Rund um die Erziehung

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Geschrieben von ny152 am 04.04.2007, 12:45 Uhr

heike

mein sohn war NICHT von geburt an selbstbewusst. er war ein sehr schüchterner und anhänglicher junge, der 2 1/2 jahre seines lebens gebraucht hat, um sich in außerfamiliären situationen zurechtzufinden. durch meine erziehung habe ich ihm geholfen, das zu schaffen. hätte ich ihn bestraft, gerügt, seine anhänglichkeit abgewehrt, wäre er heute nicht ein so starkes und selbstbewusstes kind. meine erziehung also hatte durchaus ein ziel: nämlich sein selbstvertrauen so zu fördern, dass er seine ängstlichkeit und schüchternheit überwindet.

das werde ich weiterhin tun: bei all meinen erzieherischen aktivitäten darauf achten, dass ich meinen kinder respektvoll und mit achtung begegne, um ihr vorhandenes selbstvertrauen weiterhin zu stärken, damit sie (UND DAS IST MEIN ZIEL) als starke, selbstbewusste und gesellschaftsfähige menschen das elternhaus verlassen. wenn du so willst, schaffe ich ein umfeld, in dem sich meine kinder eben so optimal entwickeln können.

und selbstverständlich ist es mein wunsch, dass sie sich so entwickeln. selbstverständlich mache ich mir darüber gedanken. selbstverständlich ist das mein erziehungsziel.

 
5 Antworten:

@ny152

Antwort von raphael04 am 04.04.2007, 13:04 Uhr

Hi,

sorry, daß ich mich hier schon wieder so einfach einklinke, aber DAS interessiert mich nun wirklich brennend!

Ich gehe mal davon aus, daß du von deinem älteren Sohn redest (4 Jahre, glaube ich?). Würdest du ihn denn jetzt und heute doch immer noch eher als schüchtern und zurückhaltend charakterisieren, trotz deiner Erziehung?

Mein "Problem" sieht wie folgt aus (eigentlich sind es ja eher Überlegungen): Raphael ist knapp 2 1/2 Jahre und ich würde ihn als sehr zurückhaltend und schüchtern bezeichnen, Tendenz = besser werdend. Meine Erziehugn in diese Richtung war bis jetzt, daß ich - wann immer es möglich ist - da bin, wenn er wünscht, bzw. mitgehe, wenn er sich nicht traut oder er darf eben auf dem Arm bleiben und sich "was auch immer" erst mal aus der Ferne ansehen etc.
Ich gehe dabei wieder einmal von meiner Kindheit aus, denn ich erinnere mich mit Grauen an das ewige "nu geh doch mal, du bist doch schon so groß!" oder "du stellst dich aber auch an" etc. Meine Eltern (vornehmlich meine Mutter) hat für meine Art des Erziehens in dieser Hinsicht immer noch wenig Verständnis, da sie davon überzeugt ist, daß er es eben nicht lernt auf andere zuzugehen oder sich bei was weiß ich zu beteiligen, wenn man ihn nicht sanft "zwingt", wie sie es nennt ;-)
Sie sieht dabei gar nicht, daß ich mit 12 Jahren z.B. erst das Allererste Mal alleine in einen Laden gegangen bin, um Wurst zu kaufen - mit hochrotem Kopf und natürlich unter vorherigem Zwang ;-)

Andererseits kenne ich zwei Geschwistermädchen, bei denen man doch meinen sollte, die Erziehung liefe gleich ab. Dennoch ist die eine bereits mit 3 Jahren alleine durch eine volle Eisdiele gestapft, um sich einen Strohhalm zu besorgen, die andere wäre in dem Alter lieber unter dem Tisch versunken (und sie ist immer noch extrem schüchtern).

Wieviel kann man also wohl mit Erziehung (ich definiere jetzt den Begriff nicht näher, wir haben wohl die gleiche Meinung darüber) "lenken" und wieviel ist einfach so "drin" - also Charakterzug?

Würde mich über Antwort freuen!

LG ... Marion

P.S.: wenn du Zeit und Muße hast, würde ich auch gerne wissen, wie bei euch die Anfangszeit im Kindergarten gewesen ist :-)

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Re: @ny152

Antwort von ny152 am 04.04.2007, 13:40 Uhr

also eines vorweg: unser sohn geht erst ab august in den kindergarten. eben wegen seines defensiven charakters haben wir uns entschlossen, ihn erst mit 4 und nicht mit 3 anzumelden.

tatsächlich war es bei uns so wie du es schilderst. die ersten 2 1/2 jahres seines lebens war mein sohn übermäßig schüchtern und anhänglich. er klebte förmlich an mir. während andere kinder durch die gegend rannten bei mutter-kind-treffen, saß er nur auf meinem schoß. er war einfach so, das war sein charakter. nach ungefähr 2 1/2 jahren platzte der knoten. ich weiß noch, dass das innerhalb von vier wochen geschah und mein mann und ich uns mehrfach ungläubig angeschaut haben und kaum fassen konnten, was da geschah.

auf einmal stapfte er los. auf einmal spielte er mit anderen kindern. auf einmal lies er uns zurück.

