Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Tiwinella am 15.04.2022, 6:10 Uhr

Schüchternheit bei 2,5-Jähriger

Meine Tochter (2,5) war immer schon sehr schüchtern. Ich besuche seit jeher, ihr Selbstbewusstsein zu stärken, indem ich ihr immer wieder verdeutliche, was sie alles kann - und sie kann auch wirklich viel. Sie trägt schon lange keine Windeln mehr, kann nahezu alles sagen, formuliert sehr lange Sätze oft ohne Fehler, ist sehr klug und lustig. Vor allem ist sie auch ein sehr lieber Mensch. Sie kann immer schon gut teilen und geht toll mit Tieren um, kann gut zeichnen und auch motorisch ist sie sehr geschickt. Sie traut sich mit allen Fahrzeugen zu fahren, zu rutschen, schaukeln etc. Auch kommt sie gut mit ihrem Papa und ihren Großeltern klar (war auch schon ein paar Mal bei der Oma über Nacht ohne Probleme).

Nur mit anderen Menschen redet sie kaum. Also sie schweigt nicht immer. Sie gibt schon manchmal möglichst kurze Antworten und manchmal erzählt sie auch was von sich aus. Aber sehr oft reagiert sie auch einfach gar nicht, wenn andere sehr lieb mit ihr reden, auch wenn sie die anderen schon kennt. Was andere als Zurückweisung verstehen. Mich nervt es auch manchmal, wenn sie auf Fragen von mir nicht reagiert und ich mehrmals nachfragen muss, bis mal eine Antwort kommt. Dafür ist aber sicher nicht Schüchternheit der Grund. Eher Bequemlichkeit...

Ich gebe mir die Schuld, sicher mache ich etwas falsch... Ich liebe sie über alles und will das Beste für sie. Ich will, dass sie gut durchs Leben kommt und stark wird. Aber ich weiß nicht, wie ich ihr dabei helfen kann ... Meine Schwester hat drei tolle Kinder. Sie meint, ich dürfe mein Kind nicht mit Samthandschuhen anfassen ... Daher habe ich ihr heute gesagt, dass sie mit Anderen reden muss, dass große Kinder das tun... Ich mache ihr also Druck, ist das gut oder falsch?

Heute waren meine Schwester und ich zusammen auf einem Spielplatz mit den drei Kindern und meiner Kleinen. Ich wollte mit meiner Schwester reden und sagte meiner Tochter, dass sie mit ihren Cousins/Cousinen mitlaufen soll. Gerade ihr Cousin, den sie schon ganz gern mag, hat sie oft ganz lieb gefragt, ob sie mit ihm mitkommen und spielen mag. Sie wich mir aber keinen Zentimeter von der Seite und war dann doch enttäuscht, als wir dann weitergingen und sie somit gar nicht zum Schaukeln kam (das wollte sie halt nur mit mir machen). Sie kennt meine Schwester und die drei Kinder (zwischen 4 und 10) nicht soo gut, aber ein paar Mal hat sie sie schon gesehen.

Außerdem habe ich heute einen Bollerwagen gemietet, in dem mein Kind mitfuhr. Obwohl ich aber nur einen halben Meter weg war, akzeptierte meine Tochter es partout nicht, wenn ihre größere Cousine den Wagen mal zog (statt mir). Da stieg sie lieber aus und ging zu Fuß.

Ich verstehe, dass ihre Cousins/Cousinen traurig sind, wenn sie immer wieder auf meine Tochter zugehen und wirklich ganz lieb sind, und meine Tochter sie ablehnt bzw kaum mit ihnen redet... Es tut mir so leid wenn ihre Cousins sich dann auch von ihr abwenden ...

Mir fällt noch ein, dass meine Tochter selbstbewusster und auch viel glücklicher im kleineren Kreis ist. So richtig wild ist sie dann mit anderen Kindern auch nicht, aber sie redet mit den Kindern und auch mit ihren Mamas.

 
12 Antworten:

Re: Schüchternheit bei 2,5-Jähriger

Antwort von Pamo am 15.04.2022, 7:12 Uhr

Schüchternheit bedeutet nicht zwangsläufig, dass ihr Selbstbewusstsein gestärkt werden sollte. Im Gegenteil scheint das Kind recht gut zu wissen, was sie will und was nicht. Sie will nah an dir bleiben, sie will aussteigen, wenn du nicht den Bollerwagen ziehst etc. Das ist alles völlig ok.

