Rund um die Erziehung

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Geschrieben von michabn84 am 30.07.2006, 15:42 Uhr

@mamaselio - wenn Kinder schlagen

Er hatte es geahnt, oder vielmehr gefürchtet. Jeden Tag, da er aus der Schule kam quälte ihn die grausige Angst, das Schicksal hätte wieder eine Gemeinheit für ihn ausgedacht. Aber es war ja nicht das Schicksal, nein, es war sein eigenes Versagen. Er hatte die Strafe verdient, für seine Vergesslichkeit und seine törichten Fehler. Er hatte es leidig gelernt. Schlimm war es gewesen, als er das Neonlicht zertreten hatte. Er konnte es sich nicht erklären, hatte er die Tür zu weit aufgeworfen, war er im Dunkeln drauf getreten, weil er vergas das Licht anzumachen. Nun lag die Röhre kaputt am Boden. Und er hatte große Angst in seinen schreckgeweiteten Augen. Aber er würde nichts sagen. Würde der Vater fragen würde er sich unwissend stellen. Manchmal klappte es, so auch bei seinem Opa, auch wenn sein Vater drohte die Strafe für ertappte Lügen würde noch viel größer sein. „Aber ich weiß gar nicht was eine Neonröhre ist.“ Würde das glaubhaft sein. Er hatte es sich von seiner Mutter abgeguckt, sich aus dem Geschehenen rauszuwinden. Wie er lebte er in ständiger Angst. Da war dieser große überlegene allwissende Mann, der alles zu durchschauen schien, und jede Schandtat rächen würde.
Am nächsten Tag nach der Schule, hatte er eine erhoffte Ruhepause, sein Vater war noch nicht zu Hause. Doch zu schnell verging die Zeit, bis er aus seinem Zimmer abkommandiert wurde. „Michael wir haben etwas zu bereden. Du weißt worum es geht?“ Die Angst kochte, schon als er sein Zimmer verlies, war er unvorsichtig gewesen? Hatte er etwas vergessen. Hat er Spuren hinterlassen?
„Ich frage dich das letzte Mal, und du wirst mir die Wahrheit sagen“
Er wusste was geschehen würde, seine Glieder zitterten. Seitdem seine Mutter nicht mehr da war, konnte er sich nicht mehr verstecken.
„Du weißt verflucht noch mal wovon ich rede, muss ich deutlich werden?“ Vaters bisher ruhige Stimme wurde allmählich lauter. Aber auch die scheinbare Ruhe machte es nicht erträglicher, es war ein aussichtsloses Verhör. Sein Strafmaß war schon bestimmt, und konnte durch weiteres Zögern nur noch nach oben korrigiert werden. Er wusste es, er wusste es schon lange. Aber die niederdrückende Angst, er konnte es nicht sagen. Sein Vater wusste alles, aber er wollte es nicht wahrhaben, er hoffte wartete. Vielleicht würde die Zeit ihm helfen. Vielleicht würde es klingeln, und Vater konnte nicht mehr weiter mit ihm spielen.
„Deine letzte Chance, sonst wirst du so eine Tracht von Prügel erleben, wie du es noch nicht erlebt hast.“ Sein Vater war immer beherrscht. Klar er war wütend, aber er rastete nicht aus, er schien genau zu wissen was er tat. „Wird es bald, ich will es von dir hören.“ Die Stimme brummte in seinem Schädel, würden die Schläge hart werden. Hoffentlich nicht die Füße, die Experimentierfreude seines Vaters war groß, aber hoffentlich nicht wieder die Füße.
Erst jetzt ging ihm auf, dass er schon Tränen wimmerte. War das verräterisch, war das ein Schuldeingeständnis?
„Ich muss mal grad nach oben etwas holen, du wartest hier!“ Diese drohende ruhige Stimme, er konnte sehr laut werden, aber diese Ruhe machte ihn verrückt. Er wusste was er holen würde. „Komm mal nach oben ich möchte dir etwas zeigen.“ Meistens war das Schlafzimmer der Ort wo er geschlagen wurde. Aber jetzt war er sich nicht mehr sicher. Wollte der Vater auf die Neonröhre hinaus. Sicherlich war es das Schlimmste, wenn es dem Vater schon aufgefallen war, aber mittlerweile war jede Bewegung von Hans, von Angst verfolgt, Angst etwas falsch gemacht zu haben.
