Rund um die Erziehung

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Geschrieben von mami06 am 23.02.2007, 20:17 Uhr

Aggressionen gegenüber dem Kind/Schlagen

Bei allem, was ich unten gelesen habe und was ich aus meiner privaten und beruflichen Erfahrung weiß, ist es sehr häufig so, daß Mütter, die als Kind selbst Agressionen gegen sich durch die Eltern erfahren haben, eher dazu neigen, ihre Kinder zu schlagen, als welche, die die Erfahrung als Kind selbst nicht gemacht haben.
Da haben wir wieder das alte "Täter waren früher oft selbst Opfer-Prinzip", was tatsächlich häufig zutrifft.
Für jemanden, der als Kind mit Gewalt erzogen wurde, ist es sauschwer, nicht selbst in diese "Verhaltensmuster" zu fallen, selbst wenn er "alles anders" machen möchte und auf keinen Fall so werden möchte, wie seine Eltern....
Das nur nochmal so kurz am Rande. Und nein, das soll absolut KEINE Rechtfertigung für Schläge oder psychische Gewalt sein, eher ein Erklärungsansatz und eine Ermahnung an alle früher selbst geschundenen Eltern, besonders hart an sich zu arbeiten.

 
20 Antworten:

Re: Aggressionen gegenüber dem Kind/Schlagen

Antwort von margi am 23.02.2007, 21:42 Uhr

Das ist sicher richtig, was du da schreibst. Also muss man praktisch immer wieder nach neuen Lösungen suchen, denn die Wiederholungsmuster lassen sich nicht so leicht ausradieren. Das gilt nicht nur für´s Schlagen, auch für´s Anschreien o.ä. Übrigens ist das auch so eine Sache mit der angeblichen "Nicht-Erziehung" (beispielsweise im klassischen Sinne nach Werner von Braunmühl) oder der "Antiautoritären Erziehung". Man glaubt es kaum, wie Eltern dieser Denkrichtungen ihre Kinder verbal schikanieren, psychisch auf´s Gröbste beleidigen und schwer beschädigen, alles unter dem Deckmantel der antiautoritären oder gar antipädagogischen Erziehung - oder aber ihre Kinder durch Ignoranz sanktionieren ... ganz ohne Sanktionen geht´s wohl nicht, das ist allen klar!
Das Beste, was man tun kann, ist wohl, immer wieder das eigene Verhalten zu hinterfragen, zu reflektieren, zu verändern, um mehr Zufriedenheit auf beiden Seiten zu erlangen - dazu gehört auch in erster Linie: immer wieder zu hinterfragen, ob Sanktionen wirklich notwendig sind: wenn man ganz ehrlich ist, muss man dann einfach auch einen großen Anteil seines eigenen "Trotzverhaltens" gegenüber Kindern abbauen lernen. Denn in den meisten Fällen kann man ein Kind auch einfach gewähren lassen, weil keine ernsthafte Gefahr droht! Soweit ich orientiert bin, spricht man in der modernen Psychologie auch gar nicht mehr von "Trotzphase". Man hat erkannt, dass es eher um die Bildung der eigenen kindlichen Persönlichkeit und des damit sich entwickelnden Willens geht, weniger um ein "Trotzen" - oft sind es wir Eltern, die ihren Kindern den elterlichen Willen aufdrücken wollen (auf Teufel komm ´raus).

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margi

Antwort von miebop am 23.02.2007, 23:10 Uhr

was redsten da? nichterziehung hat doch grad zum kern, dass sie ohne sanktionen auskommt. ich kann es langsam nicht mehr hören, dass menschen ständig besser wissen, was ich als nichterzieherin so alles mache. du denkst, ohne sanktionen geht es nicht? holla, dann haben wir hier ein problem, denn wir haben hier einen immensen vierjährigen sanktionsrückstand! irgendwelche tipps wie wir jetzt auf teufel komm raus bestrafen können?? ich bin dankbar für jede anregung...

gerne würde ich auch wissen, wer werner von braunmühl ist. ich kenn nur EKKEHARD .