Das Problem scheinst eher du zu haben, da du findest, dass dein Kind anders sein sollte, sich anders verhalten sollte. Es wird aber zu ihrem Problem werden, wenn sie merkt, dass sie von ihrer Mutter als "falsch" kategorisiert wird. Dann stirbt das Vertrauen in dich und in sich selber. Lass sie so sein wie sie ist!

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Re: Schüchternheit bei 2,5-Jähriger

Antwort von MamavonMia123 am 15.04.2022, 7:42 Uhr

Ich sehe das ähnlich wie Pamo.
Du hast ein tolles Kind. Hör auf nach Fehlern zu suchen. Sie wird ihr Ding machen.
Wenn du möchtest, dass sie mehr Vertrauen zu den Cousins und Cousinen hat, solltet ihr euch öfter treffen. Nicht jeder ist extrovertiert. Und sie ist auch noch sehr klein.

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Re: Schüchternheit bei 2,5-Jähriger

Antwort von katja13 am 15.04.2022, 8:17 Uhr

Meine Tochter war ähnlich als Kleinkind und ist heute mit 17 immer noch schüchtern und fühlt sich eher im kleinen Kreis wohl. Es ist ihr Charakter, hat nix mit Erziehung zu tun. Unterstütze dein Kind, aber mach ihr kein schlechtes Gewissen, wenn sie an ihre persönlichen Grenzen stößt. Sie ist richtig so, wie sie ist.

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War bei uns genauso - Achtung lang

Antwort von Lillimax am 15.04.2022, 11:21 Uhr

Viele kleine Kinder sind in diesem Alter noch sehr zurückhaltend und schüchtern. Meine Tochter war genauso. Sie sprach im Kindergarten kaum, antwortete auch den Erzieherinnen nicht, erwiderte Grüße nicht, spielte oft nicht mit Kindern, die sie nett dazu aufforderten. Das war bis ins frühe Schulalter hinein so.

Es gibt dann zwei Möglichkeiten: Man fordert das Kind unermüdlich auf, doch bitte anders zu sein als es ist. Doch nicht so schüchtern zu sein, sich zu trauen, mitzuspielen, wo doch das andere Kind so nett gefragt hat. Die Botschaft lautet dann: „So wie du bist, gefällst du mir nicht. Ich hätte dich gern anders. Ich schäme mich auch etwas für dich. Denn die anderen Kinder/Erwachsenen sind so nett zu dir, aber du reagierst nicht. Das wirkt komisch, und das ist mir peinlich.“

Diese Botschaft vertieft die Unsicherheit. Das Kind merkt: Mama hätte mich gern anders, sie mag mich nicht so, wie ich bin. Ich weiß aber nicht, was ich tun soll. Denn ich kann im Moment nur so sein, egal wie gern ich Mama auch gefallen würde.

Die zweite Möglichkeit, und für die habe ich mich damals zum Glück entschieden: Man vermittelt und sagt dem Kind, dass es perfekt ist, genau so, wie es ist. Man kommuniziert das auch gegenüber anderen, so dass das Kind es hört: „XY möchte im Moment nicht mitspielen. Sie schaut erstmal zu. Vielleicht macht sie später mit.“ Wenn Leute gesagt haben: „Du musst doch nicht so schüchtern sein“, habe ich gesagt: „Sie ist nicht schüchtern. Sie schaut sich alles gern erstmal an.“ So steht man für sein Kind ein. Und das Kind hört die Botschaft: Ich bin wunderbar, so wie ich bin. Weil nämlich jeder unterschiedlich ist, aber keiner besser oder schlechter.

Von dieser sicheren Basis aus, kann ein Kind im Laufe der Jahre seine Flügel immer mehr entfalten. Es fühlt sich angenommen und vollkommen richtig. Es wird nicht gemessen an anderen Kindern, die der Mama besser gefallen. Es fühlt sich komplett und ganz geliebt, nicht nur in den Teilen, die der Mama zusagen.

Was Du auch tun kannst: Hilf ihr konkret, wo das möglich ist. Geh also mit ihr zur Schaukel, wenn sie nicht allein dort hin will. Ich habe das auch gemacht, und nicht nur das: Ich bin sogar auf dem Kinderkarussell mitgefahren, weil meine Tochter sich das allein nicht getraut hat (habe einen Jeton gekauft und bin stehend mitgefahren :-)).

