Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Mondreise am 27.07.2010, 2:19 Uhr

Ritter

Hi,

wir haben ein Kind, Einzelkind, Junge, fast 4, und aufgrund der elterlichen Ambitionen waren wir schon 2 mal auf einem Ritterfest. Kind interessiert sich folglich für Ritter

Weil auf dem Flohmarkt billig, Ravensburger "wieso weshalb warum" Reihe (pädagogisch wertvoll) kaufen Eltern auch noch ein Ritterbuch.

Erziehung ist folglich vollkommen.

Junge kämpft mit Schwertern (mit anderen Jungs, natuerlich) insoweit fair.

Und Junge weiss, dass man Mädchen beschuetzen und Frauen ehren muss. (Ritterehrenkodex)

Also nix gegen Ravensburger, das ist Geschichte, und das Mittelalter, und schon eine Weile her (und ich bin immer fuer Bildung, auch Geschichte) aber inwiefern kapiert das ein 4-jähriges Kind?

u.a. dass Frauen in der Gegenwart nicht unbedingt immer beschuetzt werden muessen?

Ich arbeite seit einer ziemlichen Weile daran, meinem Kind Wirklichkeit und Fiktion beizubringen, sowie Gegenwart und Vergangenheit.

Ciao Biggi

 
10 Antworten:

Re: Ritter

Antwort von Sternspinne am 27.07.2010, 6:51 Uhr

Na ja, das ist doch mit Märchen etc. nicht anders.
Wichtig sind doch die realen Vorbilder, also ihr und sein Kigaumfeld, Oma, Opa und so.
Und mit vier muss auch noch nicht alles "perfekt" sein, soll heissen er lernt doch gerade im sozialen Kontext noch sehr lange dazu. Damit meine ich, daß man ihm jetzt nicht diese Rollenspiele irgendwie ausreden muss. Er wird schon mehr und mehr in der Realität sehen, daß es verschiedene Möglichkeiten gibt, sich dem weiblichen Geschlecht gegenüber zu verhalten.
Übrigens gibt es z.B. von Cornelia Funke auch verschiedene Geschichten, in denen z.B. die Rollen von Frauen, Drachen, Rittern etc. vertauscht sind.

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Re: Ritter

Antwort von Fredda am 27.07.2010, 8:50 Uhr

Hallo!

Meine beiden Jungs können auch seit dem Kindergarten den ritterlichen Ehrenkodex flöten, hier wimmelt es von Infomaterial zum Mittelalter etc. - aber sie sind nicht ungesund ritterlich ihrer kleinen Schwester gegenüber oder meinen, ich wäre schutzbedürftig

Das paßt schon!

Lg

Fredda

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Re: Ritter

Antwort von ansaluli am 27.07.2010, 13:25 Uhr

Hallo,

ich würde einfach sagen, dass er schlicht und einfach noch zu jung dafür ist, um Fiktion und Realität auseinanderzuhalten, in dem Alter blüht die Fantasie doch geradezu auf! Lass' noch ein paar Jahre verstreichen,dann wird er die Frauen nicht mehr beschützen wollen (igitt, Mädchen... )

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Re: Ritter

Antwort von Püminsky am 27.07.2010, 13:34 Uhr

Das eine ist Fiktion oder Historie, etwas Abstraktes, was er ins Spiel einfliessen lassen kann. Und tatsächlich gibt es ganz viele kleine Mädchen, die dann die Prinzessin sein wollen, die befreit wird vom schützenden Ritter (denn das macht sie ja auch andererseits unendlich wertvoll und attraktiv, jemand kämpft um sie).
Das andere sind dann die Erfahrungen, die in den nächten Jahren/Jahrzehnten selber machen wird. Und da wird er sich auch drauf einstellen können ;)
Ich würde mir also nicht zu tiefe Gedanken dazu machen.
Vieles klärt sich auch in kommenden Gesprächen, er wird sicher auch einiges hinterfragen mit der Zeit.

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Re: Ritter

Antwort von Mondreise am 29.07.2010, 0:56 Uhr

Hi,
2 Mamas haben heute die Schwerter konfisziert, nachdem die 2 Söhne sich so eins übergerbrüht haben, daß es Geheule und Gezanke gab.

Gestern hat meiner mir gesagt: "in der Familie bestimmt immer der Mann"
Das ist nicht aus dem Ritterbuch, da muss ich mal recherchieren wo das herommt.

Ich antworte jetzt jeder von Euch einzeln. Das ist eine Drohung :-)

Ciao Biggi

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Re: Ritter

Antwort von Mondreise am 29.07.2010, 1:00 Uhr

Hi, ich will ihm keine Rollenspiele ausreden.

Ich frage mich eher, welchen Einfluss da mal wieder die "Erziehung" hat, auf das, was das Kind tut oder denkt. Wenn man bloss unüberlegt so ein Buch schnappt.

Cornelia Funke werden wir demnächst aus der Bib ausleihen, das ist ein super Tip.

Ciao Biggi

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@ansaluli

Antwort von Mondreise am 29.07.2010, 1:06 Uhr

Hi, naja, er plappert mir zumindest nach: "das war vor langer, langer Zeit"... was er drunter versteht, weiß ich nicht...