Der Vater hatte den Gürtel in der Hand. „Jetzt kannst du noch reden, verdammt.“ „Aber ich weiß nicht was, ich weiß nicht…“ hörte er sich mehr flüstern als sagen. Seine Angst erstickte seine Stimme, sie war leise und und hoch und durchsetzt von schluchzenden Schluckbewegungen. Er konnte es nur wiederholen und hoffen: „Ich weiß nicht.“
Die Peitsche drohte.
„Beweg deinen Arsch hier hin, zieh die Hose runter, du hast in diesem Haus hier nicht zu lügen.“ Jetzt schrie der Vater. Es war soweit. Michael krächzte und zitterte und bewegte sich nicht vom Fleck. „Ich zähle jetzt bist drei, dann liegst du bauchwärts auf dem Bett, sonst wirst du wünschen deine kranke Mutter hätte dich nicht auf die Welt gebracht. Die wird dir jetzt auch nicht helfen. Und du bist keinen Dreck besser als sie. Sie hätte dich gleich mitnehmen sollen als sie gesprungen ist, ich bin den verfluchten Wahnsinn leid… Du liegst noch immer nicht auf dem Bett.“
Er war wie betäubt, atmete hastig, es war gut den Verstand abzuschalten, das machte es erträglicher. Er spürte wie er zu Boden gerissen wurde. „Rede, du missratenes Ding.“ Er lag am Boden und wurde zum Bett geschleift. Seine Hose rutsche runter. Die Zeit war wie gelähmt, der Sekundenzeiger tickte im Minutentakt. Die Zeit spielte ein grausames Spiel mit ihm. Er erkannte dass sie auf der Seite des Vaters war, dass er nicht auf Zeit spielen konnte. Sie hatte ihn verlassen, und vergrößerte sein Leid mit jeder minutenlangen Sekunde. Der Schmerz des ersten Schlages war nicht schlimm auch nicht der Zweite… er hatte sich daran gewöhnt. Er stellt sich vor wie eine Hornhaut ihn schütze, wie die Schläge abprallten. Es zog, es brannte aber die Angst vor den Schlägen war Schlimmer als die Schläge selber. Die Stimme des Vaters ebenso.
„Steh auf, Mistvieh.“
Er fürchtete die zweite Verhörung und spürte wie seine vertrockneten Lippen, die die ganze Feuchtigkeit ausgehaucht hatten sich rührten: „Ich wollte die Neonröhre nicht kaputt machen. Ich weiß nicht ich bin draufgetreten.“ Die Antwort war nichts sagend und kalt „So.“ Er merkte es war noch nicht ausgestanden.
„Und der Fernseher?“ Der Fernseher, was war damit. Die Angst wuchs ins Unermessliche. War er kaputt. Ja, er hatte, abends ferngesehen, obwohl er nicht dürfte. Aber hat er ihn kaputt gemacht. Er hatte laut gedacht.
„Du hast dich dem Verbot widersetzt, und ferngesehen, in meinem Zimmer.“ Er spürte die Schläge, er wurde hochgerissen und hörte wie sein Vater wollte dass er stehen blieb. Zieh die Socken aus. „Strafe muss sein, glaub mir du wirst mich nie mehr belügen.“ Steh still, du Missgeburt deine Mutter“ Es ging seinen gewohnten Lauf. Die Gürtelschläge gingen nieder auf seine Füße, sprang er weg, war der nächste um so härter. Er spürte die Metallschnalle. Seine Sinne wurden taub. Das letzte was er erschöpft wahrnahm war, dass sein Vater sagte er würde am nächsten Tag nicht zur Schule gehen, stattdessen 500 mal schreiben: „Ich soll meinen Vater nicht belügen, wenn ich etwas angestellt habe“ sowie: „Ich muss meinen Vater respektieren“. Den Rest des Abends verbrachte ich in meinem Zimmer. Für die Neonröhre nahm mein Vater mir meine Briefmarken, aber das war egal, hauptsache ich wurde nicht noch mal geschlagen. Ich war froh allein zu sein. Es war still, mein Vater war wohl, wie so oft im Keller in der Werkstatt, aber ich traute mich dennoch nicht hinaus. Ich hatte Hunger und war furchtbar durstig. Und ich fürchtete schon den Moment, da ich auf Toilette musste. Aber ich würde mich dort hinschleichen müssen, würde ich es nicht tun wäre die nächste Strafe um so größer.

 
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