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@ mami06

Antwort von miebop am 23.02.2007, 23:11 Uhr

du hast recht. :)

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Re: @ mami06

Antwort von Rabaukenmama2 am 24.02.2007, 13:51 Uhr

Hallo,

ich habe die Diskusiion unten jetzt nicht ganz genau mitverfolgt, bin eh nur ne stille Leserin. Aber ich muß dir voll zustimmen: es ist sehr schwer, man muß sich so manches Mal auf die Finger setzen bzw. in den Keller gehen und schreien. Es ist wirklich harte Arbeit und manchmal klappt es leider nicht immer so reibungslos. Man muß wirklich sehr hart an einem arbeiten...


LG Gunda mit Niklas *07.07.00 und Bastian *18.12.02

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Re: Aggressionen gegenüber dem Kind/Schlagen-du hast Recht, nimm dir bitte etwas Zeit für meine Geschichte

Antwort von Geburtstagsmama am 24.02.2007, 17:42 Uhr

Hallo,

du hast so recht!

Es bedarf sehr sehr viel Arbeit an sich selber! Ich gebe auch den sachlichen Ausführungen unten z. T. Recht. Womit ich nichts anfangen kann sind Beschimpfungen und Anschuldigungen von Supermuttis. Denn gerade denen glaube ich nicht, dass sie noch nie die Hand gg. ihr Kind erhoben haben.

Heute Nacht ließ mich mein Bauchbaby nicht schlafen. So lag ich wach und dachte über das erlebte und hier geschriebene. Wohl gemerkt nicht zum ersten Mal.

Ich bin wahrscheinlich eine von den sehr wenigen Müttern, die zugegeben haben ihren Kind den Hintern versohlt zu haben. Die Grenze zwischen einem Klaps und Prügel ist auch sehr sehr fließend. Mein Sohn ist 11,5 meine Tochter 8 Jahre alt. Ich kann wirklich mit ruhigen Gewissen sagen, dass man es an einer Hand abzählen könnte, wie oft meine beiden Kinder eine auf den Hintern bekamen. Es ist auch nicht so, dass die Situation das erste Mal auftrat, oder das darüber noch nie gesprochen wurde. Es waren Situationen, die sich immer wieder wiederholt haben, die mein Reden, meine Ideen vollkommen ignoriert haben. Es kam aus der spontanen Situation heraus. Und es hat mir selber fürchterlich wehgetan - körperlich (wer schon mal auf einen jeansbekleideten Hintern mit der bloßen Hand drauflangte, weißt es!) und viel mehr im Herzen.

Ich habe es auch so meinen Kindern erklärt. Ich wollte es nicht machen, aber ich wußte nicht mehr weiter. Aus deiner beruflichen Erfahrung kennst du wahrscheinlich den Spruch: Schläge an Kindern zeigen von der Ohnmacht der Erwachsenen. So eine Ohnmacht überfiel mich schon mal. Aber ich betone es wirklich sehr - ich habe meine Kinder nicht verprügelt.

