Winniemak
Sehr geehrter Herr Doktor Busse! Ich bin grade völlig aufgelöst, da ich heute die Nerven verloren habe. Ich möchte Ihnen gerne schildern,was heute bei uns passiert ist und erbitte Ihren (medizinischen) Rat. Ich bin Alleinerziehende Mama von zwei Jungs ( 5 Jahre und 13 Monate alt). Mein großer Sohn hat zur Zeit eine Phase, in der er oft seine Grenzen austestet, ich bin bis jetzt immer sehr ruhig und gelassen damit umgegangen und habe immer versucht, ihm zu erklären, warum etwas nicht in Ordnung ist. Mein kleiner Sohn ist im Moment sehr quengelig und unruhig, da er grade Backenzähne bekommt, letzte Nacht hat er sehr schlecht geschlafen und ich dementsprechend auch. Ich bin voll berufstätig und muss jeden Tag um 8 Uhr auf der Arbeit sein. Als ich meine beiden Söhne heute Nachmittag aus Krippe und Kindergarten abgeholt habe, sagte man mir dort schon, dass der Große heute leider wieder sehr schlecht hören konnte. Zuhause war allerdings alles super und wir drei haben Spiele gespielt und zusammen gelacht und getobt. Bevor ich den Großen dann ins Bett bringen wollte (der Kleine schlief bereits friedlich) ist er aus dem Nichts völlig ausgeflippt und hat mit Absicht ein großes Spielzeugauto in die Glasscheibe der Wohnzimmertür geworfen, welche kaputt ging. Ich habe dann zum ersten Mal die Nerven verloren, den Großen gepackt und in sein Zimmer gebracht und ihm einen "Povoll" gehauen, er lachte darüber, was mich noch mehr wütend machte. Ich habe ihn mehrfach an den Armen sowie unter den Achseln gepackt und in meiner Wut, immer wieder hoch genommen, leicht geschüttelt und auf den Boden "geworfen",sowie an ihn an seinem Shirt zu mir gezogen. Habe dann gesagt, er soll sich bitte in sein Bett legen, was er nicht wollte, habe ihn genommen und wollte ihn hinlegen, woraufhin er sich gewehrt hat und dann mit dem Kopf 2x gegen das Brett des Bettes geknallt ist( vor 2 Tagen waren wir erst beim Arzt, da er sich den Kopf im Kindergarten am Pfeiler der Schaukel angehauen hat). Er ist wieder aus dem Bett gelaufen, woraufhin ich hinter ihm her bin und ihn wieder "einfangen" wollte, wobei ich versehentlich auf seinen Zeh getreten bin. Ich habe dann für 5 Min, das Zimmer verlassen, um wieder ein bißchen herunterzukommen, bin dann wieder zu meinem Sohn und wir haben über dsf Geschehene gesprochen und ich habe mich bei ihm entschuldigt. Ich habe ihn gefragt, ob ihm etwas weh tut, er verneinte. ich konnte keine Beule am Kopf ertasten. Lediglich seine Oberarme/ Achseln bzw. Po waren etwas gerötet. Ich verstehe nicht, wie mir so etwas passieren konnte, wahrscheinlich hat mir die Übermüdung der letzten Nacht den Rest gegeben. Ich habe soeben mit meinem Ex-Mann telefoniert, er wird für einige Tage zu uns kommen und mich unterstützen sowie das Weitere vorgehen mit mir besprechen. Ich würde mein Kind nie schlagen, dennoch weiß ich, dass es nicht richtig war, was heute passiert ist. Sollte ich zu unserem Kinderarzt gehen und mit ihm ein offenes Gespräch führen?
Liebe W., dass sie überhaupt das Problem erkennen und benennen können, ist der wichtigste Schritt. Und ich kann Sie nur darin bestärken, dass Sie sich Hilfe suchen. Ihr Kinderarzt kann ein sehr guter Ansprechpartner sein und Hilfe vermitteln, die in Ihrer Region möglich ist. Auch eine Familienberatungsstelle oder der Kinderschutzbund können Sie unterstützen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie rasch Unterstützung bekommen. Alles Gute!