Es dauert zwar, aber ein Kind, das so sein darf, wie es ist, wird stark und selbstbewusst. Ich habe etwas, das Du noch nicht hast, nämlich die Erfahrung, wie ein solches Kind sich entwickelt. Deshalb kann ich Dich sehr beruhigen. Meine Tochter ist inzwischen 23. Obwohl sie bis ins zweite Schuljahr hinein sehr still war, hat sie sich langsam, aber toll entwickelt. Sie gewann nach und nach feste, treue Freundinnen, überall: in der Schule, in der weiterführenden Schule und auch jetzt auf der Uni. Nie viele, aber enge Freundinnen.

Sie ist fröhlich, selbstsicher, durchsetzungsstark, ist im Master-Studiengang und arbeitet parallel 20 Stunden bei einer großen Wirtschaftsberatung, wo sie schon eine kleine Karriere gemacht hat wegen ihres freundlichen, sicheren Auftretens und natürlich auch, weil sie etwas kann. Wenn Du sie treffen würdest, kämest Du nicht im Traum darauf, dass diese junge Frau, die sich auch gegenüber älteren Kollegen freundlich, aber entschieden behaupten kann, im Kiga-Alter kaum einen Piep von sich gegeben hat und auf den meisten Spielplätzen, Kindergeburtstagen usw. eher zugeschaut hat als mitzumachen.

Weißt Du, als Eltern haben wir die großartige Gelegenheit, unserem Kind eine Basis zu geben, auf der es sein ganzes Leben lang stehen kann, auch wenn wir längst nicht mehr da sind. Diese Basis ist: eine Liebe ohne Bedingungen. Die nicht sagt: Ich lieb‘ dich schon ziemlich, aber wenn du noch mutiger, noch anders, noch netter wirst, dann liebe ich dich noch mehr. Sondern eine Liebe, die sagt: Du bist goldrichtig, ich finde dich wunderbar in ALLEN deinen Facetten.

Du musst keine Angst haben, dass Deine Tochter sich dann nicht weiterentwickelt, weil sie ja schon so perfekt ist. Es ist umgekehrt: Wir können uns im Leben nur dann vollkommen entfalten, wenn die Basis so stark ist, dass sie uns bei allen mutigen Schritten trägt.

LG

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Re: War bei uns genauso - Achtung lang

Antwort von Tiwinella am 15.04.2022, 13:46 Uhr

Danke danke danke. Ihr habt alle so Recht. Und ich fühle mich so schlecht. Das Wichtigste ist doch, dass man sein Kind bedingungslos liebt. Und ich gebe ihr wohl das Gefühl, dass ich sie erst dann völlig liebe, wenn sie funktioniert. Das tut mir unendlich leid...

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Re: Schüchternheit bei 2,5-Jähriger

Antwort von DK-Ursel am 15.04.2022, 23:48 Uhr

Eine tolle Antwort!
Mal abgesehen davon, daß es eben Draufgänger und zurückhaltende Menschen gibt bis ins Erwachsenenalter - und das läßt sich ebenso wenig mal ebenso ändern wie andere Charakterzüge, sie machen uns eben in ihrer Summe einzigartig, also abgesehen davon:
Was erwarten nicht manche Menschen von ihren Kleinkindern????
Wieviele Lebenserfahrungen hat denn so ein kleiner Mensch gemacht, daß er schon (besser als viele Erwachsene) könnte, was die Eltern erwarten???
Kinder LERNEN, sie kommen nicht fertig auf die Welt.
Und manche Dinge dauern SEHR lange.

Nach einer Sendung im KIKA über das Thema Schüchternheit, wo die Kinder aufgefordert wurden, sich zu melden, wenn sie noch Fragen hätten, sagte meine Tochter (Schulkind):
"Würde ich ja gern, wenn ich nicht so schüchtern wäre", und ich horchte auf: Was für ein kluges Mädchen.
Heute ist sie weiterhin klug, hat sich aber aus einem jahrelang zurückhaltenden Kind zu einer selbstbewußten jungen Frau gewandelt.
Trau Deinem Kind zu, daß es sich entwickelt, und gib ihm die Zeit dazu, die es braucht.
Denn Kinder lernen, lernen, lernen - mehr als wir Erwachsene an in derselben Zeit je könnten. Aber manche Dinge entwickeln sich langsamer als andere, und auch das ist bei jedem Menschen anders!
Und wenn es sich anders entwickelt, als Du erwartest (und das wird es! Irgendwie!!), dann lerne, den Satz WIRKLICH anzunehmen:
Hatptsache, mein Kind ist glücklich. Denn nichts anderes zählt wirklich!

