Rund um die Erziehung

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Geschrieben von ny152 am 04.11.2006, 12:35 Uhr

zwei situationen heute - wie hättet ihr reagiert?

...die mich überlegen ließen, wie gehandelt hätte, wenn ich nicht erziehende wäre (was ich nicht bin und auch nicht sein will - aber die theorie ist interessant).

1. mein sohn (3) klettert zum ersten mal in seinem leben auf den wohnzimmertisch. noch nie zuvor hat er das getan. ich habe ihn sofort davon abgehalten, weil das für mich ein "no go" ist. ich möchte nicht, dass meine kinder auf tische klettern und darauf stehen oder hüpfen. ich habe ihm das erklärt und er hat sich damit zufriedengegeben, auf seine spielzeugkiste zu klettern. das darf er.

nun könnte man sagen: "meine güte, was ist dabei auf einen tisch zu klettern? vermutlich macht er es 10x und dann ist es uninteressant. also lass ihn doch."
an die theorie, dass es irgendwann uninteressant wird, glaube ich nicht. mein sohn liebt es nach wie vor auf betten herumzuhüpfen. das habe ich ihm nie untersagt, das darf er. trotzdem wird das nicht uninteressant. es ist zwar mal eine weile uninteressant, aber taucht immer wieder auf.

mir ist klar, dass ich an dieser stelle autoritär erzogen habe (tränen oder geschrei gab es jedoch zu keinem zeitpunkt, dazu bin ich zu sanft und freundlich vorgegangen). was hätten die nicht-erzieher gemacht?

2. ich bin heute mit söhnen (3/1) alleine, mann muss arbeiten. heute vormittag musste ich besorgungen machen für das wochenende, elementar wichtige dinge wie brot und milch. mein sohn ging schon mal nach draußen zum auto und traf auf den 60jährigen nachbarn, der gerade holz wegkarrte. mein sohn wollte unbedingt mitmachen. ich sagte: "ok, dauert eh noch, bis der bruder im auto sitzt und das auto aus der garage gefahren ist, so lange kannst du."

nun wollte ich los. bruder saß im auto, auto lief. ich holte meinen sohn. der, ihr ahnt es, wollte aber nicht. er wollte nicht mit einkaufen. er wollte weiter helfen. ich sollte alleine fahren. das aber ging nicht. ich konnte und wollte dem arbeitenden nachbarn nicht zumuten, auf meinen sohn aufzupassen. er bot es auch nicht an. es gab niemand anders, der hätte aufpassen können. also MUSSTE mein sohn mit. ende vom lied: ich trug das protestierende kind zum auto und schnallte es an, worauf es natürlich begann zu weinen. ich erklärte die situation, schimpfte nicht, strafte nicht, blieb freundlich, aber eben konsequent.

was hätten nicht-erzieher gemacht? das auto ausgestellt, den bruder wieder rausgeholt, später gefahren, gar nicht gefahren, den nachbarn um babysitterdienste gebeten...?


dies sind mal zwei situationen, wie sie wahrscheinlich täglich überall vorkommen. sagt doch mal (egal ob erziehend oder nicht-erziehend), wie ihr reagiert hättet.

 
16 Antworten:

Re: zwei situationen heute - wie hättet ihr reagiert?

Antwort von wassermann63 am 04.11.2006, 12:46 Uhr

Hi,

Situation 1): mein Großer ist mit 1,5 J. circa 15 Mal auf den Esstisch geklettert - trotz regelmäßigen Umlenkens (also runtertragen vom Tisch). Mein Kleiner (jetzt 1,5 J.) ist vor kurzem zum ersten Mal auf den Tisch geklettert, er wurde sofort wieder umgelenkt. Wahrscheinlich wird er noch ca. 14 Mal auf den Tisch klettern.

In der Zwischenzeit "dürfen" (ich habe es nicht (anders) erzogen) sie auf der Fensterbank rumklettern und auf'S Sofa runtersteigen. Einzige Bedingung: sie dürfen nicht auf's Sofa hüpfen. Daran halten sie sich ;-)

Situation 2: ich hätte identisch reagiert.

