Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Mama Heike am 16.11.2006, 23:51 Uhr

@mamaselio

Hallo Christiane,

Du hast natürlich mit A. Miller völlig recht. Ich habe nur selbständig weitergedacht.
Wer das „Drama“ liest, kann gar nicht „nur“ verzeihen bzw. simpel vergeben (wie du schreibst). Dafür steckt man einfach zu schnell im eigenen „Drama“ drin (was ja auch gewollt ist).

Wenn ich auf dem Stand von Miller bleibe (also welche Auswirkungen meine Eltern auf mein Selbst hatten), dann komme ich leicht in die Versuchung zu verleugnen, dass meine Realität noch durch viel mehr geprägt ist.
Heutige Krisen (auch mit den Kindern) bekomme ich nur bewältigt, wenn ich meinen Verstand zum Denken benutze (was zugegebenermaßen keine leichte Methode ist :-))).
Das „Erbe“ meiner Eltern ist ein Teil von mir. Und ich weiß, dass ich immer noch mit einem Stück in der „Tretmühle“ stecke und meinen Kindern mein „Erbe“ mitgebe. Ich habe aufgearbeitet, was ich konnte. Und mein gesunder Menschenverstand rät mir: "Meine Eltern konnten doch gar nicht anders handeln, es ist nicht ihre Schuld."
Ich habe diesen Aspekt (ihnen Schuld zu geben) hinter mir gelassen, auch mit dem Gedanken, dass ich es war, die diese Eltern ausgesucht hat.
Heute bin ich für mich selbst verantwortlich. Und deshalb kann ich ihnen endlich verzeihen und wieder Liebe zu ihnen zulassen.

Mir sind die Türen wichtig, die sich seit dem „Elternliebe zulassen" geöffnet haben, Türen zu anderen Menschen, insbesondere zu meinen beiden Töchtern. Das Verhältnis zu meinen Eltern ist friedlicher geworden, aber dennoch bisher sprachlos geblieben. Aber ich liebe sie trotzdem noch oder gerade deshalb noch viel mehr. Und diese (meine) Liebe zu ihnen ist erstaunlicherweise sehr heilsam für meine Eltern.
Und was ich auch festgestellt habe: Meine Liebe zu meinem (damals nur einem) Kind hat eine andere Qualität bekommen, sie ist „bedingungsloser“ geworden.

Aber nun ist Schluss mit Küchen-Psychologie! Ich habe aber doch tatsächlich Lust, das „Drama“ noch mal zu lesen. Mit so vielen Jahren Abstand bestimmt eine interessante Erfahrung.

Aber nun zu Elio:
Ich kann mir das alles jetzt viel besser vorstellen und meinen „Senf“ abgeben. Kindergarten ist klar, da ist er gerade am Lernen: Spielzeug gehört allen Kindern.
Wenn du den Erzieherinnen vertraust, wird sich Elio bald damit arrangieren. Vergiß nicht, er ist noch recht klein. Ich würde das Thema „Teilen“ nur aufgreifen, wenn er selber damit ankommt. Er ist schon verwirrt genug.

Und was ich deinen Ausführungen auch entnommen habe: Elio ist definitiv nicht raffgierig, mach dich bitte davon frei.
Er sucht nur seinen Platz in der Welt - und das macht er über Besitz (und das ist völlig wertfrei). Jeder Mensch hat und braucht persönlichen Besitz; selbst die Mönche, die auf weltlichen Besitz verzichten, haben ihre eigene Zahnbürste und ihr Bett. Bräuchten sie nicht mal das, hätte sie auch kein Selbst mehr und würden in der „Klappse“ sitzen. Elio entdeckt doch erst sein Selbst.

Was also nicht geht, dass ihr eure Steaks habt und er hat keines. Selbst, wenn du von deinem was abschneidest, ist es nicht seins. Meine Große hat genau so ein Theater geschlagen. Also: besser alles in der Küche auf seinen und eure Teller legen. Jeder hat seinen Teller (Elio bitte einen besonders schönen) und er darf natürlich auch mal von deinem Teller essen, das schiebst du ihm dann auf seinen.

Das Gleiche in Grün mit einem (!!!) Eisbecher. Meine Große hat viele Jahre nicht ertragen, aus dem Glas eines anderen zu trinken, nicht mal von meinem. Sie hat auch nie was Angebissenes angenommen. Selbst ein von mir abgebrochenes Brötchen war problematisch. Die Verwandschaft wollte ihr immer einreden, sie solle sich nicht so haben. Ich habe ihr Gefühl akzeptiert. Sie ist heute sehr selbstbewusst. :-)))
Genauso war das mit dem kleingeschnittenen Fleisch: Wenn das Fleisch komplett auf ihrem Teller lag, habe ich gefragt, ob ich schneiden soll und gut war. Es war ihr Fleisch, sie durfte bestimmen.

Zu den Handtüchern: Ihr habt Handtücher bekommen, vielleicht war der „Bringer“ so taktlos und hat Elio übergangen. Solch eine Situation mit mangelndem Takt von Erwachsenen gegenüber kleinen Kindern ist gang und gebe. Da musst du aufmerksam auf Elio schauen, ob er auf die Taktlosigkeit reagiert. Deine Aufgabe wäre dann eine Hinwendung zu Elio und eine klare Orientierung (Das sind unsere Handtücher, möchtest du deines haben?) Wenn er sich mit eurer (stillschweigenden) Zustimmung die Handtücher angeeignet hat, dürft ihr sie ihm nicht einfach so wegnehmen oder eine Übergabe einfordern.

„Milch: das Glas MUSS randvoll sein.“
Auch diese Marotte kommt mir von der Großen bekannt vor. Auch auf „unsinnige“ Wünsche kann man durchaus mal eingehen. So was erledigt sich schnell durch „Tatsachenlogik“.

„Was wirklich nicht in seine Haende durfte/darf kommt rigoros weg.“
Ich gehe den Weg, dass die Kleine lernte und lernt (im Zuge des Sprechenlernens), wie sie mit dem Besitz anderer umgehen soll. Ich lasse sie in unser Familienleben reinwachsen.
Liegt eine Schere rum, weiß sie, dass sie die nicht haben darf. Sie weiß auch, wem die Scheren gehören. Meine Schneiderschere darf keiner haben, nicht mal mein Mann. Sie hat zu ihrem zweiten Geburtstag eine eigene Bastelschere bekommen. Die Große fragt bei Dingen, wo sie sich nicht sicher ist - immer. (Ich erinnere mal an das Joghurt-Beispiel von Johanna – wäre bei uns so unvorstellbar.)
Aber ob das „Alles wegräumen“ wirklich so dramatisch ist?

Die Probleme mit den eigenen Gastkindern werden sich sicher mit der Zeit geben, wenn er mehr Besitz angehäuft hat (alles außer Spielzeug, nämlich: Haarbürste, Geschirr, Handtücher …) und ihr diesen Besitz auch achtet und nicht frei darüber verfügt.

So, zu mehr komme ich jetzt nicht mehr.
Lass es dir erst mal gut gehen. Und ich bin mir sicher: Deine Aufmerksamkeit wird die kleinen Kommunikationsprobleme mit Elio „wegbügeln“.

Liebe Grüße
Heike

 
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