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Geschrieben von Mama Heike am 04.08.2006, 23:13 Uhr

@krueml

Hallo Chrissie,

ich finde, dass wir supertolle Töchter haben. Ja, sie sind etwas ganz Besonderes und ich freue mich sehr, dass ich durch dich und deine Dari darüber wieder neu nachdenken kann.

Grundsätzlich verlangt Dari keine Sonderbehandlung. Ich habe in vielen Posting zu verschiedenen Themen allgemeine Verhaltensansätze gemacht, die für alle Kinder gelten, aber Dari verlangt eine strengere und kompromisslosere Einhaltung und zudem eine individuelle Anpassung. Das Gute ist, dass du sehr gute Hilfe von Dari selbst bekommst - wenn du aufmerksam bist.
Solange du diese „Hilfen“ noch nicht selber siehst, kann ich ja „mitschauen“. Aber dein Sinn wird dafür bald „geschärft“ sein.

Ein Beispiel, wie Dari mithilft:
Wir haben (rein zwischenmenschlich gesehen) gelernt, dass man Probleme diskutiert und beredet, wir forschen nach Ursachen, wägen Vor- und Nachteile von Lösungen ab, beurteilen Konsequenzen, schließen Kompromisse, und dann irgendwann mal (nach dem ganzen Gelaber) beginnen wir, das Problem auch endlich mal zu lösen. Was macht der Handwerksmeister bei einem Problem? Er denkt nach und handelt!

Und genau das erwarten Kinder, dass wir handeln! Denn diese Sprache ist ihre Sprache. Deine Dari macht nichts anderes mit ihrem Bruder, wenn sie ihn vom Schrank wegzieht. Sie traut sich das, was du scheinbar nicht tust: Handeln.
Sie setzt das in die Praxis um, was dein Ziel ist. Davin darf nicht an den Schrank, also wird der Bruder entfernt, leider etwas ruppig auf ihre Art, aber sehr folgerichtig.
Übelnehmen kann man ihr das eigentlich nicht Und du kannst davon lernen. Dari scheint deiner Handlungsfähigkeit (wenn es um häusliche Regeln geht) nicht sehr zu vertrauen, das kannst du ändern und damit viel für deine Autorität und deine Führung tun.

Praktisch geht das so: Wenn du eine Anweisung erteilst, erklärst du kurz warum. Deine Begründung muss gut sein und der Wahrheit entsprechen (Das schafft die Möglichkeit, dass gerade Dari zustimmen kann.) Manchmal brauchen Kinder auch etwas Zeit zum Einlenken.
Vorab hast du schon überlegt, was du tun könntest, wenn das Kind deine Anweisung nicht ausführt. Wenn es nicht tut, was du angewiesen hast, handelst du. Das Ergebnis muss dann unbedingt sein: Deine Anweisung wird vom Kind eingehalten.

Diese Handlung solltest du NIE vorher ankündigen (also bitte keine Konsequenzen aufzeigen!), denn dann würdest du signalisieren, dass du deinem Kind gar nicht zutraust, dass es tut, was du sagst (und das tut es dann meist auch gar nicht.)

Alle Handlungen, die nicht zu dem Ergebnis führen, dass deine Anweisung vom Kind eingehalten wird, sind nicht die richtigen Handlungen - oder die andere wichtige Schlussfolgerung: Deine Anweisung ist nicht berechtigt.

Jede Anweisung ist im eigentlichen Sinne ein Aufdrängen einer Maßnahme. Da wir freie Menschen sind (und unsere Kinder auch), sind aufgedrängte Maßnahmen ein Angriff auf unseren Stolz. Häufen sie sich, werden sie zu einem „Korsett“. (Da lohnt sich auch der Blick auf´s eigene Leben: Fühlst du dich als freier Mensch? Auch da kann man gut ansetzen, sein eigenes Korsett abzuschütteln, aber das nur nebenbei.)
Du musst also schauen, ob deine Anweisungen wirklich nötig sind und sie ggf. ersetzen. Das habe ich mal zum Thema Trotz mit Antje (Frosch) erläutert. Hier nochmal der Link zum Nachlesen :
http://www.rund-ums-baby.de/erziehung_elternforum/mebboard.php3?step=2&range=20&action=showMessage&message_id=2211&forum=209

und dazu gehörte auch dieser:
http://www.rund-ums-baby.de/erziehung_elternforum/mebboard.php3?step=2&range=20&action=showMessage&message_id=2233&forum=209

Warum unser ganzes Gelaber ringsrum nichts bewirkt, liegt daran:

