Rund um die Erziehung

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Geschrieben von SelinasEltern am 25.06.2006, 6:49 Uhr

@Mama Heike wegen Kontinuum-Konzept

Liebe Heike,

ich lese mit Spannung und viel Bewunderung Deine Beiträge. Bin auf den von Dir genannten Link und habe dort mal gestöbert. In Ansätzen war mir manches bekannt. Klingt wirklich einleuchtend und super! Habe nichts dazu gefunden, wie es ist, wenn man nicht von Anfang an nach diesem "Konzept" verfährt.
Weiß Du etwas darüber, ob man manches auch wieder gut machen kann? Ich habe meine Kinder (1 und 3,5) nie schreien lassen und viel getragen. Aber ich habe sie auch im Wagen geschoben und auf einer Decke spielen lassen... Sehe das jetzt auch nicht zu verkniffen. Doch manches Defizit mögen sie doch erlitten haben. Gerade auch der Kleine. Denn ich war mit den Zweien die ersten Monate ganz allein (Papa geschäftlich weg). Da gabs noch Haushalt, einen Hund und vor allen Dingen auch die Bedürfnisse meiner Tochter. Würde mich einfach interessieren, ob späteres Heilen da noch möglich ist und vor allem wie??

Danke Dir, falls Du Zeit zum Antworten findest. Einen schönen Sonntag!!!

 
8 Antworten:

@mama heike

Antwort von wassermann63 am 25.06.2006, 7:55 Uhr

Hallole,

habe mir gerade auch mehrere Texte aus dem www.continuum-concept.de durchgelesen.

Wunderbar und eine echte Verständnis-Hilfe!

Nachdem du dich profund mit dem Konezpt auseinandergesetzt hast, kannst du mir vielleicht auch Tipps geben oder links aufzeigen, in welchen es darum geht, zu verstehen, warum ein 15-monatiges Kind super agil krabbelt , auf Zehenspitzen steht, klettert (Treppen, Leitern, auf Fensterbänke), mehrere Sekunden stehenbleiben kann, auch auf wackeligem Untergrund (relativ weiches Sofa z.B), aber NOCH NICHT LAUFEN möchte? O.k., er ist natürlich noch in der "alles untersuch-Phase", wobei sich die Ebene aber auch schon nach oben verlegt hat (sämtliche Objekte auf Tischhöhe untersuchen). Er krabbelt recht schnell, ist also auch recht schnell am Ort des Geschehens, läuft auch an der Hand, wenige Schritte. Aber dann krabbelt er wieder...?

Ich möchte einfach verstehen, warum. Er lässt sich sehr gerne tragen (tatsächlich war das dritte Wort, das er verständnlich ausspricht, seitdem er ein Jahr alt ist: aaahm (=Arm) ;-)

Was meinst du, woran kann es liegen?

LG
JAcky

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Re: @wassermann

Antwort von ny152 am 25.06.2006, 10:30 Uhr

"Was meinst du, woran kann es liegen?"

schon mal was von muskelhypotonie gehört? verzögerte entwicklung der muskulatur. gar nicht selten bei kindern und oft der grund, warum sie zu den "späten läufern" zählen (wobei bis 18 monate sogar noch normal ist). je ausgeprägter diese hypotone muskulatur, desto später laufen die kinder. ist nichts schlimmes, nur eine verzögerung, mehr nicht.

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@ny

Antwort von wassermann63 am 25.06.2006, 11:56 Uhr

Hi,

du, aber wieso kann der so super klettern? Also beispielsweise die Treppe hoch mit jeweils nur einem Bein (also abwechselnd)? Stehen kann er ja auch schon. Meinst du wirklich, es könnte daran liegen? Ist ein Kia in der Lage, eine derartige Hypotonie zu "messen"?

Oder meinsch, ich soll einfach abwarten?