Gruß Ursel, DK

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Re: War bei uns genauso - Achtung lang

Antwort von ml1820 am 16.04.2022, 8:33 Uhr

Du brauchst dich nicht schlecht fühlen, du gibst dein Bestes! Du fragst um Rat, bist offen für Vorschläge, möchtest etwas verändern, hinterfragst dich und möchtest dass Beste für dein Kind!

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Re: War bei uns genauso - Achtung lang

Antwort von Lillimax am 16.04.2022, 15:03 Uhr

Hallo,

es geht ja aber jetzt nicht darum, dass Du Dich schlecht fühlst. Sondern dass Du einfach Deine innere Haltung (für Deine Tochter sichtbar) änderst. Von schlechtem Gewissen hat sie nichts, aber von einer Veränderung sehr wohl.

Man darf Fehler machen, gerade als Eltern macht man 1001 Fehler. Wichtig ist, dass man dazu lernt und etwas ändert. Dann ist alles gut.

LG

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Re: War bei uns genauso - Achtung lang

Antwort von katja13 am 16.04.2022, 17:40 Uhr

Ich schließe mich an, du brauchst dich nicht schlecht fühlen. Nur eben in Zukunft versuchen, anders damit umzugehen. Ich habe da Anfangs auch oft genervt reagiert und mich geärgert. Bis heute hadere ich manchmal und denke, verdammt, warum steht sie sich so selbst im Weg manchmal. Es könnte manches so viel einfacher sein. Das wird dir auch genauso gehen. Das kann man nicht abstellen. Aber man kann lernen, die Tatsachen zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen gemeinsam. Darum geht es ja. Hat aber niemand gesagt, das es einfach wird

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Re: War bei uns genauso - Achtung lang

Antwort von Emmi67 am 19.04.2022, 12:18 Uhr

Ob du ihr dieses Gefühl gegeben hast, weiß jetzt keiner, aber von jetzt an kannst du ihr ja vermitteln, dass es so ok ist, wie sie ist. Mein mittlerer Sohn hat 90 % der Pekipgruppe auf meinem Schoß verbracht und im ersten Kindergartenjahr war es seine Lieblingsbeschäftigung, irgendwo alleine auf dem Boden sitzen ("Mama, ich spiele eine Erdhummel".....) Ich habe das immer so akzeptiert, weil ich auch als Kind sehr schüchtern war und es gehasst habe, wenn meine Mutter mich gedrängelt hat ("Spiel doch mal mit den anderen, schau den Leuten in die Augen " usw.). Heute, als Erwachsener, ist er immer noch ruhig, aber gar nicht mehr schüchtern, an der Uni ist er z.B. Tutor und unterrichtet Studentengruppen- das hätte ich mir gar nicht getraut.

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Re: Schüchternheit bei 2,5-Jähriger

Antwort von snezhok am 24.04.2022, 12:09 Uhr

Ich finde auch, dass du dein Kind so akzeptieren solltest wie es ist. Es ist nun Mal ihr Charakterzug und es ist völlig ok. Meine Tochter ist drei, und manchmal, wenn etwas oder jemand auftaucht was ihr im ersten Augenblick nicht vertraut vorkommt, sagt sie auch "Mama, ich bin schüchtern." Ich sage auch jedesmal dass es völlig in Ordnung ist schüchtern zu sein, es ist nichts wofür man sich schämen muss. Ich war auch in der Kindheit Recht schüchtern und auch in der Schule, bis ca. 7 Klasse eher ruhig und Lehrerbezogen. Irgendwann habe ich dass dann abgelegt. Und heute sagt man mir ich trete selbstbewusst auf, was mich immer wieder überrascht, denn ich fühle mich oft nicht so

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Re: Schüchternheit bei 2,5-Jähriger

Antwort von Jayjay am 25.04.2022, 14:58 Uhr

Meine Tochter war auch immer sehr schüchtern, hing eigentlich immer nur an mir. Das wurde nach und nach besser, aber selbst auf dem Gymnasium war sie die erste Zeit noch sehr schüchtern. Sie ist jetzt Anfang 20 und von der Schüchternheit ist überhaupt nichts mehr zu merken. Eher das Gegenteil. Das kam alles quasi von selbst.
Natürlich habe ich sie in den ersten Jahren immer wieder mal gedrängt, weil ich dachte, dass das was bringen könnte. War aber nicht so, also habe ich es nicht mehr gemacht.

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