Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Mama Heike am 13.07.2006, 23:07 Uhr

@mamaselio

Hallo Christiane,

also versuche ich mal aus meiner Sichtweise zu „übersetzen“, was du dir an Antworten auf „Was tun?“ selber gibst:

Elio hat in Situationen geschlagen, die eine gewissen Enge haben (auch auf der Rutsche ist es eng). Er verträgt es nicht, dass jemand in seine Intimsphäre eintritt. Das geht den meisten Menschen so, viele weichen dann automatisch einen Schritt zurück, dein kleiner „Held“ schafft sich auf seine Art Platz. :-)) Und dann ist noch seine Oma, du schreibst von einem „sehr sehr engen“ Verhältnis. Aber bald ist Elio nicht mehr bei ihr.

Vielleicht „klammert“ sie sich an ihn und schafft damit seelische Enge. Vielleicht bringst sogar du „Enge“ mit ins Spiel, weil du lieber schon "angekommen" wärst, und die alten Verhältnisse lieber heute als morgen los wärst.

Egal, wo die Enge herkommt, Elio verträgt sie zur Zeit nicht. Ich würde das als Tatsache respektieren und vorrausschauend enge Situation entschärfen. Du kannst den Raum erweitern, wenn du dich etwas vor ihn stellst, ihn auf den Arm nimmst oder darauf achtest, dass Elio eine Armlänge Abstand zu Menschen (und eine Beinlänge zu Koffern hat :-)) Vielleicht findest du auch einen weniger belebten Spielplatz oder verkürzt die Spielplatzzeit.

Solange er sich noch nicht selber den angemessenen Raum (ohne Schläge) schaffen kann, machst du das für ihn. Dir fallen dazu bestimmt noch andere Aspekte ein.

Zum Thema „Weiß nicht wohin mit seiner Kraft!“
Dazu fällt mir folgendes ein, cholerisch veranlagte Menschen wachsen an Widerständen, überschüssige Kraft bekommt eine Richtung. Du könntest also Elio bewußt Widerstände „vorsetzen“ , also mehr von ihm verlangen, als du eigentlich als liebevolle Mama machen würdest: ihm weniger im Alltag abnehmen und weniger bemutteln, ihn alleine laufen lassen und nicht im Buggy fahren, einfach selbstverständlich voraussetzen: Du schaffst das schon.

Vielleicht hilft es auch, dass du mit ihm ohne „Babysprache“ redest, glaub mir er versteht trotzdem jedes Wort :-)). Du gehst einfach davon aus, dass er dies und jenes schon kann, obwohl er es noch nie alleine gemacht hat. Traue es ihm einfach zu und schlag es ihm vor, er kann daran seine Kraft messen. „Du kannst schon mal das Abendbrot machen!“ Er bekommt bestimmt große Kulleraugen, was du ihm zutraust und vermutlich bekommt er tatsächlich was zustande.

Widerstand kann man auch inform von Essen anbieten: Rohkostsalate, Möhren knabbern lassen, Vollkornbrot muss man auch tüchtig kauen. Er braucht Gelegenheiten, die ihn fordern und wo er richtig mit anpacken kann (appeliere an seine großen Muskeln und laß ihn deine Einkaufstüte schleppen).

Damit fängst du auch das väterliche Element ab, was im Moment bei euch fehlt. Du schreibst „Zu viele Frauen.“
Dazu kann ich noch folgendes zum besseren Verständnis anmerken:
Ein Kind fühlt sich in der Dreiecksbeziehung Vater-Mutter-Kind geborgen, wenn es von dem mütterlichen und väterlichen Element gleichermaßen profitieren kann. Dabei meine ich nicht die geschlechterspezifische Rolle in der Gesellschaft, sondern die „naturgemäße“ Aufgabenteilung von Mutter und Vater (Die Beziehung Vater-Mutter-Kind ist keine gesellschaftliche Erfindung.)