LG
JAcky

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Re: zwei situationen heute - wie hättet ihr reagiert?

Antwort von mathildas_mama am 04.11.2006, 13:58 Uhr

Meine Tochter durfte auf den WoZi-Tisch, der - in dem Moment nicht - erziehende Papa hat´s erlaubt. Ob ich es damals erlaubt hätte, ist fraglich, rückwirkend: ja.

Glaub mir, es wird in der Tat langweilig, sie saß schon sehr sehr lange nicht mehr drauf.

Zu 2): Wenn man vorausschauend ist, ahnt man, daß das Kind vom Nachbarn nicht wegzukriegen ist. Hätte ich einen guten Tag und würde das tatsächlich ahnen, hätte ich ihn gar nicht erst anfangen lassen, zu helfen.

Mitten drin ´rausreißen ist tatsächlich nicht fair.
Aber: fehlerfrei ist niemand, und wenn er mit muß, muß er mit, nützt ja nix ;).

LG Elke

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Re: zwei situationen heute - wie hättet ihr reagiert?

Antwort von ny152 am 04.11.2006, 14:09 Uhr

aber das matratze hüpfen wird auch nach sooo langer zeit nicht langweilig... *kopfkratz*

zu 2: und wie hättest du ihn davon abgehalten, zum nachbarn zu gehen und ihn beginnen helfen zu lassen? mein sohn hätte sich so oder so auf den holzstapel gestürzt, spätestens beim ins-auto-einsteigen wäre er weg gewesen. deshalb meine überlegung vorher: ich lasse ihn ein bisschen helfen, das ist besser als es ganz zu verbieten.

oder?

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Re: zwei situationen heute - wie hättet ihr reagiert?

Antwort von champagner am 04.11.2006, 14:32 Uhr

Hallo,

in der ersten Situation hätte ich wie Du reagiert. Auf dem Tisch klettern ist tabu, dass gibt es bei uns auch nicht. Am Tisch sitzt man und stellt sich nicht drauf. Hat mein Kind aber auch noch nicht gemacht.

Zur zweiten Situation:
Ich hätte mein Kind nicht helfen lassen, wenn ich weiß, dass wir wenige Minuten danach wegfahren. Das das Theater gibt, wäre für mich absehbar gewesen. Ich kenne mein Kind da zu gut. Ich denke er hat einfach nicht verstanden, warum er jetzt weg muß und hat dementsprechend protestiert.


LG Sylvia

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Re: zwei situationen heute - wie hättet ihr reagiert?

Antwort von vina am 04.11.2006, 14:51 Uhr

Situation Nr. 1:

Wichtig ist doch die Intention. Wenn ich sage: auf dem Tisch sitzt man nicht... ist das ganz klar eine erzieherische Absicht NONO
Wenn ich aber sage: das ist mein Tisch, den habe ich mir gekauft ... ich will nicht dass du darauf sitzt, ist die Intention nicht, das Kind zu erziehen sondern mein Eigentum zu schützen. Ergo völlig legitim.

Situation Nr. 2:

Habe ich jetzt im Kopf: Scheisse, wenn ich jetzt das Auto ausschalte und warte, dann lernt er, dass ich nicht konsequent bin.... dann habe ich eine erzieherische Absicht. Denke ich, hmmm, Babysitter ist keiner Sicht, das Auto kann ich hier nicht stehen lassen, der Bruder sitzt im Auto, könnte aufwachen und sich erschrecken ... hilft nüscht, wir müssen los.. .ist das in Ordnung. Ich sollte es natürlich auch so kommunizieren.