ich wette, das hätte noch viel länger gedauert bzw. wäre nicht in dem ausmaß geschehen, wenn ich nicht die jahre davor sehr geduldig gewesen wäre. ich habe ihn nie gedrängt, nie seine schutzsuche verweigert, ihn immer auf dem schoß gelassen, ihn getragen, gehalten. viele, das weiß ich, haben das skeptisch beäugt und gedacht: "so kann der sich doch nie lösen!" aber ich wusste immer, dass diese skeptiker falsch liegen. ich wusste, dass es nur eine frage der zeit sein würde. das hatte ich nämlich gelesen. und genau so geschah es dann auch.

es ist tatsächlich vor allem eine frage des charakters. aber mit der erziehung stellt man die weichen. verschlimmert sich die schüchternheit, manifestiert sie sich, wird sie zu ängsten? oder kann man dem kind so viel sicherheit verschaffen, dass es im rahmen seiner charakterlichen möglichkeiten sein selbstvertrauen optimal herausbildet?

also hat man es eltern schon sehr in der hand, wie das kind sich entwickelt. vielleicht wärst du damals mit 12 ganz anders in den laden marschiert zum einkaufen, wenn deine mutter in den jahren davor nicht so viel druck ausgeübt hätte, sondern dich einfach hätte in deinem tempo entwickeln lassen.

heike, ich weiß, was du sagen willst. nichts anderes tun nicht-erzieher: sie schaffen eben einen rahmen, in dem sich die kinder in ihrem tempo nach ihren veranlagungen entwickeln können. nur eines unterscheidet mich dann doch von ihnen: ich mache mir gedanken darüber, wie ich meinem kind helfen kann, sein selbst, seine persönlichkeit zu entwickeln UND ich habe ein großes interesse daran, dass es mir gelingt, meine kinder sich so optimal entwickeln zu lassen. das ist mein wunsch. und ja, es ist auch mein erziehungsziel. ich verwehre mich gegen die aussage, dass dies ein denkfehler ist. es ist keiner. es ist eine andere denkweise, aber sie ist nicht fehlerhaft, nur weil sie sich nicht mit deiner deckt.

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Re: @ny152

Antwort von Mama Heike am 04.04.2007, 21:13 Uhr

Hallo,

wir denken alle darüber nach, wie sich unserer Kinder am besten entwickeln können. Das Entscheidende sind doch deine eigene Worte: sich entwickeln zu LASSEN.

Mit Geduld, mit Liebe, mit Beistand, mit Verständnis, mit Trost, mit Staunen, mit Abwarten können und mit Vertrauen.

Du vertraust doch deinem Weg und du siehst an deinen Kindern, dass sie aus sich selbst heraus optimal lernen, in der Welt Stück für Stück zurecht zu kommen. Hast du sie geformt?

Du hast nur mit deiner ganzen Liebe verhindert, sie zu zerstören.

Du hast keinen Denkfehler, das habe ich nie behauptet. Schade, dass der Eindruck entstanden ist.

Liebe Grüße
Heike

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Re: @ny152

Antwort von ny152 am 05.04.2007, 7:18 Uhr

Unser (kleiner) Unterschied liegt genau in diesem Denken, was dann aus Erziehung eine BE-ziehung zu den Kindern werden lässt.


dieses zitat war tatsächlich bei mir so angekommen, dass deine denke richtig ist, weil sie eine beziehung zu den kindern werden lässt. demzufolge wäre meine falsch.

habe ich überinterpretiert?

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@ny152

Antwort von Mama Heike am 05.04.2007, 10:12 Uhr

Worte im Internet haben manchmal nicht mehr viel damit zu tun, was man eigentlich ausdrücken will. Du lebst doch schon längst eine Beziehung zu deinen Kindern.

Neulich gings hier um Zähneputzen. Der Tipp von den meisten Müttern war: Immer schön konsequent das Zähneputzen durchziehen (wie auch immer)! Bei Nachfragen stellt sich dann raus, dass gerade diese Kinder sich nie gegen Zähneputzen hartnäckig gesträubt haben. Die Mütter wissen also gar nicht, ob sie es wirklich übers Herz bringen würden, sich in ihrer Hilflosigkeit (weil nichts anderes zu fruchten scheint) auf ihr eigenes Kind zu knien und die Bürste in den Mund zu quetschen. Verstehst du!?

Und wegen dem Lob/Tadel: Dahinter steht Zuckerbrot und Peitsche. Heute in ganz angeschwächter, liebevoller Form versteht sich, aber der Zuckerbrot-Gedanke ist tief in uns verwurzelt und manchmal lohnt es sich einfach, das mal in einer ruhigen Minute ganz sachlich zu betrachten.

Ich lobe auch, aber ich bin vorsichtig, habe ich ja schon geschrieben. Auf Lob verzichten, schließt doch eine anregendes Gespräch nicht aus.

Leider sitze ich schon auf gepackten Taschen und kann nicht weiter schreiben.

Schöne Osterzeit wünsche ich dir und deiner Familie.

Liebe Grüße
Heike

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