Wir waren 3 Kinder zu Hause, meine Mutter (bis heute) sehr cholerisch. Ich wurde mit Gegenständen geschlagen, bespuckt, auf den Kopf mit den Fäusten getrommelt, mit dem Fuß nachgehackt. Viel schlimmer waren die "dazugehörenden" Beschimpfungen, die Blosstellung vor Fremden - ich als die böse Tochter, für die die Eltern alles tun und ich bin ja so undankbar! Materiell hatten wir Kinder viel, emotional sind wir verkrüppelt. Ich war Bettnässerin bis ich 13 Jahre alt war, meine Mutter rannte mit mir von einem Arzt zum nächsten, ohne Erfolg. Es war psychisch, der Grund dafür unbekannt. Ich habe nie jemandem erzählt, dass ich geschlagen und beschimpft werde. Meine beste Freundin wußte es - doch selbst ihr gegenüber schwieg isch. Es ist ja so beschämend, so ein böses Kind zu sein. Selbt meine gliebten Großeltern wußten damals nicht, dass es SO war. Mit 16/17 Jahren wurde ich bulimisch. Buliemie ist eine Krankheit die sich heranschleicht, die auch keiner bemerkt. Als ich 24 war scheiterte meine Ehe - ich war bereits zum 2. Mal SS, mein Sohn 3 Jahre. Und irgendwann, während der Trennung kam es heraus, dass ich krank bin. Ich habe es auch selber einsehen müssen, denn irgendwann ging es nicht mehr. Ich machte eine Therapie, anfangs nur widerwillig, bis mich mein Arzt in eine Klinik zwangseinweisen wollte. Da sah ich es ein und stand dazu. Die letzten, die davon erfuhren, waren meine Eltern. Natürlich war mein Ex schuld, er verließ und. Als ich sagte, dass ich diese Kranknkeit schon seit ca. 10 Jahren habe schrie sie mich an - was war ich so eine schlechte Mutter? Du hattes alles, ich habe mich um dich gekümmert, usw. usw. usw

Seit 5,5 Jahren geht es mir gut. Ich habe manchmal mit Panikattaken zu kämpfen, Alpträumen, manchmal auch Depressionen. Meine Mutter hat sich nie geändert - im Gegenteil sie ist noch schlimmer geworden.

Und jedes Mal in extremen Situationen mit meinen Kindern, muss ich daran denken, dass ich sie nicht anfasse!!! Ich lass sie oft stehen, dreh mich um und geh. Aber sie bekommen genauso geschimpft und sie bekamen auch schon einen oder zwei mal auf den Hintern. Aber keine Prügel.

Ich glaube aber, dass eine Mutter die ihrem Kind jeden Tag einen Klaps auf den Hintern als Erziehungsmittel gibt, verprügelt ihr Kind. Ich habe auch kein Verständnis für Mütter die ihre Babys aussetzen, verwahrlosen lassen oder gar töten. Ich bin für sehr harte Urteile für Eltern die ihre Kinder verprügeln. Aber diese Kinder schweigen. Als erwachsene Menschen geben es manche zu, aber nicht sehr viele. Ich gebe zu dass ich keine schöne Kindheit hatte. Deswegen achte ich auch darauf, dass ich meinen Kindern wissentlich kein Leid zufüge!

Aber ich würde mich hütten, Mütter zu verurteilen, die zugegeben haben ihrem Kind den Hintern versohlt zu haben! Und wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein - Kinder erinnern sich nicht nur an den Klaps, sondern auch Hausarreste, Verbote uws. tun ihnen weh. Und trotzdem sprechen Elten es aus! Ein Kind kann sich an jede Bestrafung erinnern, denn für es ist jede Bestrafung schlimm. Und trotzdem hat jede von uns schon ihr Kind bestraft - sei es nur mit einem Verbot.

Es ist ein Roman geworden, was ich eigentlich gar nicht wollte. Tut mir leid. Hoffentlich hattest du so viel Zeit.

LG Violetta

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Re: violetta

Antwort von ny152 am 24.02.2007, 20:53 Uhr

liebe violetta, unsere geschichte ähnelt sich. zwar wurde ich nicht ganz so schlimm attackiert wie du, aber sowohl körperliche gewalt als auch subtile demütigungen vor anderen leuten kamen häufig vor. auch ich wurde nach dem auszug von zu hause bulimisch, viele jahre lang. ich hatte und habe einen liebevollen partner an meiner seite (den vater meiner kinder), der mir geholfen hat, da rauszukommen. vor allem aber war es dann ein psychotherapeut, bei dem ich 7 jahre lang ein- und ausging und mit dem ich den letzten winkel meiner seele ausgeleuchtet habe.

diejenigen, die davon am meisten profitieren, sind meine beiden jungs. ohne die therapie wäre ich ihnen eine ungenügende mutter. sie danken es mir auf ihre weise, indem sie die zauberhaftesten und liebsten kinder sind, die ich in meinem leben kennengelernt habe. ich habe sie noch nie geklapst, das schrieb ich schon. mehr noch: ich war sogar noch nicht mal kurz davor. das ist allein das ergebnis meiner harten arbeit an mir selbst.

was ich sagen will: wenn du das gefühl hast, dass du noch nicht durch bist mit dem thema, wenn du deinen kindern noch nicht die mutter sein kannst, die du sein willst, dann geh noch mal los und arbeite noch mal weiter. such jemanden kompetenten, nimm dir zeit, ackere! es lohnt sich so sehr!

alles gute!