lg
vina

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Re: @ny152

Antwort von SonjaB am 04.11.2006, 15:42 Uhr

also ganz ehrlich:
ich hätte in den 2 situationen genau dasselbe gemacht wie du. Denn auf dem tisch rumklettern gibts es nicht. das müssen die kinder lernen. Und zu zweitens: ich hätt genauso reagiert. denn du hast ihm vorher gesagt, wenn der bruder im auto sitzt und auto aus garage gefahren ist, muss er aufhören und kommen. also wusste er bescheid und muss es so akzeptieren. Man kann seine kinder nicht immer vor allem "beschützen" (tut mir leid anderes wort fällt mir nicht ein;)) damit meine ich, kinder müssen lernen zu akzeptieren und abstriche machen. er wusste doch vorher bescheid, also wusste er auch was dann kommt!

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Re: @ny152

Antwort von RR am 04.11.2006, 16:07 Uhr

Hallo
ich hab so einen kleinen temperamentvollen Sohn (wird diesen Monat 3) der probiert ständig aus ob das Neue erlaubt ist....

Tisch sitzen: ich lass immer den Spruch los "auf dem Tisch da steht der Kuchen, da hat der Popo nix zu suchen" - darauf kichert er u. geht runter. Außerdem hatten wir letzten in einer Fewo einen Tisch der seitlich gekippt ist wenn er sich setzen wollte.... hat ihn wohl geheilt.

Zu 2.: Wenn ich merke, es gibt Schreierei wenn ich ihn jetzt sofort wegnehme bei sowas, dann sage ich o.k. noch soundsoviele Schläge mit der Axt (in dem Fall) u. dann aber los. Und das wird dann auch umgesetzt. Geschrien wird dann höchstens noch 2x, er kennt ja die Abmachung u. dass sich daran gehalten wird.

viele Grüße

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Also erziehst Du Dein Kind doch!

Antwort von Frosch am 04.11.2006, 17:29 Uhr

Nur anders als ny152 *GRINS*

LG Antje

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mei, der Popo-Spruch ist echt süß :-)))

Antwort von wassermann63 am 04.11.2006, 18:01 Uhr

Den werd' ich gleich probieren. Mal kucken, ob der Kleine ihn schon versteht ;-))

RR, hast du noch ein paar solcher Sprüche?

Ich glaube, ich sollte in der Richtung auch ein bissi kreativ aktiv werden..

LG
JAcky

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Re: interessant

Antwort von ny152 am 04.11.2006, 18:08 Uhr

also die handlung an sich ist nicht entscheidend, sondern die intention, die man im kopf hat. zumindest bei situation 2 hatte ich tatsächlich keine angst vor autoritätsverlust. bei situation 1 geht es mir tatsächlich um das prinzip "tische sind nicht zum sitzen da". an das prinzip "machen lassen, es wird von alleine uninteressant" glaube ich nicht so recht. das matratzengehüpfe in unserem hause (das mich allerdings nicht stört) ist ein beleg dafür.

so langsam kapiere ich. beim nicht-erziehen geht es nicht um die vorgehensweise an sich, die deckt sich durchaus mit den vorgehensweisen von (unautoritär) erziehenden. es geht um die intention im kopf.

ich glaube, einem 1-4jährigen ist es völlig wurscht, welche intention mama gerade im kopf hat. es kommt nur die reaktion an, die vorgehensweise, der erzieherische akt an sich. dann laufen ja am ende die fäden wieder zusammen und ich kann keinen unterschied erkennen zwischen (unautoritärem) erziehen und nicht-erziehen.

tatsächlich hatte ich jetzt mit was anderem gerechnet und bin ein wenig überrascht.

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Re: zwei situationen heute - wie hättet ihr reagiert?

Antwort von mathildas_mama am 04.11.2006, 19:29 Uhr

Matratze hüpfen ist ja auch Sport - das wäre ja wie, wenn Ball spielen langweilig werden würde.

