausgehen und rumrennen...andere wegschubsen etc. darf sie natürlich nicht, daher sollte man für den Moment eben andere Möglichkeiten suchen und meist können die Kinder dann recht schnell wieder besser verbalisieren, was das Problem ist, wenn die schlimmste Wut verraucht ist und lassen dann auch wieder Nähe zu. Es gibt auch sicherlich tolle Bücher zu dem Thema, für Eltern oder auch für Kinder. Für eine zweite Meinung dürfen Sie sich natürlich auch hier im Forum z.B. an Frau Henkes oder Frau Ubbens wenden. Ich wünsche Ihnen viel Geduld und Durchhaltevermögen für diese Phase. Machen Sie so weiter, Sie sind auf dem richtigen Weg! Viele Grüße!
Kathrin2024
Schau dir mal bei Amazon das Buch "Ella und ihre Gefühle" an. Ich finde das Buch für Mädchen in dem Alter im Gefühlschaos sehr gut. Lg
annamaja
Liebe Frau Althoff, vielen lieben Dank für Ihre Antwort. Besonders die Tatsache, dass sie davon gesprochen hat, dass ich sie tot machen soll und sie sterben möchte und diese Gefühle sehr, sehr tief und fest wirkten. Ich habe Sorge den Zeitpunkt zu verpassen, an dem dies keine Phase mehr ist, sondern professionelle Hilfe nötig ist. Wie ist da Ihre Einschätzung? Liebe Grüße, Anni
Fragen Sie das doch mal Frau Henkes!
annamaja
Liebe Frau Althoff, leider ist Frau Henkes bis zum 09.07. nicht zu erreichen.
User-1750749248
Ich würde dann erstmal zum Kinderarzt um organische Ursachen auszuschließen. Einige B Vitamine, Eisen+ Eisenspeicher, Omega 3, Schilddrüsenwerte... Und wenn da alles passt, würde ich zum Kinderpsychologen. Vielleicht ist es nichts Schlimmes. Aber die Kinderpsychologen kennen die richtigen Fragen, um das herauszufinden. Weil es sir selber so belastet, wird sie sicher gut mitmachen und schnelle Erfolge erzielen. Schön, dass du so einfühlsam auf sie eingehst.
Bis dahin ist doch locker Zeit, es handelt sich ja um nichts akutes. Sie können sich z.B. auch an Frau Ubbens wenden. Ansonsten können Sie aber natürlich auch mit einem anderen Kinderpsychologen/in, Familientherapeuten/in, Sozialpädagogen/in etc. Kontakt aufnehmen.