Rund um die Erziehung

Rund um die Erziehung

Fotogalerie

Redaktion

 

Geschrieben von Jorinde17 am 13.10.2018, 10:58 Uhr

Weg aus der Angst (Achtung, lang)...

Vorab: Eine Verhaltenstherapie mit Konfrontations-Übungen eignet sich vor allem bei manifesten (konkreten) Ängsten, zum Beispiel vor hohen Türmen, engen Räumen oder auch Spinnen. Sog. „frei flottierende“ Ängste dagegen, also eine grundlegende, generelle Angstneigung (um Angehörige, vor Krankheiten, vor dem Tod) eignen sich nicht so sehr für eine Verhaltenstherapie. Zumal ja zusätzlich eine Zwangsstörung (Waschzwang, wunde Hände) vorliegt.

Deine Ängste kannst Du durchaus wieder loswerden, mit so etwas muss man nicht leben. Es ist aber nicht einfach, einen guten und geeigneten Therapeuten zu finden. Gute Therapeuten sind rar, schlechte gibt‘s dagegen wie Sand am Meer. Hier kann es helfen, sich die Bewertungen im Internet anzuschauen. Noch besser ist eine Empfehlung von jemandem, den man kennt.

Es ist natürlich auch nicht ganz unmöglich, psychische Probleme (Neurosen) selbst in den Griff zu bekommen. Das haben manche Menschen schon geschafft, als es noch gar keine Therapeuten gab. Dies ist aber ein Weg, der sehr anspruchsvoll ist. Man muss dann zu den Grundfesten des menschlichen Lebens überhaupt vordringen: Der Angst vor dem Tod. Sie steckt hinter fast allen frei flottierenden Ängsten, und natürlich erst recht in der Angst ums eigene Kind. Man muss lernen zu akzeptieren (und zwar nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen), dass die Sterblichkeit und das Risiko zum Leben dazu gehören. Ob man sich dagegen wehrt oder nicht - es gibt keine Sicherheit. Diese Tatsache aber halten Menschen mit Angst- und Zwangsstörungen nicht aus.

Auch Du hoffst ja unbewusst, u. a. mit Händewaschen und Vorsicht, das Todesrisiko für Dein Kind zu minimieren, obwohl Dein Verstand vermutlich weiß, dass dies nicht möglich ist. Ums mal laienhaft auszudrücken, ist der Unterschied zwischen psychisch gesunden Menschen und solchen mit psychischem Problem folgender: Der Gesunde hat zwar auch Angst, aber er kann mit der Unsicherheit einigermaßen leben. Er kann sie weitgehend akzeptieren. Sie schränkt seinen Alltag und den seiner Familie nicht ein.

Wer dagegen eine Angstneurose hat, kann dies nicht. Er wählt den Scheinweg der Absicherung: Wenn ich nur genug aufpasse, genug Sicherheitsvorkehrungen treffe, dann wird nichts passieren. Wenn ich dann immer noch Angst habe, muss ich offenbar noch MEHR Sicherheitsvorkehrungen treffen. Dieser Weg aber ist eine Sackgasse, denn keine noch so große Mühe führt dazu, dass das Restrisiko des Lebens verschwindet.

Deshalb wäre Dein Weg, wenn Du ihn allein gehen willst, eine totale Umkehr: Statt immer noch mehr Absicherung musst Du Akzeptanz, Hingabe ans Leben, Annahme wählen. Dies ist die absolut einzige Lösung für solche Ängste - und natürlich irre schwer, vor allem ohne Begleitung. Unmöglich ist es nicht.

Einen Weg bietet z. B. die Religion, falls Du religiös bist. Du kannst dann verstehen, dass letztlich relativ wenig in Deiner Hand liegt. Du kannst aufhören, alles selbst tragen und kontrollieren zu wollen. Du kannst üben, absolut loszulassen und Deine Last an jemand zu übergeben, der größer ist als Du. Das geht nicht schnell, man muss es 1000 mal tun, bevor innen eine erste Veränderung fühlbar wird.

Wenn Du nicht religiös bist, kannst Du z. B. auch meditieren. Meditation konnte in Studien belegen, dass sie schon nach wenigen Übungswochen den Angstlevel senkt. Auch hier übt man u. a. Annahme, Loslassen, Urvertrauen. Und auch hier braucht man Ausdauer und Geduld, anfangs scheint es immer, als ob sich nichts tut.

So oder so: Angst wird man nicht durch kopflastiges Wissen oder durch Einsicht los. Sondern ausschließlich durch Übung (Akzeptanz des Lebens, wie es ist, Loslassen der Idee, man könne es vollständig kontrollieren). Diese innere Übung kann optimalerweise stattfinden in Begleitung eines guten Therapeuten, sie heißt dann Psychotherapie. Oder aber durch praktizierte Religion (Gebet, bewusste Hingabe). Oder durch täglich ca. 30 Minuten Meditation - mit Ausdauer und über Jahre hinweg.