LG
jacky

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Re: @ny

Antwort von ny152 am 25.06.2006, 12:08 Uhr

der spezialist für die erkennung von hypotonie ist der kinderneurologe. kinderärzte sind ja meist allrounder und kennen von allem ein bisschen, aber nicht von allem alles. trotzdem würde ich dir vorschlagen, noch 3 monate zu warten. nicht umsonst zieht die kindermedizin die grenze für das normal erlernte freie laufen bei 18 monaten. bis zu diesem zeitpunkt sollten sich eltern überhaupt keine sorgen machen und davon ausgehen, dass ihr kind entweder zu den vorsichtigen und zurückhaltenden kindern gehört, die einfach noch nicht den mut aufbringen loszulaufen oder eben einen hypotonen muskel aufweisen. wenn er 18 monate alt ist, kannst du ja mal einen fachmann aufsuchen, um eine wirkliche muskelkrankheit auszuschließen. aber vorher rührt da normalerweise kein arzt auch nur einen finger.

das kind einer freundin lief 6 wochen vor seinem 2. geburtstag. und kein arzt fand das auch nur im ansatz besorgniserregend. heute rennt sie normal wie jedes kind durch die gegend.

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Re: Kontinuum-Konzept

Antwort von ny152 am 25.06.2006, 12:12 Uhr

das schreibt der entwicklungs- und erziehungsguru posth zum thema continuum concept:

...das Kontinuum Konzept von Jean Liedloff ist überwiegend eine ethnologische Studie. Die Ergebnisse sind in gewisser Weise überzeugend, aber sie sind der Spiegel einer anderen Gesellschaftsform (Yequana-Indianer). Es gibt sehr wesentliche Beobachtungen, die auch auf jedes andere Gesellschaftssystem übertragbar sind, wie z.B. der innige Eltern-Kind-Kontakt mit allen positiven Auswirkungen, die grundsätzliche Respekt vor der Welt des Kindes, die Achtung der kindlichen Persönlichkeit, etc. Von all diesen Ansichten sollten wir uns in unserer individualisierten, erfolgs- und konsumdominierten westlichen Gesellschaft eine Scheibe abschneiden. Aber es gibt auch Ungereimtheiten und geistige Schnellschüsse, v.a. was die Erziehung selbst anbelangt. Ähnlich verhält es sich mit dem Triple P Programm, welches eigentlich nur Trivialitäten in den Rang von Wissenschaftlichkeit erhebt, das aber durchaus berechtigt ist, denn in unserer Gesellschaft werden sogar triviale Dinge im puncto guter Elternschaft mißachtet. Daß man ein Kind besser durch Lob gelungener Aktionen motiviert, als durch Bestrafung von Fehlern oder durch Herabwürdigung, Liebesentzug oder Schläge sogar schon bei unwesentlichem Versagen, ist doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Dazu jedenfalls brauche ich keine Wissenschaft. Auch daß es für den Säugling beglückend ist, wenn ich ihn den ganzen Tag mit mir herumtrage und jedes Ungemach von ihm wende, ist für sich genommen noch keine Erkenntnis, die in den Rang der Wissenschaft zu erheben wäre. Schlimm ist ja nur, daß wir solche Erkenntnisse untereinander als große Entdeckungen verkaufen müssen (und Gesellschaften dafür gründen mit allem drum und dran), weil wir in unserer westlich-zivilisierten Gesellschaft der Intuition und der Natur an sich schon vollkommen entrückt zu sein scheinen. Weil wir nicht mehr wissen, daß man Kinder bekommt, um die wichtigste Aufgabe von Menschen überhaupt an Ihnen zu vollziehen, nämlich sie entsprechend Ihren Anlagen und Persönlichkeitszügen großwerden zulassen mit aller Unterstützung, die uns zu Gebote steht, und nicht, weil man auch in Zukunft nützliche Konsumenten, tüchtige Produzenten und willfährige Versorger für ein nicht in Frage zu stellendes Gesellschaftssystem braucht.
Die Antwort würde viel zu lange werden, wenn ich jetzt erklärte, was ich unter wissenschaftlicher Betrachtungsweise verstehe, was Objektivität in der Beurteilung von menschlichen Verhaltensweisen in einem wissenschaftlichen Verständnis bedeutet, und wann Wissenschaftlichkeit seine Bedeutung zurückstellen muß hinter die Intuition einer menschlichen, d.h. humanen Erziehungsweise, die prinzipiell jedem Menschen zueigen ist, der seine Kinder achtet und liebt. Ich hoffe, Sie kommen einigermaßen klar mit meiner Antwort. Sorry für soviele Worte und viele Grüße...

