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Geschrieben von Patteblomquist am 03.05.2018, 21:04 Uhr

Dreijähriger mit Selbstmordgedanken?

Guten Tag in die Runde,

mein Sohn äußerte heute die Sätze "Ich möchte von einem Auto totgefahren werden." und "Ich möchte von einem Zug totgefahren werden." Auch wenn er nicht gerade auf den Kopf gefallen ist, kann ich mir schwer vorstellen, dass er ein vollständiges Verständnis von der Unumkehrbarkeit des Todes hat. Dennoch mache ich mir große Sorgen, dass er mal eben aus Neugier ausprobiert wie es ist tot zu sein und bewusst sich von einem Auto umnieten lässt.

Zu seinen aktuellen Lebensumständen, die sein Verhalten vielleicht erklären:
- Wir sind gerade erst vor zwei Monaten in ein Haus gezogen
- Er hat seitdem keinen Kitaplatz mehr; den erst wieder im September
- Vor wenigen Tagen kam seine Schwester zur Welt
- Es gibt eigentlich sonst nichts, was in irgendeiner Weise ein Trauma auslösen könnte (Ehekrach, Todesfälle in der Familie oder dergleichen)

Ich frage mich nun, wie ich mit diesen Sätzen umgehen soll. Dass totsein bedeutet, nicht mehr zu spielen, zu essen, zu schlafen, Spaß zu haben etc. hab ich ihm schon mehrfach erklärt. Er scheint das aber ziemlich spannend zu finden...
Habt ihr Ratschläge, wie ich diese Situation in den Griff bekomme?

 
11 Antworten:

Re: Dreijähriger mit Selbstmordgedanken?

Antwort von puja am 03.05.2018, 21:29 Uhr

Ich hänge mich mal an die Frage ran.
Meiner ist 4 und erzählt ähnliche Dinge.
Als Selbstmordgedanken bezeichne ich es nicht.
Er nennt es plattgefahren werden und findet es scheinbar witzig.
Ich hab es ignoriert, dann versucht zu erklären, gefragt ob er weiß was das bedeutet, warum er das will.
Er findet es lustig, geht nicht darauf ein. Schrecklich.
Ein Trauma sollte er nicht haben.
Großer Bruder mit dem er sich gut versteht, klar gibt es Streit unter Geschwistern.
Keine Eheprobleme, hier und da mal ein kleiner Streit, ja, und Großeltern, die die Kinder vergöttern.
Er ist ein ganz Lieber mit sehr viel Phantasie.
Auch sonst erzählt er teils haarsträubende Geschichten.
Ich denke er schnappt etwas auf, kann es noch nicht wirklich einordnen und die Phantasie fügt es zu fiesen Geschichten zusammen.
Mich belastet das sehr.
Ist das eine Phase, vergeht die oder muss man etwas unternehmen? Was???
Auch wenn ich dir nicht helfen kann, sorry, dein Sohn ist nicht der Einzige.
In die Tat würde meiner soetwas nicht umsetzen. Doch allein das Erzählen darüber macht mir Angst.
Vielleicht hat hier jemand Erfahrungen???

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Re: Dreijähriger mit Selbstmordgedanken?

Antwort von emilie.d. am 04.05.2018, 4:55 Uhr

Klingt für mich danach, dass er nach Aufmerksamkeit sucht. Du bist mit Baby belegt, ich fände es ganz wichtig, dass sein Papa viel Zeit mit ihm verbringt, mit ihm kuschelt, spielt, ihm zeigt, dass er geliebt wird. Seine kleine Welt steht ja gerade Kopf, das muss so ein Zwerg auch erstmal verkraften.

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Re: Dreijähriger mit Selbstmordgedanken?

Antwort von Lluvia am 04.05.2018, 7:19 Uhr

Mini ist jetzt 4 und bei ihm gab es auch eine gewisse Faszination für Autounfälle. Ok, etwas anders als bei dir, da der eigener Tod kein Rolle spielte.

Aber ich habe ihm die Folgen etwas anders erklärt, denn etwas "nie" wieder tun dürfen das kennt er nicht. Kurzzeitige Verbote weil er Blödsinn gemacht hat oder schon genug (zB genascht) hat, das ja aber halt kein "nie wieder". Ich habe ihm gesagt, das man sich sehr schlimm weh tut und dass das viel mehr weh tut als sein letzter stolperunfall, er dann ins Krankenhaus muss.