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über gewaltlose Erziehung

Antwort von margi am 24.02.2007, 22:04 Uhr

Was ich ausdrücken wollte: selbst Eltern, die ihre Kinder in völliger Gleichberechtigung partnerschaftlich heranwachsen lassen wollen ohne jegliche Sanktionen, scheitern oft, zum einen, weil sie weder die Erkenntnisse von Piaget noch von Kohlberg anerkennen, zum anderen weil viele dieser sich als absolut gewaltlos einschätzenden Eltern in narrativen Studien oft genug zugeben, dass auch ihnen "schon die Hand ausgerutscht" sei, dann "aber leider so, wie es nie hätte passieren dürfen". Und wie soll folgendes Beispiel ohne Sanktionierung ablaufen? Das erste Kind wächst völlig gewaltfrei heran, bekommt im Alter von vier Jahren ein Geschwisterchen, das sich zu einem extrem lebendigen und schwierigen Zweijährigem entwickelt. Da gibt es dann antiautoritär eingestellte Eltern, die sagen, das regeln die Kinder unter sich, Fakt ist aber, dass das Kleine auf´s Ärgste vom Großen gequält und geschlagen wird (Kommentar der Eltern: tja, das muss der Kleine halt lernen, die Grenzen des Großen zu respektieren - wir bleiben dabei: wir sanktionieren unsere Kinder nicht) - keiner in der Familie steht dem Kleinen bei, obwohl das Kind stets voll blauer Flecken ist.

Und was ist eigentlich damit: ein Kleinkind will nicht an der Hand gehen an einer stark befahrenen Straße und auf keinen Fall in den Kinderwagen: auch keine Sanktionen??? - was ist, wenn die Mutter zufällig keine Rosinen oder Gummibärchen in der Tasche hat? Da ist es nicht damit getan, in den Keller zu gehen und die Wände anzuschreien (witziger Tipp übrigens).

Und noch etwas: oft sind die Extremanhänger der antiautoritären Eltern natürlich beide berufstätig und hoffen, die Erziehung regele sich von ganz allein in der KITA. Dem ist aber leider nicht so.

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Re: über gewaltlose Erziehung

Antwort von ny152 am 24.02.2007, 22:17 Uhr

also, nach allem, was ich hier über nicht-erziehung (was nicht dasselbe wie antiautoriäre erziehung ist) gelesen habe, tust du diesen eltern unrecht resp. hast nicht verstanden, worum es ihnen geht.

ich bin keine nicht- und auch keine antiautoritäre erzieherin. aber ich hab hier viel über nicht-erziehung gelesen - und fühle mich daher befugt zu behaupten, du hast dir nicht die mühe gemacht zu verstehen.

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@ny152

Antwort von margi am 24.02.2007, 22:24 Uhr

Oh doch, ich forsche über das Thema und versuche es voll und ganz zu verstehen und ich frage mich, ob vielleicht doch bei manchen hier Mitmischenden nicht sehr viel Verdrängung vorliegt (dieses Protzen damit, dass man sein Kind vobildlich erzieht ist eine seltsame Geschichte). Das eigene Verhalten wird vielleicht doch nicht so ganz reflektiert, denn sonst läse man nicht so viele böse Kommentare in diesem Forum an Leute gerichtet, die hier ernsthafte Hilfe suchen (die aber leider nur attackiert werden als Bösewichte). Oft suchen sicherlich Frauen hier Rat, die sich tagelang Vorwürfe machen wegen eines nicht korrekten Verhaltens ihrem Kind gegenüber, die möglicherweise im Schnitt viel liebevoller mit ihren Kindern umgehen als die voller Wut antwortenden mit ihren Idealvorstellungen über die "gewaltfreie Erziehung".