Mitglied inaktiv
Schwierig. Ich sehe, dass du weißt, dass alles aus dem Ruder geriet. Dir jetzt gleich Jugendamt anzuraten und Familienhilfe, die regelmäßig in die Wohnung kommt - ich weiß nicht! Sprich mit dem Arzt darüber - kann aber passieren, dass er das dem Jugendamt meldet. Und dann bist du in der schlechten Situation, nicht selber Hilfe gesucht zu haben. Ich würde in mich gehen und mir überlegen, inwieweit du überfordert bist und dir gezielte Hilfe suchen kannst, vielleicht auch beim Jugendamt. Aber diese eine genannte Situation würde ich nicht beschreiben, sondern eine andere, die deine Überforderung genauso gut beschreibt. Dort kannst du Erziehungshilfe erfahren, die du brauchst, aber die nicht allein mit diesem Vorfall zusammenhängt. Verstehst du, was ich meine? Ich werde gleich gelyncht von den Damen hier im Forum, die immer alles richtig machen und das Kind noch nie grob angefasst haben....
Mitglied inaktiv
Bei der Caritas gibt es auch - soweit ich weiß ggf anonym - Hilfe in Erziehungsfragen. Eine Bekannte hat mir erzählt, dass sie vor einigen Jahren dort war, als sie mit ihrem Großen einfach nicht mehr weiter wußte. Ich glaube nicht, dass du dein Kind wirklich schlagen oder verletzen willst und dass es eine wirkliche Ausnahme war. Inwiefern dein Kind sich dadurch verletzen konnte, kannst nur du beurteilen. Nur am Rand und vielleicht hilft Dir das etwas, wenn es wieder zu so einer Situation kommt... Dein Sohn hat nicht gelacht, weil er dich ausgelacht hat oder dich nicht ernst nimmt. Das war eine Schutzreaktion. Kleine Kinder lachen instinktiv, wenn sie merken, da ist jemand richtig sauer auf mich. Das soll sie liebenswerter erscheinen lassen. Macht einen nur noch wütender, weiß ich selbst. Aber wenn man das im Hinterkopf hat, fährt man schneller wieder runter. LG Lilly
Mitglied inaktiv
So ähnlich wollte ich das auch formulieren - du hast es viiiiel besser auf den Punkt gebracht!
Winniemak
Hallo Port, vielen Dank für Ihre Antwort. Mein Mann und ich werden uns umgehend zusammensetzen und in Ruhe überlegen, ob ich Hilfe über eine Fanilienberatung, Jugendamt etc. in Anspruch nehmen sollte, ich scheue mich absolut nicht vor einer gemeinsamen Zusammenarbeit mit dem Jugendamt oder dergleichen - es ist schließlich zum Wohle meines Kindes. Ich bin selber über mich schockiert, da ich sonst immer ruhig und gelassen war und auch nie Wut verspürt habe, ganz egal wie schwierig die Situation war. Ich liebe meine Kinder über alles und bin schockiert, dass ich negative Gefühle meinem großen Sohn gegenüber verspürt habe. Mein Mann fragt nun, ob mein "kleiner" großer Sohn sich ernsthaft verletzt haben könnte, beispielsweise in Form eines Schütteltraumas (ist das mit 5 Jahren überhaupt noch möglich?), da ich ihn ja öfters hoch und runter genommen habe (verglichen eines starken Hüpfens) und ob es ausreicht den natürlich nicht absichtlichen Kopfstoss ans Bett nur gut über 48std zu beobachten? Die Achseln/ Oberarme oder Unterarme sind leicht gerötet bzw leichte "Striemen", sollte dies auf Schmerzen von uns beobachtet werden? Mein Mann macht sich Sorgen, ich würde auf jeden zum Kinderarzt gehen und es checken lassen, wenn mir dazu geraten wird
Winniemak
Liebe Lilly, vielen lieben Dank für deine tolle und liebevolle Antwort
IngeA
Vorm Jugendamt braucht man auch keine Angst zu haben. Die wollen dem Kind helfen und das geht meist am besten in der Familie. Allerdings werden dir andere Beratungsstellen bei der Caritas etc. wahrscheinlich schneller und unbürokratischer helfen können. Unser JA verweist ohnehin zuerst auf diese Stellen. LG Inge
Kekskopf
Liebe Winniemak, ich lasse dir einfach mal eine virtuelle Umarmung da. Was du leistest, ist großartig - berufstätige alleinerziehende Mama von zwei Jungs. Du hast einmal die Nerven verloren, das ist nicht schön, aber menschlich! Ich vermute, du gehst schon lange am Limit und musst immer wieder die eigenen Bedürfnisse vernachlässigen. Hast du die Großeltern in der Nähe? Kannst du dem Papa mal die Kinder einen vollen Tag lassen und etwas ausschließlich für dich tun? Alles andere wurde bereits von den Vorschreiberinnen gesagt. Ich wünsche dir alles Gute.