Bei uns hat das mehr Wirkung. Muss dazu aber auch sagen, sein Papa war öfters im kh und dies fand Mini doof (wann kommt Papa?) und Minis Onkel sitzt im Rollstuhl (dadurch kann ich Mini anschaulich machen, was das für Konsequenzen hat).

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Re: Dreijähriger mit Selbstmordgedanken?

Antwort von Patteblomquist am 04.05.2018, 8:50 Uhr

Ich bin der Papa und tue, was ich kann :) Die Mama ist ja noch im Krankenhaus und kämpft noch mit den Nachwehen (im wahrsten Sinne des Wortes) der Geburt.
Ich versuche in den leGuten Tagen und auch sonst ihn in ganz vielen handwerklichen Dingen einzubinden: Löcher bohren, Leisten abschleifen usw. Also mehr als man mit nen Dreijährigen für gewöhnlich tut. Aber gerade in dem Moment, wo ich mir bei der Montage des neuen Briefkastens die Finger abgebrochen habe - da könnte er mir nun wirklich nicht "helfen - sagt er diesem Satz, bei dem es mir kalt den Rücken unterlief.
Die Zurückweisung, die ja bei mir leider immer etwas lauter und direkter ausfällt - gerade wenn ich genervt bin - ist ihm wohl nicht bekommen...
Ich bemühe mich, heute mal auf dem Niveau der Mama zu "schimpfen": ruhig, verständnisvoll, mehr erklärend. So gar nicht meine Art...

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Re: Dreijähriger mit Selbstmordgedanken?

Antwort von Patteblomquist am 04.05.2018, 8:56 Uhr

Ja, die Faszination für Zerstörung hat mein Kleiner auch... Ich muss immer und immer wieder die Geschichte vom Wohnungsbrand meines Vaters erzählen... Und er hat mich gefragt, ob er seine Schwester kaputt machen dürfe.
Beispiele dafür, wie Menschen durch Unfälle Schäden genommen haben, habe ich Gott sei Dank nur aus Kinderbüchern. Aber ich werde mal mehr versuchen ihm die Konsequenzen mit diesen Geschichten zu erklären.

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Re: Dreijähriger mit Selbstmordgedanken?

Antwort von emilie.d. am 04.05.2018, 11:27 Uhr

Konntest Du denn in der Vergangenheit handwerken, wenn Du nebenbei auf Deinen Sohn gucken musstest? Ich muss sagen, mit meinem jetzt 6-jährigen ging das in dem Alter nicht. So ab vier hat er mit Ohrschützern auf den Staubsauger beim Bohren gehalten, Schränke zusammenbauen so ab 5, schleifen und malern muss man wirklich sehr aufpassen, dass er es richtig macht und man kann dann selbst nix arbeiten.

Er hat früher auch nicht wahrgenommen, wenn man z.B. angefangen hat zu schreien, dass er aufhören soll, weil er so vertieft war. Man muss sich dann als Erwachsener schon klar machen, dass man für das zerhämmerte Furnier die Verantwortung trägt. Und nicht das Kind, das man in so einem Moment überfordert hat.

Ich verstehe voll, dass es einem um die Zeit reut, aber vielleicht ist gerade für Handwerken und Co einfach nicht der beste Moment. Zumal Dein Sohn da ja uch nicht Deine ungeteilte Aufmerksamkeit hat und Du andersherum durch den Kleinen ja auch abgelenkt wirst.

Was macht er gern? Lesen, Spielen, Spielplatz, durch die Stadt bummeln? Steine in Flüsse werfen, schwimmen gehen? Sowas würde ich jetzt machen und den Rest liegen lassen.

Unser 2. Kind kam, als mein Sohn 4 war. Oma war da, Papa, der eine ganz enge Beziehung zu ihm hat. Er hat nachts vor Aufregung ins Bett gebrochen und mich nlch nach einem halben Jahr gefragt, ob ich wieder weg und ins KH muss. Wenn die Mama Hauötbezugsperson ist, ist das für ein Kleinkind wirklich schlimm, wenn die aufeinmal weg ist.

Für Dich und Deinen Sohn sind die nächsten Wochen und Monate aber auch eine Riesenchance näher zusammenzuwachsen. Wie geschrieben, Mama ist besetzt und wenn Du ihm da zuverlässig einen Hafen anbietest, wird er den sich annehmen und ansteuern.