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Sanktionen

Antwort von margi am 24.02.2007, 22:42 Uhr

Um Missverständnisse zu vermeiden: In der Psychologie wird als soziale Sanktion in etlichen Theorien jede motivierende Einwirkung eines Akteurs auf einen anderen durch soziales Handeln aufgefasst. Es gibt sowohl positive als auch negative Sanktionen bzw. belohnende ermutigende als auch abschreckende oder gar bestrafende ... das schreibe ich nur, um Missverständnisse zu vermeiden. Die Aussage, jemand erziehe sein Kind ohne jegliche Sanktionen, meint im strengen Sinne des Verständnisses ein absolutes Desinteresse am Kind.

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Re: @ny152

Antwort von ny152 am 24.02.2007, 23:02 Uhr

also, ich weiß nicht jetzt nicht, wen du konkret hier meinst und auf welche beiträge du dich konkret beziehst. ich selber behaupte von mir ja auch, dass ich gewaltfrei erziehe. ohne sanktionen allerdings komme ich nicht aus. ich strafe aber nicht im autoritären sinne, ich belohne auch nicht im bestechenden sinne. ich versuche, ohne strafen und belohnungen auszukommen. dass das nicht immer geht, dürfte jedem klar sein, der zwei kleinkinder daheim hat.

aber verdrängen oder zu wenig reflektieren? ich bin 7 lange jahre lang psychoanalysiert worden. danach ist man selber eine halbe psychoanalytikerin. ich bin so kühn zu behaupten, dass ich all meine stärken und schwächen kenne und in jeder situation innnerhalb kürzester zeit mittels selbstanalyse meine innere befindlichkeit abchecken kann.

also, wen immer du hier auch meinst... ich ziehe mir den schuh nicht an.

bist du psychologin oder auf dem weg dahin?

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Re: Sanktionen

Antwort von miebop am 24.02.2007, 23:04 Uhr

woher hast du das? schreib mir doch bitte die bücher auf, das würde ich gern vertiefen. ich kenne die theorie nämlich aus dem bereich der (konflikt-) soziologie und würde das gern auf die psychologie ausweiten.


danke im voraus

miebop

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@ny152

Antwort von margi am 24.02.2007, 23:13 Uhr

Also ich denke beispielsweise an verschiedene Beiträge, die ich hier im Forum schon gelesen habe, in denen es darum geht, dass Mütter ihren Kindern (ohne es offensichtlich zu wollen) eine runtergehauen haben. Ich denke, dass die Diskussionen dann oft dahinführen, dass sich diese Mütter als unendliche Bösewichte fühlen müssen. Und das führt zu nichts. In jeder von uns steckt ein Bösewicht, in einer mehr, in einer anderen weniger. Natürlich soll für jede Mutter das Ideal bleiben: keine Gewalt!!! Ich versuche das auch so durchzuführen. Wir sind sowohl leibliche als auch Pflege- als auch Adoptiveltern. Und wir haben mit extrem schwierigen Kindern auch schon so manche eskalierende Situation erlebt. Wir sind keine schlagenden Eltern, aber haben schon manchmal durch Festhalten einem Kind, das außer Rand und Band geraten war und die anderen bös´ gebissen hätte, weh getan. Ich selbst habe auch eine jahrelange Psychoanalyse hinter mir, werde mich aber im Rahmen einer eigenen Therapieausbildung weiter über mich belehren lassen. Ich bin promovierte Sozialwissenschaftlerin. Am besten gefallen mir in diesem Forum die Beiträge von SusanneZ.