Es gibt einen Ausweg aus der Angst, es gibt Heilung, Du kannst zu einem normalen, frohen, weitgehend entspannten Alltag kommen. Aber dies erfordert - mit oder ohne Therapie - sehr große Entschlossenheit, viel Übung und die Bereitschaft, Dich auf einen tiefen, unbequemen Weg einzulassen. Wenn Du das aber schaffst, wirst Du ungeheuer profitieren, in allen Lebensbereichen. Du wirst nicht nur psychisch gesund, sondern auch insgesamt glücklicher und zuversichtlicher werden. Angst und Leid bieten immer auch große Chancen, ohne sie würde man kaum an sich arbeiten.

LG

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Ähnliche Fragen

Ähnliche Beiträge im Forum Rund um die Erziehung:

Vater reagiert wütend auf Angst der Tochter

Hallo Ihrs, ich bin im Moment etwas ratlos. Meine 5jährige hat in letzter Zeit öfters Abends Angst vor einem Monster in ihrem Kopf. Soweit, so normal. Sie guckt kein Fernsehen, also wird das nicht geschürt. Das kommt von Geschichten, die in der Region meines Mannes gerne mal ...

von AnnaC 31.03.2017

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Angst

Kind hat Angst vor Lehrerin

Meine Tochter ist 7, fast 8 Jahr alt und ist in der 2. Klasse. Ihre Klassenlehrerin ist sehr sehr streng und leistungsbezogen. Wenn die Kinder zu langsam beim Lesen sind, dann kriegt man solche Sprüche wie „Du bist ne lamme Ente“ oder ähnlich. Meine Tochter ist sehr gut in ...

von sigute 09.03.2017

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Angst

angst vor schwiegertochter

brauche dringend hilfe meine schwiegertochter versucht nicht nur mir meinen sohn wegzunehmen jetzt macht sie auch vor seinem baby nicht halt sie meint es wäre ja auch ihres will nicht dass sie sein baby verstört und sich dazwischen drängt wir brauchen sie nicht habe mir nicht ...

von sonja Nimm2 25.01.2015

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Angst

Meine Tochter hat Angstanfälle im Dunkeln

Wir haben in den letzten Wochen kaum Schlaf gefunden- mein Mann und ich sind richtig nervös und kaputt durch den fehlenden Schlaf. Stellt euch mal vor, unsere kleine Julia hält uns jede Nacht wach, weil sie Angst im Dunkeln hat. Sie ist zweieinhalb Jahre alt und ich dachte ...

von Andrea1990 18.01.2014

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Angst

Angst vor Einbrechern

Guten Tag Frau Schuster, meine Tochter (7) hat in der Schule von einem Mädchen gehört das bei deren Großeltern eingebrochen wurde. Das ist nun ca. 1/2 Jahr her. Seitdem hat sie Angst das das bei uns auch passieren kann. Und jeden Abend bevor sie ins Bett geht vergewissert sie ...

von thueringerin73 18.04.2013

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Angst

7 jähriger hat oft Angst

Hallo, gerade jetzt in den Ferien fällt es mir wieder vermehrt auf: Mein Sohn (7 Jahre) spielt nicht in seinem Zimmer (obere Etage), wenn keiner oben ist. Er ist lieber unten und langweilt sich, quängelt, dass ich mit ihm hochgehe. Natürlich spiele ich auch öfters oben mit ...

von Lilipaula 30.03.2013

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Angst

mein sohn 2 1/2 jahre hat angst vor einem mann in seinem zimmer

hallo ich habe ein riesiges problem und zwar mein sohn (2,5 jahre) hat seid einem tag angst vor einem mann in seinem zimmer . ich lege ihn wie immer um 19 uhr hin mal mit mehr mal mit weniger protest aber gestern abend ca eine stunde später nachdem er geschlafen hatte wurde er ...

von taschi87 27.01.2013

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Angst

Plötzlich schreckhaft Angst alleine auf Klo zu gehen und nässt sich wieder ein

Hallo ihr lieben, vielleicht kann mir ja jemand weiter helfen. Meine Tochter lebt bei Ihrem Vater und kommt mich regelmäßig für 2-3 Wochen Besuchen. Sie ist ein sehr aufgeschlossenes Mädchen und quasselt sehr viel. Sie geht auch schon seit einem Jahr komplett alleine auf ...

von MikesMom 11.01.2013

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Angst

Gastkind Angst auf der Toilette

Hallo, gehört nicht so richtig ins Erziehungsforum, weil es kein "Erziehungsproblem" ist, aber ich wusste nicht, wo ich es sonst unterbringen kann und vielleicht weiß hier jemand ein paar Tipps. Die 6jährige Tochter meiner Freundin, die auch die beste Freundin meiner ...

von Lian 15.12.2012

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Angst

Angst mit 7,5 Jahren

Unser Großer ist ein sehr aufmerksames und gefühlvolles Kind. Er nimmt sich schnell Dinge zu Herzen die um ihn rum in der Welt passieren und analysiert vieles. Seine Aussage im letzten Jahr: Wenn es einen Weihnachtsmann gibt, warum machen wir dann mit bei "Weihnachten im ...

von schnecke 2616 11.12.2012

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Angst

Die letzten 10 Beiträge
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.