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Geschrieben von vanessa121 am 15.08.2017, 12:57 Uhr

Ständiges Händewaschen

Liebe Forumsteilnehmer,

ich brauche euren Rat. Meine ältere Tochter 5 Jahre alt, geht noch ein Jahr in den Kindergarten, hat seit wenigen Tagen einen Zwang sich die Hände zu waschen, bzw. im Essen nach allen möglichen schwarzen Punkten zu suchen. Sie war immer unauffällig, vom Charakter her eher wählerisch, insbesondere im Bezug auf das Essen.
Vor kurzem hat sich das aber rasant verschlimmert, ganz plötzlich.
Sie hat sich an einem Abend nach jeder Berührung mit irgend etwas die Hände gewaschen, und dabei geweint, weil diese schmutzig sind. Ihren Teller inspiziert sie gang genau, und fragt, ob jeglicher Punkt im Essen in Ordnung ist und sie das Essen darf. Wenn eine Serviette auf Ihrem Brot klebt, verweigert sie es zu essen. Und so ist jede Mahlzeit bei uns mühsam geworden.
Wir haben mit ihr gesprochen, warum sie das macht, ob sie etwas beunruhigt, haben versucht ihr Angst zu nehmen, auch ablenken, aber ohne Erfolg. Sie antwortet, dass sie andres nicht kann, sie muss es einfach. Auch ihre Körperhaltung ist eine andere, man sieht ihr an, dass sie versucht ihre Hände nicht schmutzig zu machen.

Hatte das auch jemand durchgemacht? Und wie seid ihr da rausgekommen?

Danke im Voraus,

 
6 Antworten:

Re: Ständiges Händewaschen

Antwort von EarlyBird am 15.08.2017, 21:42 Uhr

Hi das solltest du wirklich direkt mit eurem Kinderarzt besprechen. Auch 5 jährige können Zwangshandlungen entwickeln. Es gibt Tics die völlig normal sind, aber sobald das Kind einen Leidensdruck verspürt und ein Tic zum Zwang wird, dann bestimmt dieser Zwang über die Entscheidungsfreiheit des Kindes und es entsteht ein Leidensdruck.
Ich möchte an dieser Stelle gar nicht weiterschreiben was Sinn machen würde, denn das sollte selbstverständlich euer Kinderarzt beurteilen und entscheiden.
Wenn deine Tochter dadurch wirklich eingeschränkt ist, dann würde ich das auch dringend dem Kinderarzt genau so berichten.
Vielleicht hilft es ein Tagebuch bis zum Kinderarzttermin zu führen, in welchem du für dich (ohne das deine Tochter das mitbekommt) genau protokollierst wie sich das Verhalten deiner Tochter äußert und wie oft und in welchen Situationen sie sich die Händewaschen "muss".

LG

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Re: Nein, in diesem Alter darf man abwarten!

Antwort von Astrid am 16.08.2017, 10:04 Uhr

Hallo,

ich habe beruflich mit diesem Thema zu tun. Bei Kindern im Vorschulalter sind Tics und leichte Zwangsstörungen sehr häufig. Und fast immer vergehen sie nach einigen Wochen bis maximal Monaten von selbst wieder. Man darf abwarten. Chronifizierung droht fast nur ab dem späteren Schulalter, und man spricht erst davon, wenn die Zwangshandlung viele Monate bis ein Jahr nicht weggeht.

Im Alter Deiner Tochter steckt hinter einem solchen Zwangsverhalten meist auch kein seelischer Konflikt oder ein Problem, sondern es hat etwas mit dem noch unreifen Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn zu tun. Man kann bei diesen Kindern keine äußeren Ursachen festmachen, die andere Kinder nicht hätten. Allerdings kann man beobachten, dass Stressfaktoren den Tic verstärken (sie sind aber nicht seine Ursache). Das ist normal.

Du kannst gern mit Deinem Kinderarzt sprechen, der hier vermutlich sehr gelassen reagieren wird. Versuche, Deine Maus nicht ständig auf das Händwaschen anzusprechen oder sie zu ermahnen, es zu unterlassen - dies verstärkt das Problem eher: Das Kind erlebt Druck und bekommt den Eindruck, etwas sei nicht in Ordnung. Reagiere gelassen und beiläufig.

LG

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Re: Nein, in diesem Alter darf man abwarten!

Antwort von Anna3Mama am 16.08.2017, 14:49 Uhr

Dem kann ich mich anschließen. Meine Jüngste kommt in die Schule und hat auch gerade alle paar Wochen einen anderen Tic. Mal schnuppert sie ständig an den Händen, dann zwinkert sie und dreht die Augen so nach oben....
Oh man, ich schaffe auch nicht immer, das zu ignorieren.

Aber bezüglich Hände Waschen noch ein Hinweis: Meine Mittlere hatte diese “Zwangsstörung“ auch in der ersten Klasse (sie ist generell sehr wählerisch/pienzig). Sie hatte dann die Hände vor lauter Waschen fast blutig trocken.
Erst nach einiger Zeit kam des Rätsels Lösung: sie hatten in der Klasse das Thema Hygiene . Wohl mit abschreckenden Bildern von Bakterien auf der Haut. Es ging darum, die Kinder in der Schnupfenzeit dazu zu bringen, öfter die Hände zu waschen und unsere Tochter hat sich das sehr zu Herzen genommen. Sie hat eben diese Vorstellung von den Bakterien... überall...am Glasrand, am Löffel...

