Rund um die Erziehung

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Geschrieben von SusanneZ am 25.02.2007, 7:28 Uhr

zu Sanktionen

Also, anti-autoritäre E. als auch Nicht-E. haben nix mit Laissez-Faire zu tun. Antiautoritär erziehen Eltern erziehen ihr Kind im Sinne davon, dass sie bei ihrem Kind samt seiner Persönlichkeit lenkend eingreifen - durch aktive Bestrafung, Belohnung oder zielgerichtetes Ablenken.

Nicht erziehende Eltern haben zum Motto: Die Freiheit des einen endet dort wo die Freiheit des anderen beginnt. Sie stellen ihre Bedürfnisse und Wünsche nicht über das Kind, aber genauso wenig unter. Sie greifen nicht aktiv in die Persönlichkeit des Kindes ein - durch Bestrafung, Belohnung oder sonstiges zielgerichtetes lenken. Antiautoritäre Eltern lenken halt antiautoritär, aber sie lenken bspw. durch Ablenkung auf ein bestimmtes Ziel hin. Sie sind eben immer weider damit beschäftigt, was sollte ich jetzt tun, damit mein Kind zukünftig xy wird, wie kann ich das am besten erreichen. Das machen Nicht-Erzieher nicht, da sie sich sicher sind, dass Kinder soziale Wesen sind, die von allein anerkannte soziale Wesen werden wollen und zudem ihr Kind bereits ein liebenswerter Mensch ist (nicht erst in der Zukunft nach rumbasteln an seiner Persönlichkeit).

In der Nicht-E. gibt es Verbote nur dort, wo das Handeln des Kindes DIREKT gefährlich wäre. Regeln dienen lediglich dem sozialen Miteinander.

Bei der anti-autoritären E. gibt es Verbote bei Gefahr (direkter und bei vermuteter) und Verbote, die der positiven Persönlichkeitsentwicklung dienen sollen. (Habe vllt. auch noch was vergessen?!) Regeln dienen nicht nur/ oder gar nicht dem sozialen Miteinander und gelten meist nur einseitig fürs Kind.

Konkret zu den Beispielen:
1) Wenn ein Kind beißt, dann würden sowohl Nicht-Erzieher als auch antiautoritär Erziehende eingreifen. Bei den Nicht-Erziehern aus Gründen des sozialen Zusammenlebens und der Wahrung der Grenzen des Kindes sowie dessen Einhaltung durch den anderen. Ganz einfach, weil die Kinder (anscheinend) noch zu klein sind, diese Grenzen selbst zu wahren und einzuhalten. Sie stehen also als Helfer zur Seite. Zumal schauen sie, was konkret dahinter steckt und ändern eventuell die Rahmenbedingungen (Tagesablauf,...) Ok, der antiautoritäre Erzieher denkt sicher an die Zukunft, was aus einem beißenden Kind wohl werden wird und wie man dem zielgerichtet entgegensteuern kann. Sicher wird auch ein anitautoritär E. die Rahmenbedinungen beschauen und ggfls. ändern. Die Übergänge zwischen den Erziehungsstilen ist ja eh fließend. Beide würden die Kinder auf jeden Fall erstmal um ein paar Meter trennen, aber ein Nicht-Erzieher würde nicht strafen und ein antiautoritär E. vielleicht, aber eben nicht autoritär durch Gewalt oder nicht logische Konsequenzen,....

Falls es deine Pflegekinder betrifft: Bei diesen Kindern ist das ganze so auch nicht direkt anwendbar, denn sie haben sicher eine Menge Leid an sich selbst erfahren, so dass man ihre Grenzen schon so stark überschritten hat, dass sie gelernt haben dass dies iO ist und natürlich auch eine gehörige Portion aggressiven Verhaltens entwickelt haben. Zumal kommt es ganz stark auf das erste, aber auch das zweite/ dritte LJ an. Im ersten Lj. geht es um die Bindungsstärke und die damit empfundene Sicherheit/ Geborgenheit, welche wichtig ist für die kommenden E.schritte. Dann geht es in die Loslösung, das ist nochmals genauso wichtig - für das Selbst des Kindes, seine Sozialisierung.... Bei deinen Pflegekindern brauchst du Geduld. Sie müssen zunächst eine neue Bindung aufbauen, evtl. noch die Loslösung fortsetzen und die Defizite aus dem vorangehenden Lebensabschnitt fließen auch dort mit ein. Du kannst dir vorstellen, dass dies nicht normal systematisch (aufgrund des Alters und des damit verbundenen entwicklungsbedingten Strebens der Kinder) vorangeht und deshalb auch zusätzlich Aggessionen schürt. Hier zu bestrafen wäre doch nun auch wirklich das völlig falsche Signal. Das Päckchen, dass sie tragen ist wirklich schon groß genug - eigentlich sollte man ihnen einen Teil abnehmen und nichts draufsetzen. (Denke ich auch bei normal entwickelten Kindern.) Wenn du es ganz schlecht erwischt hast, dann sind sie gar nicht bindungsfähig, weil sie noch nie eine Bindung eingehen konnten und es jetzt verwähren. Kommt aber soweit ich weiß sehr selten vor. Entsprechend wird es auch keine funktionierende Loslösung geben. Keine genaue Ahnung wie sich das auf die spätere Entwicklung auswirkt. Vermutlich sehr aggessiv und stark in sich gekehrt. Bei deinen Pflegekindern kannst du nur Geduld haben und immer wieder reflektieren, dass sie nicht gegen dich kämpfen (solange du ihre Grenzen nicht übertrittst), sondern einen Kampf mit sich selbst führen.

2) Was die Straße anbelangt: Das ist eine akute Gefahrenquelle. Ein Nicht-E. würde vor allem nach dem dahinter steckenden Bedürfnis schauen und entsprechend Angebote machen. Falls er das Bedürfnis nicht so schnell checkt, dann wird er dem Kind erklären, dass die Straße wegen der Autos stark gefährlich ist und er dies nicht zulassen kann. Ein Kind, dass kaum ein "nein" zu hören bekommt, glaubt diesem "nein" viel eher als ein damit übersätes. (Übergänge natürlich fließend). Ein antiautoritär Erziehender würde auf seine Art das "auf die Straße laufen" unterbinden, aber nicht autoritär. Dass das bei akuten Gefahren sicher schwierig ist, seine Erziehungslinie zu wahren, ist klar. Aber so sehe es aus, wenn es gelingt.

Also, du siehst, beide "Gruppen" würden eingreifen. Wenn das Eingreifen für dich eine Sanktion darstellt, dann sanktionieren beide. Ich sehe den wesentlichen Unterschied einfach in dem "warum".

LG

 
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