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@ margi

Antwort von miebop am 24.02.2007, 23:24 Uhr

hallo? kannst du mir die literatur noch schnell sagen? wir sind gerade in NY, ein freund ist in der bibliothek und könnte mir die bücher dann gleich mitbringen.
ich hab mich grad schon durch´s internet geklickt und habe bei wikipedia u.a. zwar keine nennenswerte literatur, dafür aber deine aussage von oben nahezu wörtlich gefunden. ich gehe mal davon aus, du hast nicht einfach abgeschrieben, aber wahrscheinlich hast du doch die literatur zur hand, aus der es ursprünglich kommt? schreib mir doch bitte kurz den titel auf, das wäre sehr nett!

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zu Sanktionen

Antwort von SusanneZ am 25.02.2007, 7:28 Uhr

Also, anti-autoritäre E. als auch Nicht-E. haben nix mit Laissez-Faire zu tun. Antiautoritär erziehen Eltern erziehen ihr Kind im Sinne davon, dass sie bei ihrem Kind samt seiner Persönlichkeit lenkend eingreifen - durch aktive Bestrafung, Belohnung oder zielgerichtetes Ablenken.

Nicht erziehende Eltern haben zum Motto: Die Freiheit des einen endet dort wo die Freiheit des anderen beginnt. Sie stellen ihre Bedürfnisse und Wünsche nicht über das Kind, aber genauso wenig unter. Sie greifen nicht aktiv in die Persönlichkeit des Kindes ein - durch Bestrafung, Belohnung oder sonstiges zielgerichtetes lenken. Antiautoritäre Eltern lenken halt antiautoritär, aber sie lenken bspw. durch Ablenkung auf ein bestimmtes Ziel hin. Sie sind eben immer weider damit beschäftigt, was sollte ich jetzt tun, damit mein Kind zukünftig xy wird, wie kann ich das am besten erreichen. Das machen Nicht-Erzieher nicht, da sie sich sicher sind, dass Kinder soziale Wesen sind, die von allein anerkannte soziale Wesen werden wollen und zudem ihr Kind bereits ein liebenswerter Mensch ist (nicht erst in der Zukunft nach rumbasteln an seiner Persönlichkeit).

In der Nicht-E. gibt es Verbote nur dort, wo das Handeln des Kindes DIREKT gefährlich wäre. Regeln dienen lediglich dem sozialen Miteinander.

Bei der anti-autoritären E. gibt es Verbote bei Gefahr (direkter und bei vermuteter) und Verbote, die der positiven Persönlichkeitsentwicklung dienen sollen. (Habe vllt. auch noch was vergessen?!) Regeln dienen nicht nur/ oder gar nicht dem sozialen Miteinander und gelten meist nur einseitig fürs Kind.

Konkret zu den Beispielen:
1) Wenn ein Kind beißt, dann würden sowohl Nicht-Erzieher als auch antiautoritär Erziehende eingreifen. Bei den Nicht-Erziehern aus Gründen des sozialen Zusammenlebens und der Wahrung der Grenzen des Kindes sowie dessen Einhaltung durch den anderen. Ganz einfach, weil die Kinder (anscheinend) noch zu klein sind, diese Grenzen selbst zu wahren und einzuhalten. Sie stehen also als Helfer zur Seite. Zumal schauen sie, was konkret dahinter steckt und ändern eventuell die Rahmenbedingungen (Tagesablauf,...) Ok, der antiautoritäre Erzieher denkt sicher an die Zukunft, was aus einem beißenden Kind wohl werden wird und wie man dem zielgerichtet entgegensteuern kann. Sicher wird auch ein anitautoritär E. die Rahmenbedinungen beschauen und ggfls. ändern. Die Übergänge zwischen den Erziehungsstilen ist ja eh fließend. Beide würden die Kinder auf jeden Fall erstmal um ein paar Meter trennen, aber ein Nicht-Erzieher würde nicht strafen und ein antiautoritär E. vielleicht, aber eben nicht autoritär durch Gewalt oder nicht logische Konsequenzen,....

