Orchid11
Sehr geehrter Herr Dr. Busse, Ich bräuchte bitte dringend Ihren Rat. Ich habe eine Tochter von bald 19 Monaten, die ich noch abends, nachts und morgens stille. Seit längerem ist in Planung, dass ich nachts abstillen möchte, da sie sonst im 1-3 Stundentakt Milch trinken möchte. Manchmal wirklich 8x pro Nacht. Das ist in ihrem Alter meines Erachtens doch etwas übertrieben und für mich natürlich anstrengend. Plan war, dass mein Mann beim nächtlichen Abstillen helfen sollte. Er arbeitet beim Film, hat somit etappenweise ausgesprochen lange Arbeitstage, somit kümmere ich mich oft eine ganze Woche am Stück, allein um unsere Tochter. Wenn er denn da ist und Zeit hat, ist er jedoch ein sehr aktiver und engagierter Vater, der seine Tochter über alles liebt. Schon seit vielen Monaten (haben wir wohl den Fehler gemacht), dass ausschliesslich ich unsere Tochter zu Bett brachte, da ich noch stille und es so einfacher war. Nun hat mein Mann einige Wochen frei und wir wollten Das "nächtliche Abstillprogramm" durchführen. Bevor er Nächte mit unsrer Tochter verbringen würde begannen wir damit, dass er sie abends zu Bett bringt, damit sie sich wieder an ihn gewöhnt. Plan schön und gut, die Realität sah nicht so rosig aus... Seit einer Woche bringt er sie nun schon abends zu Bett und noch immer weint sie bitterlich, wenn ich aus dem Zimmer gehe. Am ersten Abend weinte sie 1,5 Stunden ihre Selle aus dem Leib, es war wirklich herzzerreissend!! Und trotzdem bin ich nicht eingeschritten. Die Situation hat sich seitdem nicht viel gebessert. Sie weint zwar weniger lang, aber immer noch jedes Mal nach "Mama" und "Mi", nachdem ich sie abends stille und dann das Zu Bett bringen meinem Mann überlasse. Es muss ziemlich frustrierend für meinen Mann sein noch immer nicht akzeptiert zu werden. Er ist nicht mal mehr bereit beim Abstillen "zu helfen", falls ich nicht ganz abstillen würde. Ich möchte aber noch nicht ganz abstillen, das Stillen ist meiner Tochter extrem wichtig. Mein Mann gibt mir die Schuld der Situation. Er meint die extreme "Milch- und Mama Abhängigkeit" unserer Tochter wäre nicht normal und ungesund. Nun mein Frage: Stimmt das was mein Mann behauptet? Bin ich in dieser Situation "blind" geworden? Oder kann es sein, dass meine Tochter mich im Moment einfach sehr braucht und es eine Phase ist, die wieder vorübergeht? Kann ein Kind zu sehr "Milch- oder Mama abhängig sein? Oder ist das in ihrem Alter evtl. normal? Ist es sinnvoll " dagegen anzukämpfen"? Und weiter das "Papa akzeptieren üben"? Oder ist es womöglich gesünder die Situation so hinzunehmen, "unsere Tochter entscheiden" zu lassen und "Mama bevorzugen lassen"? Ich hoffe Sie können mir helfen, ich fühle mich gerade ziemlich alleine und hilflos in dieser Situation. Herzlichen Dank schon im Voraus, Ihre Orchid
Liebe O., es wird einfach an der Zeit, dass Sie sich abnabeln und Ihrer Tochter zutrauen, dass sie auch mit Papa ins Bett gehen kann und schon gar nicht nachts die Brust braucht. Sie müssen sich nicht so abhängig machen davon und Sie dürfen entscheiden, was Ihre eigenen Bedürfnisse sind und was Sie möchten. Und dann tun Sie es einfach. Selbstverständlich wird es immer im Leben Ihrer Tochter Dinge geben, die ihr nicht passen und wogegen sie protestiert. Das müssen Sie dann gemeinsam mit ihr aushalten und je gelassener Sie dabei sind, umso besser für Ihre Tochter. Sie muss auch lernen, mit "Frustration" umzugehen, das ist eine wichtige Fähigkeit fürs Leben. Alles Gute!
KMH
Wir machen es so, dass der Papa nur ins Bett bringt wenn ich nicht Zuhause bin. Das klappt dann ohne Tränen oder Geschrei. Vielleicht wäre das auch bei euch möglich, als erster Schritt? D.h. Mama verabschiedet sich schon vorher, Papa und Kind können vielleicht noch etwas spielen und dann bettfertig machen usw. Das Kind tut sich schwer damit, dass die Mama zwar da ist, aber nicht ins Bett bringen will. Ich kann den Frust beim Papa schon verstehen, da ist das Stillen als Sündenbock praktisch. Mein Freund hatte das auch angesprochen, wir konnten uns dann aber einigen, dass Abstillen zu dem Zeitpunkt nicht die Lösung war, sondern mehr Papa-Kind-Zeit. Das klappte dann auch sehr gut - auch für mich, weil ich so wieder regelmäßig Zeit für mich habe. Die Mama ist halt oft die erste Wahl, das hat sich bei uns aber auch nach dem Abstillen nicht geändert.
Orchid11
Vielen Dank für deine Antwort und Ratschläge KMH! :)