Das stört mich aber auch nicht, das darf sie. Auf dem Tisch habe ich schon sparsam geschaut - aber ok, wenn Papa das genehmigt ...

zu 2) Was weiß ich denn, wie ich DEIN Kind daran vorbeigelotst hätte. Wirksam ist oft Bestechung, gefolgt von Erpressung, und notfalls schleppe ich auch meine 4,5 - jährige noch davon wird aber schon schwerer *gg*).

*** deshalb meine überlegung vorher: ich lasse ihn ein bisschen helfen, das ist besser als es ganz zu verbieten.***

Ja, hast Du gedacht. War halt suboptimal, wie man leider ja oft erst im Nachhinein feststellt ;).
Optimal wäre immer, man hätte genügend Zeit ... Waren die Erledigungen wirklich unaufschiebbar?

LG Elke

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Re: zwei situationen heute - wie hättet ihr reagiert?

Antwort von ny152 am 04.11.2006, 19:57 Uhr

möglicherweise wäre es noch suboptimaler gewesen, ihn gar nicht zum nachbarn zu lassen. vielleicht lief die sache nur deshalb vergleichsweise glimpflich ab, WEIL er ein bisschen holz verladen durfte. möglicherweise hätte er mir das halbe dorf zusammengebrüllt, wenn ich es ihm komplett untersagt hätte.

???

das mit genügend zeit haben ist immer so eine sache. ich stelle im alltag mit zwei kleinkindern fest, dass es tägliche viele situationen gibt, wo man "just in time" arbeiten muss, um die kindlichen bedürfnisse nach schlaf, essen und spielen zu befriedigen. hätte ich nur ein kind - pah. wie leicht wäre es, von zeitplänen abzuweichen.

bestechung und erpressung habe ich bisher noch nicht angewandt - das ist mir zu autoritär ;-)))

auf den tisch klettern und wieder herunterspringen würde ich im weitesten sinne auch als sportliche betätigung betrachten (äquivalent zum springbock). dies argument überzeugt mich also nicht.

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Ja, wer weiß das schon, was gewesen wäre wenn ...

Antwort von mathildas_mama am 04.11.2006, 21:00 Uhr

*** bestechung und erpressung habe ich bisher noch nicht angewandt ... ***

Ganz sicher????

LG Elke

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Re: interessant

Antwort von vina am 05.11.2006, 9:35 Uhr

natürlich kann sich die handlungsweise decken. in diesen beiden situationen war es so. generell denke ich, dass die Absicht das Handeln bestimmt und es kommt zu anderen Handlungen als beim erzieherischen Denken.

Ich denke schon, dass es einen Unterschied macht, ob ich mein Kind "verbessern" will, oder einfach nur mit ihm lebe, so wie es ist. Es annehme ohne ihn zu irgendwas zu erziehen. Es geht auch um das, was mitschwingt, was beim Kind ankommt. Den Kinder wird die Absicht ganz schnell klar.

Im Übrigen sitzt mein Sohn mit Vorliebe auf unserem Esstisch. Bei seinen Grosseltern ist er noch nie auf die Idee gekommen. Ich vertraue darauf, dass er erkennt in welchen Situationen was geht. Das lernt er durch "try and error".

lg
vina

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Re: interessant - noch mal an vina

Antwort von ny152 am 05.11.2006, 11:56 Uhr

und wieder ist dann nur die definition von erziehen. du möchtest dein kind ja auch zu etwas machen, nämlich zu einem autonomen, starken, selbstbewussten menschen. du möchtest verhindern, dass es angepasst, duckmäuserisch, unsicher und schwach wird. deshalb handelst du so wie du handelst. warum kann ich das nicht auch erziehen nennen? nichts anderes ist es doch. ein aufwachsen lassen mit einer ganz bestimmten intention und einer ganz bestimmten zielsetzung. irgendjemand schrieb, nicht-erziehung habe keine intention. aber natürlich hat sie das! deshalb entscheidet man sich doch für das modell. weil man sein kind zu diesem starken positiven menschen entwickeln lassen will - oder auch: es dazu erziehen will.

was genau stört dich an dem wort erziehen? warum ist er so negativ besetzt in der antipädagogik? wegen der autoritären erziehung (die ja nur eine ausprägung von vielen ist)? wegen des wortes "ziehen" in erziehung? klingt dir das zu gewaltsam?

ich bleibe dabei: für mich gibt es inhaltlich nur wenige unterschiede zwischen nicht-erziehung und unautoritärer/kindorientierter erziehung. allein die definition sorgt dafür, dass ordentlich zündstoff in die diskussion gerät. und das ist eigentlich gar nicht notwendig, weil es sich gar nicht um so was außergewöhnliches handelt.