Im klassischen Fall umsorgt die Mutter das Kind und der Vater schafft den schützenden Raum (Versorgung mit Essen, Schutzfunktion), damit die Mutter ihrer Fürsorge nachkommen kann. Diese Aufgabentrennung sichert/e das Überleben. Heute können diese Rollen selbstverständlich auch zwischen Mann und Frau vertauscht sein oder wie bei euch, von zwei Frauen getragen werden oder bei einer/einem alleinstehenden Mama/Papa (mit ein wenig Hilfe von außen) sogar von ihr/ihm alleine.

Wichtig ist für das Kind nur, dass neben dem mütterlichen auch das väterliche Element präsent ist. Für das väterliche Element stehen Kraft, Zielgerichtetheit im Tätigsein, Standfestigkeit - eben Eigenschaften, die einen schützenden Rahmen schaffen können.

Da die Oma mit Sicherheit das mütterliche Element mit aller Liebe ausfüllt, müßtest du überlegen, was du als väterliches Element zusätzlich einfließen lassen kannst.Das ist nicht so schwer, wie es sich anhört.

Da es einen Papa gibt, kannst du überlegen, was du an ihm besonders schätzt. Du kannst ihn auch für Elio erlebbar machen. „Papa wäre jetzt stolz, wenn du…“ „ Das erzählen wir heute noch dem Papa am Telefon…“ „Das Bild schicken wir Papa…“ Vielleicht machst du das ja sowieso schon, aber nun bewußter. Elios Papa wäre bei euch „präsent“, obwohl er gar nicht anwesend ist. Damit bindest du schon eine Menge „väterliches Element“ ein.

Sehr wirkungsvoll ist auch die Konzentration auf dein eigenes Tun, kannst du hier nachlesen, wie ich das genau meine:

http://www.rund-ums-baby.de/kinder-foerdern/mebboard.php3?step=0&range=20&action=showMessage&message_id=2880&forum=191

Du könntest deinen Mann auch bewußter mit einbeziehen, wenn du ihn fragst, wie er sich in bestimmten Situationen verhalten würde.

Zum Spielplatz fällt mir folgendes ein. Mein Mann würde auf dem Spielplatz etwa so sein: Völlig entspannt lies er eine Fachzeitschrift und schaut gelegentlich nach unserm Kind. Er ist ganz auf seinen Kram konzentriert. Bekommt er im Augenwinkel mit, dass das Kind schlägt, würde er kurz pfeifen und unser Kind zu sich beordern: „Seh ich das nochmal, gehen wir.“ Die Warnung kommt an, ohne Gelaber. Mit ein bißchen Glück übersieht er die „harmlosen“ Schläge und genießt ansonsten seine Ruhe. Er geht auch davon aus, dass Kinder halt mal zulangen, er ist ein Mann und kennt sich in diesen Dingen aus.

Vielleicht ist es genau das, was eine entscheidende Wände in Elios Verhalten bewirken könnte, du vergißt einfach dein „Geschwätz von gestern“ und besprichts mit Elio: „Ich mag nicht, wenn du andere Kinder haust, aber ich vertraue dir, dass es ab jetzt besser wird.“ Er würde jedes Wort davon verstehen. Das bedeutet dann aber auch für dich, nicht mehr darüber ärgern, wenn er schlägt und keine Strafen. Du kannst betrübt sein, aber nicht enttäuscht. Du bist ein optimistischer Mensch, hast du geschrieben, dann fällt es dir leicht zu sagen: „Elio, morgen wird es besser.“

Darüber mußt du jetzt bestimmt erstmal ein Weile nachdenken. Ich wünsche euch jedenfalls alles Gute und erzähle bitte was von Bangkok, du bist bald unsere Nabel zur Welt. :-)) Viel Spaß auch in Berlin, wo du ja dann fast vor meiner „Haustür“ stehst. Wir fliegen Sonntag für zwei Wochen nach Ibiza, kann also eine Weile nicht mitlabern.

Liebe Grüße, auch für Jacky :-))
Heike

 
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