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Geschrieben von Schniesenase am 17.02.2020, 22:46 Uhr

Sohn sehr schüchtern

Hallo schmausemaus,

ich bin Lehrerin und gehörte auch zu den "Institutionellen", die so manche Eigenart der Kinder bisweilen etwas zu schnell den Eltern zuschrieb. Bis ich dann meine Tochter bekam und von ihr ganz viel lernen durfte. ;-)

Meine Erfahrung mit schüchternen Kindern: Sie brauchen Zeit und das Gefühl, akzeptiert und angenommen zu sein, so, wie sie eben gerade sind und sich fühlen. Also eigentlich wie alle Menschen. Sie schauen sich das, was um sie herum läuft, lange an, bevor sie selbst aktiv werden, sie sind halt eher die introvertierten Typen, die nicht gleich auf alles losstürmen. In Schule und Kindergarten neigt man dazu, zu uniformieren: Die Ungestümen, Schnellen sollen gebremst werden, die Schüchternen, Langsamen sollen beschleunigt werden. Die Gründlichen arbeiten zu langsam, die schnell Arbeitenden sind nicht gründlich genug.

Dass Schnelligkeit und Wendigkeit im Leben auch von Vorteil und Stärken sein können, die man wertschätzen sollte, und Langsamkeit, zurückhaltendes Sicheinfühlen und Nachschwingen in Situationen eine ebenso große Stärke sind und ebenso wertgeschätzt werden sollten, wird im Eifer des Gefechts leicht übersehen.

Ich kann nur dazu ermutigen, dass Ihr Euer Kind so nehmt wie es ist, es in seinen Stärken schätzt und be-stärkt und es die Kraft für die Entwicklung neuer Fähigkeiten aus dem daraus entstehenden Selbstwertgefühl schöpfen kann. So herum funktioniert Lernen. Und längst nicht alles lässt sich auf Erziehung zurückführen, im Gegenteil.

Natürlich kann man Schüchternheit wunderbar verstärken, indem man die Schüchternen überfordert und Dinge von ihnen mit Druck verlangt, die ihnen zu viel sind. Man kann sie auch verstärken, indem man schlicht immer zu schnell für sie ist, sie also nie ihrem eigenen Tempo folgen und so Erfolgserlebnisse im Außen erzielen können. Resilenz zu fördern, indem man ihnen zeigt, dass man ihnen zuhört und sie mit ihrem langsameren Weg wunderbar Ziele erreichen können, das ist dennoch möglich.

Bei schüchternen Schülerinnen oder Schülern habe ich oft erst einmal Zeit zum Einleben gegeben und dann aber schon auch ganz kleine Beiträge motiviert, die manchmal lange bedacht sein wollten. Dabei ist wohl die Kunst der Erwachsenen, mit den Kindern eine Stimmung des Akzeptierens dieser Langsamkeit zu etablieren. Ich bat also schon mal ein schüchternes Kind um einen Beitrag, sorgte aber auch dafür, dass achtsam und geduldig zugehört wurde. Das konnte manchmal sehr lange dauern, aber dann war es immer ein Erfolg und eine Erfahrung der Ruhe und Geduld in unserer schnelllebigen Zeit, die auch für die anderen Kinder (und mich) immer schön war, wenn es erst mal gelang, sich darauf einzulassen. Wenn ich Klassen lange genug hatte, war immer schön zu merken, wie achtsam damit umgegangen wurde. Wenn sich Y meldete und etwas beitrug, war es ganz still, und alle waren interessiert, was sie oder er sagte, denn es geschah nicht oft und war immer sehr durchdacht und wichtig, irgendwie fühlte es sich so an.

Ich würde wohl die Erzieherinnen fragen, was sie im Kindergarten tun, um Euren Sohn einzubinden und sein Selbstbewusstsein zu stärken. Und ich würde auch fragen, wie sie mit solchen Situationen umgehen, in denen er sich schüchtern zeigt. Was tun sie? Und wie reagiert er darauf? Hilft es ihm? All diese Fragen können auch den Erzieherinnen helfen, sich selbst und ihr Tun zu reflektieren bzw. Du erhältst hilfreiche Hinweise, was Du evtl. auch tun kannst, wenn sie Wege gefunden haben, die Eurem Sohn weiterhelfen.

Alles Gute!

VG Sileick

 
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