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Re: interessant - noch mal an vina

Antwort von solelo am 05.11.2006, 13:58 Uhr

Ich bin zwar nicht Vina, aber ich wollte gerne antworten :-)

***du möchtest dein kind ja auch zu etwas machen, nämlich zu einem autonomen, starken, selbstbewussten menschen.***

Ich denke, du hast da einen Denkfehler. Es geht nicht darum, seinen gesunden Menschenverstand auszuschalten. Einfach, weil man sein Kind liebt, wünscht man sich natürlich das beste für sein Kind. Natürlich wäre es zumindest in dieser Gesellschaft "besesr", wenn es selbstbewusst ist, etc. Der Unterschied ist, dass wenn wir sehen, dass er das einfach nicht IST, wir nicht dann irgendwie durch traditionelle "Erziehungsmittel" benutzen, um das "Ziel" partout zu erreichen (eine Freundin lies ihre Tochter z.B. "punkte" sammeln, wenn sie "tapfer und mutig" war und nach 10 Punkten kriegte sie ein Geschenk...).

***du möchtest verhindern, dass es angepasst, duckmäuserisch, unsicher und schwach wird.***

Wer will das denn nicht? Das hat nichts mit Erziehung zu tun. Das hat einfach mit Liebe zum Kind zu tun. Wie man diesen Wunsch umsetzt, das ist entweder Erziehung oder eben nicht.

***Warum kann ich das nicht auch erziehen nennen? ***

Weil es das nicht ist, wenn du auch *akzeptieren* kannst, dass trotz Vorbild und Freiheit dein Kind nicht so wird, wie es sich "jeder" wünscht (nicht nur Nichterzieher!) und wenn du eben nicht diese Erziehungstricks verwendest.

****ein aufwachsen lassen mit einer ganz bestimmten intention und einer ganz bestimmten zielsetzung.****

Falsch – es ist eben nicht ein ZIEL. Wir BIETEN die Möglichkeit AN, selbstbewusst etc. zu werden wenn wir Vorbild sind etc, aber wir akzeptieren es, wenn das Kind anders wird und sind sogar erfreut darüber, weil wir keine Klone züchten wollen (nicht dass es Erzieher machen...). Wir freuen uns, wenn wir sehen, dass unser Kind der Mensch ist und wird, der er ist, nämlich jemand ganz anderes :-)

Nur weil wir sagen "Wir können nicht erwarten, dass unsere Kinder sich nicht fehlverhalten, wenn wir es selbst tun", heißt es nicht, dass wir uns extra Mühe im Vorbild geben, UM es zu erreichen, dass es sich "richtig" verhält UND wir erwarten auch nicht, dass es das unbedingt tut. Es ist lediglich ein NEBENEFFEKT, ein Bonus, dass offensichtlich Kinder, die frei aufwachsen, trotzdem nicht die prophezeiten Fehlverhaltensweisen aufzeigen und eben DOCH respektlos, verantwortungsbewust, selbstbewusst etc. "werden" oder sind, aber wir machen es nicht DESWEGEN.

Ich habe lange gebraucht, um zu begreifen, dass Nichterziehung nicht einfach nur ein Ersatz für Erziehung ist, eine weitere Erziehungsmethode unter vielen, um das gleiche oder ein besseres "Ziel" zu erreichen.