***

diese grundbotschaft gefällt mir: den verstand einschalten, auf das herz hören, dann erübrigt sich das dogmatische verfolgen einzelner theorien.

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Re: Kontinuum-Konzept

Antwort von wassermann63 am 26.06.2006, 8:49 Uhr

Hi

also der Dr. Posth wird mir von Mal zu Mal sympathischer ;-) Erst einmal, als ich gelesen habe, dass er 4 Kinder hat (das berechtigt ihn m.E. zum "fach"simpeln ;-) und jetzt mit seiner konstruktiv kritischen Haltung, wenn es darum geht, dass Patentrezepte von ganz spezifischen Situationen auf die hier ansässige Allgemeinheit übertragen werden wollen.

Trotzdem, unter dem continuum-link stehen auch sehr interessante Dache (der Bericht einer Mutter bspwse.), mit wirklich machbaren Tipps, Anregungen und Denkanstößen..

ABer diese Indianergeschichte auf unsere Breiten übertragen zu wollen (Bsp. die Babies weinen nicht, sie wimmern nur - klar. Im Dschungel kommt lautes Weinen nich so gut rüber ..)

Dieses erst passive und später aktive Involvieren der Kinder in Alltägliches undd as Vermeiden von permanentem Bespielen hingegen finde ich sehr realistisch und werde es auch verstärkt "einführen", hier in meinem Haushalt..

LG
JAcky

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nachtrag: *öhm*, fehlende Satzteile bzw. neue Wortschöpfungen

Antwort von wassermann63 am 26.06.2006, 8:50 Uhr

dürfen nach eigenem Gutdünken vervollständigt und mit Inhalten versehen werden ;-)

Lg
Jacky

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Re: @Mama Heike wegen Kontinuum-Konzept

Antwort von Mama Heike am 26.06.2006, 21:51 Uhr

Hallo (leider hast du nicht geschrieben wie du heißt),

es geht mir oft so, dass ich mich frage: Warum bin ich nicht eher darauf gekommen? Doch was wir gestern noch nicht wußten, hat vielfältige Gründe. Es macht aus meiner Sicht wenig Sinn, darüber nachzugrübeln, warum das so ist.

Wichtig ist nur eins, dass du es jetzt besser weißt und deinen Kinder helfen kannst, ihren Weg zu gehen. Und ganz sicher kommt morgen schon ein neues Stückchen „Erkenntnis“ dazu. Deine Kinder lieben dich ohne wenn und aber, denn du bist für sie die richtige Mama, sonst wären sie gar nicht bei dir.

Erziehungsarbeit ist für mich immer Erziehung an sich selbst. In Konzepten und pädagogischen Ideen suche ich neue Denkansätze. Es bleibt oft nur das hängen, was im Moment Bedeutung für mich hat.

Ich bekomme so wertvolle Impulse, wie ich meinen Kindern gerecht werden kann und ohne dabei so beschäftigt zu sein, dass ich von meinem eigenen Weg abkomme.

Lies man nach einer gewissen Zeit den gleichen Text, erschließen sich wieder ganz andere Zusammenhänge.

Ich kann dir daher deine Frage gar nicht beantworten, aber du kannst es.

Wenn es etwas gibt, was mir unendlich leid tut, weil ich es nicht für meine Kinder tun konnte, dann entschuldige ich mich bei ihnen und bitte sie um Verzeihung. Wenn man das an ihrem Bett tut, wenn sie schlafen, belastet man die Kinder nicht mit seinen Sorgen, denn die sollten sie nie tragen müssen.

Liebe Grüße
Heike

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