Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Hysterie

Dr. med. Andreas Busse

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Kinderarzt
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Frage: Hysterie

Mitglied inaktiv

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Hallo Herr Dr. Busse, meine Nichte, 15 Monate alt, ist offenbar ein sehr willenstarkes Kind. Will ihre Mutter sie - vor allem nach dem Spiel im Garten - wickeln und versucht sie deshalb auf den Wickeltisch zu packen, bekommt das Mädchen einen wahrhaft hysterischen Anfall. Sie brüllt wie am Spieß, sträubt und wehrt sich,bäumt sich auf, schlägt um sich, so daß beinahe drei Mann nötig sind, das Kind auf dem Tisch zu halten und zu wickeln. Sie ist dabei nicht zu beruhigen und steigert sich in ihre Hysterie richtig rein. Ähnliche Situation erlebt man, wenn man sie einfach in den Kinderwagen packen will(sie kann noch nicht alleine laufen), um Besorgungen etc. zu erledigen, das Essen im Kindersitz ist zur Zeit unmöglich, weil man ihr "die Beine brechen müßte" um sie in ihren Sitz zu bekommen. Wie reagiert man in solchen Situationen richtig? Meine Nichte läßt sich in ihrer Hysterie ausschließlich von ihrer Mutter beruhigen, die sie dann längere Zeit umhertragen muß. Läßt man sie - z.b. in ihrem Kinderbett im abgedunkelten Raum - alleine, plärrt und schreit sie unbeeindruckt weiter. Was raten Sie uns? Vielen Dank für Ihre Hilfe, mit freundlichen Grüßen, Andrea


Dr. med. Andreas Busse

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Liebe 2., die Kleine muss natürlich auf Dauer lernen, dass bestimmte Dinge wie Wickeln oder Anziehen nicht in ihr Belieben gestellt sind sondern einfach sein müssen. Am besten hilft gelassen aber konsequent bleiben und die Kleine z.B. auf dem Boden zu wickeln und beim "Ausrasten" sie einfach erst mal dort liegen zu lassen bis sie sich beruhigt hat und sich so lange anderweitig zu beschäftigen. Und nicht durch auf den Arm nehmen auch noch zi belohnen. Und wer nicht in den Hochstuhl will hat keinen Hunger, das war's. Am besten wäre es sicher, einen Erziehungskurs z.b. beim Kinderschutzbund oder bei "Triple P" zu besuchen ,das gibt Sicherheit. Alles Gute1


Mitglied inaktiv

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Hallo, wenn ein Kind sich auffällig verhält, ist dies ein Signal, dass in der ganzen Familie momentan etwas schief läuft. Es liegt also niemals nur am Kind, sondern genauso sehr an den Eltern und der Art, wie sie auf das Kind reagieren. Das betreffende Mädchen ist ja jetzt in einer Phase, wo die Loslösung von den Eltern beginnt (sog. Trotzphase). Da kommt es oft vor, dass sich Kinder sträuben, sich wickeln oder anziehen zu lassen. Sie entwickeln erstmals einen sehr starken Eigenwillen und können noch nicht einschätzen, wo dieser angebracht ist und wo nicht. Man muss dann gelassen bleiben, wenig schimpfen und sich trotzdem sanft durchsetzen. Durchsetzen heißt nicht, ungeduldig zu werden und sich auf einen Machtkampf mit dem Kind einzulassen. Ein Kind in einen abgedunkelten Raum zu sperren, ist natürlich total daneben (sorry). Es geht nicht darum, den Willen eines Kindes zu brechen. Wenn die Eltern nicht souverän und gelassen reagieren können, sondern mit solch drastischen Mitteln einen Erziehungskampf mit einem kleinen Kind beginnen, dann müssen sie dringend an sich arbeiten - oder noch besser: sich einfach mal beraten lassen. Wenn man versteht, warum ein Kind sich in diesem Alter und in dieser Situation so verhalten MUSS, wie es das tut, dann ist man innerlich schon viel ruhiger, als wenn man ihm "Hysterie" oder Böswilligkeit unterstellt - was totaler Unsinn ist. Frag doch auch mal montags im Forum von Dr. Posth (Entwicklungspsychologie-Forum) nach (s. oben auf der Seite, wo die Foren aufgelistet sind). Er hat sicher ein paar gute Tipps für die Eltern, wie sie gelassener UND erfolgreicher mit dem kleinen Trotzkopf umgehen können. Dr. Posth ist wirklich super, man bekommt immer brauchbaren Rat! Grüßle, Astrid


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