Wenn du statt zu handeln (wenn deine Anweisung nicht eingehalten wird), nur redest oder erklärst, spekulierst du auf die Verstandeskräfte des Kindes. Wir meinen, unsere Kinder würden uns schon genau verstehen, weil sie immer so clever sind und uns in Grund und Boden diskutieren können. Das ist richtig, aber ihr Kleinkind-Verstand ist nicht stark genug, ihre noch überstarken Gefühle zu bezwingen.
Kleine Kinder sind ganz „Gefühl“, mit Leidenschaft und Hingabe erforschen sie ihre Welt und das starke Gefühl Stolz ist noch so rein und präsent (gerade bei Dari), dass sie sich um keinen Preis durch irgendwelche aufgedrängte Maßnahmen beugen lassen. Ja, sie nehmen so gar manchmal Liebesentzug in Kauf.

Gefühle mit dem Verstand zu beherrschen, verlangt menschliche Reife und damit haben noch etliche Erwachsene ihre Probleme! Wenn die Emotionen hochkochen, fliegen sogar hier im Forum die Fetzen.


Ich schaffe es heute leider nicht mehr, noch etwas zur Geschwisterkonstellation zu sagen. Du musst dich ein paar Tage gedulden, denn meine Ferienreise hat sich schon auf morgen verschoben. Es gibt aber viele Parallelen zu meinen Kindern, die ich gerne noch ausführe.

Aber noch kurz zu deinen wirklich erfreulichen Aussagen zu Dari: Es hat mir viel Freude gemacht, zu lesen, wie du dein Kind siehst. Ja, ich kann was damit anfangen! Sie fühlt sich sehr wohl bei dir und wächst doch alles in allem zufrieden in diese Welt hinein.

Lass dich nicht davon verrückt machen oder gar einschüchtern, dass ihr Selbstbewusstsein dich ganz fordert. Es ist auch eine tolle Chance, ein solches Kind zu haben. Ich zumindest bin in meiner Entwicklung Riesenschritte vorangekommen. Und da sich Dari entwickelt, wird es auch an dir nicht spurlos vorbei gehen.
Sieh dich als Partner von ihr, der für eine begrenzte Zeit die Führung übernimmt, solange sie es noch nicht alleine kann.

Liebe Grüße
Heike

 
1 Antwort:

Danke erst Mal!

Antwort von krueml am 05.08.2006, 15:12 Uhr

Liebe Heike,

Ich habe mir Deinen Text ein paar Mal durchgelesen und versucht zu verinnerlichen. Besonders Deinen Rat Konsequenzen nicht mehr anzukündigen und es funktioniert tatsächlich bereits besser. Ich war immer der Meinung, dass man logische Konsequenzen vorher mitteilt und hatte das auch hier immer so gelesen. Aber offensichtlich war das falsch da ich sie damit immer noch mehr herausgefordert habe (habe ich heute an ihrem Gesicht gesehen als mein Mann ihr etwas angedroht hatte). Ich war auch der Meinung, dass man Konsequenzen nicht einfach ohne Ankündigung durchziehen sollte aber auch da habe ich gemerkt, dass Dari gar nicht so entsetzt darüber ist oder lostobt. Im Gegenteil, sie nimmt es mehr oder weniger hin! Z.B. hat sie heute Morgen nur das Nutella vom Brot runtergeleckt. Ich habe sie 2x ermahnt und dann habe ich ihr das Brot weggenommen. Sie wollte aber essen, also habe ich ihr das Brot zum Abbeissen immer hingehalten. Sie hat es klaglos akzeptiert obwohl sie sonst völlig ausflippt wenn man ihr die Kompetenz abstreitig macht, bzw. sie nicht Alles alleine machen darf.

Was noch schwierig ist, sind Situationen in denen ich nicht "handeln" kann. Das heisst, wenn Davin bei mir auf dem Schoss sitzt und seine Flasche trinkt u.ä. Situationen. Da habe ich nur die Möglichkeit verbal meine Anweisung klar zu machen. Oder ein anderes Beispiel von heute. Dari will nicht die Schuhe anziehen und mitkommen. Also nehme ich die Schuhe in die Hand, Davin auf den Arm und bitte ihn Dari auf dem Arm ins Auto zu tragen. Sie hat sich auch nicht gewehrt - auch etwas ganz Neues (wahrscheinlich weil ich es nur 2x gesasgt und dann gleich gehandelt habe - sie hatte gar nicht die Zeit sich in die Abwehrreaktion reinzusteigern)! Nur was mache ich wenn ich mit den Kids alleine bin, was ja meistens der Fall ist?

Ích wünsche Dir erst Mal einen super Urlaub und freue mich bald wieder von Dir zu hören!

Liebe Grüsse,
Chrissie

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