Falls es deine Pflegekinder betrifft: Bei diesen Kindern ist das ganze so auch nicht direkt anwendbar, denn sie haben sicher eine Menge Leid an sich selbst erfahren, so dass man ihre Grenzen schon so stark überschritten hat, dass sie gelernt haben dass dies iO ist und natürlich auch eine gehörige Portion aggressiven Verhaltens entwickelt haben. Zumal kommt es ganz stark auf das erste, aber auch das zweite/ dritte LJ an. Im ersten Lj. geht es um die Bindungsstärke und die damit empfundene Sicherheit/ Geborgenheit, welche wichtig ist für die kommenden E.schritte. Dann geht es in die Loslösung, das ist nochmals genauso wichtig - für das Selbst des Kindes, seine Sozialisierung.... Bei deinen Pflegekindern brauchst du Geduld. Sie müssen zunächst eine neue Bindung aufbauen, evtl. noch die Loslösung fortsetzen und die Defizite aus dem vorangehenden Lebensabschnitt fließen auch dort mit ein. Du kannst dir vorstellen, dass dies nicht normal systematisch (aufgrund des Alters und des damit verbundenen entwicklungsbedingten Strebens der Kinder) vorangeht und deshalb auch zusätzlich Aggessionen schürt. Hier zu bestrafen wäre doch nun auch wirklich das völlig falsche Signal. Das Päckchen, dass sie tragen ist wirklich schon groß genug - eigentlich sollte man ihnen einen Teil abnehmen und nichts draufsetzen. (Denke ich auch bei normal entwickelten Kindern.) Wenn du es ganz schlecht erwischt hast, dann sind sie gar nicht bindungsfähig, weil sie noch nie eine Bindung eingehen konnten und es jetzt verwähren. Kommt aber soweit ich weiß sehr selten vor. Entsprechend wird es auch keine funktionierende Loslösung geben. Keine genaue Ahnung wie sich das auf die spätere Entwicklung auswirkt. Vermutlich sehr aggessiv und stark in sich gekehrt. Bei deinen Pflegekindern kannst du nur Geduld haben und immer wieder reflektieren, dass sie nicht gegen dich kämpfen (solange du ihre Grenzen nicht übertrittst), sondern einen Kampf mit sich selbst führen.

2) Was die Straße anbelangt: Das ist eine akute Gefahrenquelle. Ein Nicht-E. würde vor allem nach dem dahinter steckenden Bedürfnis schauen und entsprechend Angebote machen. Falls er das Bedürfnis nicht so schnell checkt, dann wird er dem Kind erklären, dass die Straße wegen der Autos stark gefährlich ist und er dies nicht zulassen kann. Ein Kind, dass kaum ein "nein" zu hören bekommt, glaubt diesem "nein" viel eher als ein damit übersätes. (Übergänge natürlich fließend). Ein antiautoritär Erziehender würde auf seine Art das "auf die Straße laufen" unterbinden, aber nicht autoritär. Dass das bei akuten Gefahren sicher schwierig ist, seine Erziehungslinie zu wahren, ist klar. Aber so sehe es aus, wenn es gelingt.

Also, du siehst, beide "Gruppen" würden eingreifen. Wenn das Eingreifen für dich eine Sanktion darstellt, dann sanktionieren beide. Ich sehe den wesentlichen Unterschied einfach in dem "warum".

LG

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Re: über gewaltlose Erziehung

Antwort von Trinity0815 am 25.02.2007, 9:05 Uhr

Hallo,
ich denke, es hängt davon ab, wie den Gewaltbegriff definiert.
Ist es Gewalt, einen anderen Menschen davon abzuhalten, sich oder anderen Schaden zuzufügen? Ich denke nicht.

Gewalt hat was damit zu tun, über das notwendige Maß hinauszuschießen, es steckt auch eine andere Intention dahinter als schützend einzugreifen.

Die AE sieht nicht vor, dass zwei Geschwisterkinder sich gegenseitig permanent verkloppen, denn DAS wäre Gewalt und das verhindern wir selbstverständlich.
Nicht, indem man das Kind bestraft, sondern indem man einfach dafür sorgt, dass die Gewalt aufhört.