****irgendjemand schrieb, nicht-erziehung habe keine intention.****

Hat sie auch nicht, jedenfalls nicht eine erzieherische Intention. Der Weg ist uns wichtig und wir glauben, den Kindern auch. Wir glauben dass allen Menschen Freiheit enorm wichtig ist und dass EInschränkung enorm schädlich sein kann.

***aber natürlich hat sie das! deshalb entscheidet man sich doch für das modell. weil man sein kind zu diesem starken positiven menschen entwickeln lassen will - oder auch: es dazu erziehen will.***

Nein, Erziehung ist eher das, was man mit einem Hund macht, um zu Sauberkeit, Pfötchen geben...

In Meinem Wörterbuch steht:
erziehen:
1) jemandes (besonders eines Kindes) Geist und Charakter bilden und seine Entwicklung fördern.
2) zu einem bestimmten Verhalten anleiten

Und so verstehe ich Erziehung auch. Die Entwicklung fördern wollen wir natürlich auch, aber wir denken, den Geist und Charakter kann das Kind nur SELBST bilden, nicht WIR bilden es von aussen = Erziehung im Sinne von 2) ist also unnötig um das gleiche zu "erreichen."
2) lässt sich meines Erachtens erweitern in WIE man zu einem bestimmten Verhalten anleitet – die meisten Menschen verbinden mit "Erziehung" nicht nur "die Entwicklung fördern" und/oder "Ein Ziel haben" (wie du anscheinend), sondern eben bestimmte Tricks/Techniken anzuwenden, um eben 2) zu erreichen.

***was genau stört dich an dem wort erziehen?***

Dass es eben NICHT bedeutet, zu lenken, aber gegenteiliges zu akzeptieren wenn nötig, sondern bedeutet, zu einem Verhalten anzuleiten, mitunter egal ob der Betroffene das will oder nicht. Und dass es bedeutet, dass man es tut, um jemandes Geist/Charakter zu bilden, obwohl es eben gar nicht möglich ist, weil das jeder selbst tut und Erziehung im Sinne von 2) da sogar schädlich ist (wie viele Kinder machen GENAU das Gegenteil von dem, was "erwartet"/"Erzogen" wird??)

***ich bleibe dabei: für mich gibt es inhaltlich nur wenige unterschiede zwischen nicht-erziehung und unautoritärer/kindorientierter erziehung. allein die definition sorgt dafür, dass ordentlich zündstoff in die diskussion gerät. und das ist eigentlich gar nicht notwendig, weil es sich gar nicht um so was außergewöhnliches handelt.****

Liebe Ny152,

ich glaube, du erziehst einfach seeeeehr seeeerh frei, wenn das nicht schon Nichterziehung ist! Wie ich aus deinen Postings herauslese, fehlt lediglich manchmal ein bisschen mehr Kreativität um von den einschränkenden "2 Möglichkeiten" loszukommen, und mehr "Ja"s zu ermöglichen.

Dein Begriff von Erziehung deckt sicht einfach nicht mit dem, was die allermeisten Menschen von Erziehung halten. Wenn jemand zu dir sagt "du musst dein Kind zu Sauberkeit/Selbständigkeit/XXX erziehen", dann ist damit zu 99,99 % gemeint, dass du gewisse Tricks und Manipulation verwendest, um das "Ziel" Sauberkeit/Selbständigkeit/XXX zu erreichen. Diese Person könnte natürlich der Meinung sein, dass man es erst Mal freundlich versucht, dass man erst Mal "Vorbild" ist, dass man erst Mal.... aber wenn nicht – soll man doch bitte auf die Tricks/Manipulation zurückgreifen, weil es eben "notwendig" ist und "sein muss", "sonst...".

Natürlich ist das ganze Definitionsssache! Aber wir sollten uns beim Begriff "Erziehung" schon daran halten, was die MEISTEN Menschen damit meinen.... und im Zweifel ein Wörterbuch zu Rate ziehen, sonst drehen wir uns erst recht im Kreis.

Gruß
Johanna

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