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Re: Dreijähriger mit Selbstmordgedanken?

Antwort von und am 04.05.2018, 13:09 Uhr

"Und er hat mich gefragt, ob er seine Schwester kaputt machen dürfe. "

Ich denke, hier liegt der Hauptgrund für seine Empfindungen begraben. Eifersucht und Groll auf das neue Baby sieht man ja bei großen Geschwistern öfter mal. Seine Selbstmordgedanken erkläre ich mir so: Er wünscht sich eigentlich, das neue Geschwisterchen wäre tot - also im Sinne von weg/nicht-existent. Da er aber wohl instinktiv schon ahnt, dass man sich so etwas nicht wünschen darf, verlagert er den Todeswunsch auf sich selbst. Klingt total düster, dahinter liegt aber einfach nur der Wunsch, dass alles so bliebe wie es früher war - also das alleinige Kind der Eltern zu sein und nicht vom Einzelkindthron gestürzt zu werden.

Da hilft wohl nur, mit viel Zeit und Geduld das Kind aufzufangen und ihm zu helfen, mit den negativen Gefühle umgehen zu lernen. Wie das genau geht, würde ich in diesem Fall nicht ohne fachmännische Hilfe ausprobieren, sondern gleich psychologischen Rat einholen.

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Re: Dreijähriger mit Selbstmordgedanken?

Antwort von mf4 am 04.05.2018, 16:11 Uhr

Die Mama ist wegen, wegen dem doofen Baby. Sie ist geduldiger, Papa schimpft mehr... das Baby ist schuld, es muss weg... dann ist meine Welt wieder in Ordnung und alles ist wie immer.
Ganz schön viel, was der Kurze da grad durchmacht. Er wird sich sicher nichts antun (in dem Alter wird er wohl auch nirgends allein sein) aber er hat Angst, dass er nicht mehr wichtig sein wird, wegen des Babys.

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schaut er im Fernsehen etwas derartiges?

Antwort von sojamama am 04.05.2018, 16:35 Uhr

So Zeichentrickfilme, wo die Männchen/Tiere/Figuren plattgefahren werden und dann aber nach ein paar Mal schütteln wundersam wieder aufstehen?

Wäre ja möglich, dass er glaubt, es wäre so einfach und "lustig".

In dem Alter können die Kinder noch nichts damit anfangen, was es bedeutet, tot zu sein oder zu sterben.
Vielleicht hat er auch in den Nachrichten was gehört oder gesehen, unabsichtlich was mitbekommen, was ihn beschäftigt?

melli

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Ich vermute mal...

Antwort von Hexhex am 04.05.2018, 18:03 Uhr

Ich fürchte, Dein Sohn darf schon fernsehen, oder? Es hat einen Grund, warum Entwicklungspsychologen empfehlen, bis zum Schulalter die Mäuse gar nicht fernsehen zu lassen. Man ist halt als Eltern doch nicht immer dabei, und auch sehr viele billig gemacht „Kindersendungen“ haben psychopathologische Inhalte und Bilder, wenn man mal genauer hinschaut. Schon bei scheinbar harmlosen Zeichentrickserien werden ständig Figuren umgenietet, umgefahren, sie explodieren usw.

Von daher: Ich halte die Ideen Deines Sohnes jetzt nicht für akut gefährlich. Aber ich glaube, dass er im Kinderprogramm schon Vieles gesehen hat, dass ihn verstört hat und das er nicht gut verarbeiten konnte. Ich finde, seine Äußerungen sind ein Hinweis darauf, hier viel besser hinzuschauen und ihn wirklich nur Sesamstraße und ähnliche, ruhige Formate schauen zu lassen.

LG

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Re: Dreijähriger mit Selbstmordgedanken?

Antwort von AnnaC am 07.05.2018, 10:45 Uhr

Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass Dein Sohn irgendwie traumatisiert ist. Er ist sicherlich genervt von der Situation. Und er merkt, dass er mit so einer Aussage ganz schoen etwas bewirkt.
Im uebrigen hat meine zweite auch schon gefragt, ob denn das Baby verbrennen wuerde, wenn man es in den Ofen steckt. Das war am Anfang. Sie liebt ihre kleine Schwester und wuerde ihr nie etwas antun. Aber fragen kann man ja mal ;)
Ach ja, sie schaut kein Fernsehen und kennt auch Haensel und Gretel noch nicht.

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