Es ist auch keine Bestrafung, wenn das Kind ZUR EIGENEN SICHERHEIT an der Hand gehen muß, es ist eine SCHUTZMASSNAHME.
Und man wird es auch nur anwenden, wenn es wirklich notwendig ist.

Mir scheint leider, dass Du die Idee und die Umsetzung der AE nicht richtig verstanden hast. Das bedeutet weder, vollkommen ohne Regeln und Grenzen zu sein, noch das Kind ins offene Messer laufen zu lassen, weil man es um Himmels willen ja nicht "sanktionieren" darf.

AE heißt, die Gleichwertigkeit des Kindes anzuerkennen, seine Eigenständigkeit zu respektieren und es überall dort selbst bestimmen zu lassen, wo es weder sich noch andere in Gefahr bringt oder die Grenzen anderer Menschen auf unzumutbare Weise überschreitet.

Auf Gewalt als ERZIEHUNGSMITTEL und Ausdruck elterlicher MACHT wird ausdrücklich verzichtet, auch in Form von Strafmaßnahmen.

LG
Trinity

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Verdrängungseffekt?

Antwort von Frosch am 25.02.2007, 9:09 Uhr

Hallo!

Die Menschen, die früher geschlagen wurden sagen meist: Mir hat es nicht geschadet. Aber das ist ein Verdrängnungseffekt, der bis heute wirkt. Denn als Kind kämpft man um die Liebe der Eltern, und wenn sie schlagen, tun sie das nicht AUCH aus Liebe? Wollen sie also nicht unser bestes? Die Haßgefühle, die später aufkommen, werden unterdrückt.

Aber ein Kind zu schlagen mit dem Argument: MIR hats ja auch nicht geschadet - zeigt, daß der Schaden tiefer sitzt als derjenige ahnt. DENN mein Kind IST nicht ICH. Mein Kind ist ein eigenständiger Mensch.

Ich habe ein paar Mal als Kind etwas auf den Hintern bekommen (nur ein Beispiel: ich saß im dritten Stock AUSSEN auf dem Fensterbrett). DIESE Patsche auf den Hintern konnte ich sogar als Kind verstehen, besonders weil sies erklärt hat.
Sie hat mich noch einmal geschlagen, da war ich ca. 12 Jahre. Und dies habe ich ihr lange nicht vergeben, weil es eine absolut überzogene Reaktion war. Meine Gefühle zu ihr in diesem Moment damals möchte ich hier lieber nicht beschreiben.

Was ich meine:
KEIN psychischer Ausnahmezustand rechtfertigt es, ein Kind die "Überforderung" der Mutter durch Schläge ausbaden zu lassen.

LG Antje

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he, du bist wieder da?

Antwort von SusanneZ am 25.02.2007, 9:23 Uhr

Das ist ja ne Überraschung :-)

Schau mal ins Aktuell, denke da feiern gleich einige deine Rückkehr. *g*

LG

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re

Antwort von ny152 am 25.02.2007, 9:23 Uhr

wir sprechen also hier darüber, dass du das gefühl hast, manche mütter stellen ihre erziehung (bzw. nicht-erziehung) in einem besseren licht dar, als sie es ist. du vermutest, das liege an einer unbewussten verdrängung. den betreffenden wäre es sozusagen gar nicht klar. du vermutest weiterhin, dass die mütter, die hier schwächen eingestehen, ehrlicher sind und ihre kinder unter dem strich besser behandeln. habe ich das richtig verstanden?

ich weiß nicht, wie du zu diesen vermutungen kommst. woher leitest du sie ab?

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Re: @Geburtstagsmama

Antwort von mami06 am 25.02.2007, 13:25 Uhr

Ja, ich habe Deine Geschichte gelesen, und kann sehr gut nachvollziehen, was Du da schreibst.
Ganz wichtig ist, daß Du Dir selbst darüber im Klaren bist, daß Du eventuell genau die Fehler machst, die Du vermeiden willst. Das ist ja auch gerade daß, was einen dann selbst so unglücklich macht, nämlich dass man den eigenen Ansprüchen nicht genügt.

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