Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Bonnie am 10.02.2022, 8:59 Uhr

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Huhu,

da bist Du in eine Falle gerutscht, in die ja viele Eltern geraten. Mir ist das damals bei unserer sehr zierlichen Tochter auch passiert, ich habe dann aber zum Glück irgendwann die Kurve gekriegt.

Das Problem ist, dass man als Mutter von verkehrten Voraussetzungen ausgeht: Man glaubt, wenn man nicht hinterher sei, würde das Kind noch weniger essen. Das ist falsch. Denn mit all Deiner Mühe, dem ganzen Gekaspere und den Ablenkungsmanövern kriegst Du in Wirklichkeit nicht ein Gramm mehr auf Deinen Sohn drauf als ohne das Theater.

Der zweite Fehler ist, überhaupt zu glauben, ein Kind müsse zum Essen animiert werden, weil es sonst zu dünn bleibe. Die einzigen (!) Kinder, die zum Essen animiert werden müssen, sind geistig oder körperlich eingeschränkte oder stark entwicklungsverzögerte Kinder, die nicht gut selbstständig essen, kauen oder schlucken können. Oder bei denen das Hungergefühl wegen ihrer Einschränkung nicht normal entwickelt ist. KEIN gesundes Kind gedeiht schlecht vor vollen Tellern.

Ich schreibe Dir einfach mal ein paar Dinge auf, die bei uns geholfen haben, das Ganze zu verstehen und den Alltag zu verändern. Vielleicht hilft es auch Dir, ein wenig umzudenken und mehr Gelassenheit zu bekommen:

- Ob ein Kind sehr zierlich oder ein Wonneproppen ist, ist eine Typfrage. Man bekommt durch Animieren des Kindes keine einzige Kalorie mehr in es hinein als ohne.

- Ein Kleinkind darf phasenweise sehr, sehr wenig essen. Es darf von winzigen Mengen leben. Hier raten Kinderärzte, dass man das Wenige, was das Kind ist, sehr wertvoll und vitaminreich gestaltet. Gut ist, wenn jeden Tag ein Ei plus ein Glas Orangensaft im Speiseplan vorkommt. Eier enthalten viel Eiweiß, Eisen und sämtliche Vitamine, die es gibt, außer Vitamin C.

- Es sollte keine wertlosen Dinge wie Weißmehlprodukte geben oder Wurst. Kein Toast also, keine Nudeln (außer Vollkornnudeln), keine Kekse, nichts Süßes, keine Knabberstangen etc.

- Essen ist etwas Schönes und Genussvolles, man muss dazu nicht gedrängt und dafür auch nicht belohnt oder gelobt werden.

- Am Tisch wird über alles gesprochen, gelacht und erzählt - nur nicht übers Essen. Das Essen wird nicht thematisiert, das Essverhalten des Kindes nicht kommentiert. Wenn Dein Sohn gut gegessen hat, wird er nicht gelobt, wenn er nichts gegessen hat, nicht getadelt, nicht ermahnt und Ihr dürft auch nicht non-verbal Unzufriedenheit mit ihm zeigen durch genervte oder enttäuschte Blicke. Absolute Gelassenheit und Neutralität sind wichtig.

- Viele unserer Instinkte stammen aus der Steinzeit. Zum Beispiel der Instinkt, möglichst viel Nahrung ins Kind reinzukriegen. Denn früher war Nahrung sehr knapp, und es war für ein Kind überlebenswichtig, dass es schnell viel gegessen hat, wenn es mal etwas gab. Dieser Instinkt ist heute noch da, aber nicht mehr nötig. Die Teller sind allezeit voll, und es gibt ein Überangebot an Nahrung. Aus diesem Angebot nimmt das Kind sich immer zuverlässig, was es braucht. Kein Gramm mehr, kein Gramm weniger.

- Man muss es als Mutter aushalten, wenn das Kind Phasen hat, in denen es sehr wenig isst. Es gedeiht deshalb trotzdem gut, und die Menge, die es isst, wird auch wieder größer. Diese Wellenbewegung kann man nicht beeinflussen. Drängen, Aktionismus, Programm, Ablenkung, Fernsehen, Geschichten erhöhen diese Menge nicht, das Kind isst dann eben bei der nächsten Mahlzeit weniger. Deshalb kann man das alles getrost auch sein lassen.

- Es ist wichtig, dass Du Dich jetzt zurücklehnst und den Krampf loslässt. Sonst wird das Essen, das etwas Natürliches, Entspanntes und Genussvolles ist zum Austragungsort von kindlichen Machtkämpfen. Das Kind isst dann nur noch, wenn man ihm Programm bietet, und das ist das falsche Signal.

- Biete Deinem Sohn zu jeder Mahlzeit wertvolle Nahrung an, ein paar Dinge zur Auswahl. Er muss nicht alles davon essen, er muss nicht einmal überhaupt etwas essen.

- Es gibt nach Ende der Mahlzeit keine Zwischenmahlzeiten, keine Snacks, auch kein Obst. Erst zur nächsten Mahlzeit wird wieder eine schöne, gesunde Auswahl auf einem kleinen, überschaubaren Teller angeboten. Nur ein Kind, das Appetit hat, ist auch ein experimentierfreudiges, aufgeschlossenes Kind.

- Wenn Dein Sohn ein paar Tag sehr, sehr wenig isst, knicke nicht ein. Er „hungert“ nicht, da er ja regelmäßige Mahlzeiten angeboten bekommt. Sein Körper holt sich, was er braucht.

LG

 
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