Ich denke nur, daß ist so ein Mosaiksteinchen in seinem Weltbild ist.

Ciao Biggi

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@fredda

Antwort von Mondreise am 29.07.2010, 1:14 Uhr

Hi, ja, das ist mir schon klar, nur inwiefern ist das ein Mosaiksteinchen (unter vielen anderen), was sein Frauenbild prägt?

Auch wenn er deshalb nicht gleich ein ritterliches Verhalten übernimmt.

Gibt ja auch Männer, die Frauen schlagen, und Frauen für schwach halten.

Was ist überhaupt "ab Kindergartenalter" in Büchern.
Bei Büchern ab 8 mit viel Bildern über die Raumfahrt (z.B) habe ich da weniger Bedenken.

Ciao Biggi

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@püminsky

Antwort von Mondreise am 29.07.2010, 1:18 Uhr

Hi,
wo kommen die vielen Mädchen her, die als Prinzessinnen beschützt sein wollen, und welche Bücher haben die gelesen?

Ich verstehe jetzt zum ersten mal, warum es diese Kinderbücher gibt mit vermenschlichten Tieren, die sind geschlechtsneutral (oder auch nicht)

Ciao Biggi

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Re: @püminsky

Antwort von Püminsky am 29.07.2010, 14:53 Uhr

huhu Biggi :)

Natürlich werden Rollenbilder geprägt. Das ist leider nicht auszuradieren.
Ich habe selber als Kind sehr darunter gelitten, obwohl mir nie eine Hausfrauenrolle vorgelebt wurde. Von aussen gab es damals noch viele miese Klischees und alte Generationen, die zeigten, was damals wichtig war: ein herrschender Mann und eine folgsame Frau. Was ich aber wohl in der Familie direkt aufgeschnappt habe, ist, dass Frauen härter arbeiten mussten und mehr ertragen. Mein Opa zB war Alkoholiker.
Näher möchte ich nicht auf das persönliche Thema eingehen.

Jedenfalls hab ich im KiGa lange draum gekämpft, als "Junge" akzeptiert zu werden, damit ich in die Gebüsche und auf die Klettergerüste durfte (alles Jungsterretorium). Von dort schrien wir gemeinsam herab: "Panzer auf die Weiber!" - eine der ganz wenigen aber deutlichen KiGa Erinnerungen von mir.
Das ist bald 35 Jahre her.

Nicht alle Mädchen wollen oder können revoltieren. Und jede, die es tut, tut es anders. Genauso wie die Jungs (Mein Mann war quasi der umgekehrte Fall von mir, vielleicht ergänzen wir uns deshalb so prima ;) ).
Einige fühlen sich auch wohl in der Rolle der Beschützten und schwachen Frau, weil sie darin ihren Wert suchen (ich werde beschützt, also bin ich wertvoll). Sie haben gelernt, für Schönheit und Eleganz bewundert zu werden. Und streben das dann auch an. Rudimentär findest Du das bei jeder Frau.

Aber in den 70ern, in denen wir ja aufgewachsen sind (du warst doch auch etwa mein Jahrgang, richtig?), gab es auch schon Pippi Langstrumpf und Ronja Räubertochter. Die Emanzipation entwuchs den Kinderschuhen. Uns wurde eine Wahl gegeben. Natürlich gibt es bis heute Stolpersteine, noch lange sind wir nicht fertig mit der Gleichstellung in allen Bereichen (von Frauen UND Männern).
Und noch immer wird ausserfamliär vieles an Rollenklischees vermittelt. EInen kleinen Machtkampf im Kindesalter zwischen den Geschlechtern wird es immer geben, denke ich. Ab etwa 4 merken die KLeinen ja, dass sie verschieden sind und suchen natürlich nach ihrer "Gruppe" und ihren "Vorteilen".

Historische oder historisch fiktive Geschichten lassen sich ja auch nicht ausradieren - sie haben ja auch ihren Zweck und ihre Wichtigkeit.
Orientieren können sich die Kinder jederzeit mit wachsendem Alter. EIn Buch macht da nicht die ganze Erziehung kaputt. Die Kinder setzen sowas auch ganz anders um, haben ein ganz anderes Verständnis. Wenn Frau Müller ihre Anwaltskanzlei leitet, wird sie sich sicher ganz anders und gern an die Zeit erinnern, als sie als Mädchen gern Prinzessin gespielt hat - mal ganz plakativ als Beispiel ;)

Und ein Junge der gern Ritter spielt, wird sicher auch mal den Wunsch haben, beschützt zu werden und sich geborgen zu fühlen, genauso, wie die Prinzessin morgen als Piratenfrau ein Schiff kapert.

Am wichtigsten finde ich, ist der Umstand, dass sich die Kinder wohlfühlen und ausloten, was sie als ihre Bedürfnisse erkennen (ob nun lang- oder kurzfristig) und danach handeln. Fühlt sich ein Kind benachteiligt, kann man (und MUSS man) das ausloten. Gespräche führen, Beispiele bieten.

Unser Land wird von einer Frau regiert. Die hat sicher auch mal Prinzessin oder Krankenschwester gespielt, bevor sie Physik studiert hat ;)

Puh, lang. Ich könnt noch mehr... :) Aber du hast es ja so gewollt *g*

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