Ich habe ihr die Sache mit den Viren und Bakterien erklärt so gut es ging.

Sie bringt damit ihre Geschwister und mich aber trotzdem auch heute noch manchmal zur Weissglut “Nein!!! Der xy hat das Brot schon angefasst, da sind jetzt seine Keime drauf! Igitt!“...
Vielleicht wird sie mal Neurochirurgin

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Re: Nein, in diesem Alter darf man abwarten!

Antwort von EarlyBird am 16.08.2017, 16:53 Uhr

Naja, also ich würde sowas immer mit dem Kinderarzt besprechen. Mein Sohn 7 hat eine anfängliche Ticstörung und die ist auch immer aufgelistet wenn wir Arztbriefe bekommen und die Ärzte wollen auch immer Berichterstattung.
Eine (Kindheits-)Freundin hatte bspw. einen Händewaschzwang im Kindergartenalter, es wurde nicht ernst genommen, vielmehr abgewartet, ignoriert. Sie konnte nicht wie andere Kinder im Sandkasten spielen, nicht auf Bäume klettern usw. Ihre Hände waren trocken und wund. Es endete dann im Bezirkskrankenhaus (psychiatrische). Ich finde es daher total wichtig den Kinderarzt zu informieren und wenn ein Leidensdruck vorhanden ist, jenes zu protokollieren damit man was in der Hand hat und sich Ärzte ein Bild machen können. Zumindest dann, wenn man den Grund wie bei euch nicht kennt.

Ich kannte auch einen Jungen (Teenager/Heranwachsenden) mit Waschzwang und Schmutzphobie. Diese war allerdings bedingt durch das Elternhaus (Mutter) - ganz schlimm, er konnte kein normales Leben führen :(

Ich finde es nicht immer gut abzuwarten, besonders dann nicht, wenn das Kind selbst darunter leidet. Unser MVZ bietet z.B. Spieltherapie an (geleitet von einer Kinderpsychiaterin - waren wir auch schon) wenn es tatsachlich überhand nehmen sollte.

lg

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Re: Ständiges Händewaschen

Antwort von niccolleen am 19.08.2017, 22:29 Uhr

Also da macht ihr aber aus einer Muecke einen Elefanten.
Mit 3 hat meine Tochter ein Theater gemacht, wenn Gras an ihre Fuesse gekommen ist, mit 4 hat meine Tochter einen Tanz aufgefuehrt, wenn die Schuhe nicht eng genug geschnallt waren, mit 5 hat sie es nicht ausgehalten, wenn Broeseln auf ihren Haende waren, mit 6.... mein Sohn hat genausolche, wenn auch andere, Phasen durchgemacht. Daraus wird doch deshalb nicht ein Neurotiker, der nur von einem kinderaerztlichen Rat erloest werden kann...

lg
niki

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Re: Ständiges Händewaschen

Antwort von Anna3Mama am 20.08.2017, 11:06 Uhr

Ja das seh ich auch so. Zumal ich diese “Tics“ eben auch kommen und gehen sah. Solange der Alltag nicht eingeschränkt ist ... die Kinder ganz normal draussen und überall spielen und diese Störung sie nicht einschränkt und nur eine Phase bleibt, würde ich auch keinen auf die Idee bringen, die Kinder zu pathologisieren.

Ausserdem je mehr Aufmerksamkeit, umso stärker steigern sie sich rein.

Dass die Hände bei meiner Tochter rissig bzw. blutig wurden, ist übrigens fast jeden Winter der Fall. Sie reagiert auf trockene /kalte Luft ... nur das ständige minutenlange Waschen (exakt nach den Angaben der Lehrerin... zwischen den Fingern etc) hatte es eben drastisch verschlimmert. Inzwischen benutzen wir seifenfreies, allergenfreies Reinigungsgel (war ein Tip von Dr. Busse) und die Hände sind tiptop bzw waren dann auch im Winter viel besser.

Was ich versuche, ist solche Ticks mit Humor zu nehmen bzw es so zu lenken, dass sie sich dazu entscheiden, sich zu überwinden.

Beispiel.... Du isst die Himbeere nicht, weil Deine Schwester sie in der Hand hatte? Oh lecker. Dann bleibt ja noch was für mich übrig. Danke ;-)
Das nächste Mal klaut sie der Schwester die Himbeere aus dem Mund ...naja fast !

Ich denk schon, dass “Allergikerkinder“ einfach generell empfindlicher sind und mehr Tics haben. Aber wie gesagt, solange das Leben darunter nicht “gestört“ ist, kann man nicht mehr machen als den Kindern immer wieder - nicht durch Worte sondern durch Erfahren und Begreifen- klar machen, dass die Umwelt ganz ok ist, wie sie ist.

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