Zu vertrauensvoll

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Zu vertrauensvoll

Liebe Frau Schuster, für das folgende Problem hab ich einfach keine Lösung und weiß nicht wie ich mich gut verhalten kann. Ich hoffe, dass ich bei Ihnen richtig bin. Mein Sohn ist jetzt 15 Monate jung. Fremden Menschen gegenüber hatte er bisher immer eine natürliche Scheu und sein persönlicher Bereich war groß. Sobald jemand in diesen Bereich kam, wollte er sofort von meinem Mann oder mir auf den Arm genommen werden. Bei Männern war das ganz besonders ausgeprägt, aber auch bei Frauen war er sehr zurückhaltend. Soweit war das auch immer für uns in Ordnung und ich fand das Verhalten positiv und ja, ich freute mich darüber. Seit gestern ist es anders. Es fing in der Spielgruppe, die einmal pro Woche stattfindet, an. Mein Kleiner ist oft bei der Kursleiterin hängengeblieben und blieb bei ihr. Unseren "Tanz" hat er bei ihr an der Hand gemacht und ich bin alleine im Kreis gelaufen. Aber gut. Die Kursleiterin kennt er ja. Trotzdem fiel mir die Verhaltsänderung deutlich auf. Am Nachmittag kam eine Freundin mit ihrem Kind vorbei. Jetzt gab es das gleiche Bild. Mein Sohn wollte immer wieder zu ihr auf den Arm. Sie freute sich darüber weil er das bisher immer verweigerte. Aber gut. Auch sie kennt er schon lange. Heute aber, passierte was sehr ungewöhnliches. Wir waren beim Einkaufen und ich zahlte gerade an der Kasse. Da kam eine alte Frau und stellte sich hinter uns an. Mein Sohn liebt es, andere Leute anzuschauen. Bisher immer aus sicherer Entfernung. Heute aber, grinste er die Frau an. Die fühlte sich gleich dazu eingeladen, ihm mit ihrem Finger über die Backe zu streichen. Das war das erste Mal wo ich überrumpelt wurde und unfähig war zu reagieren. Dann hat sie ihm tatsächlich ihren Finger hingehalten und sagte "Kommst Du mit mir mit?" ..... Und was machte mein Sohn? Er nahm tatsächlich den Finger, die beiden drehten sich von mir weg und gingen ein paar Schritte. Das war das zweite Mal wo ich überrumpelt wurde. Ich wäre am liebsten wie eine Furie hinter denen her, war aber unfähig zu reagieren. Ich ging nur in die Hocke und sagte seinen Namen und dass er zurück kommen soll. Er drehte sich zu mir um und kam dann wieder zurück. Aber Frau Schuster, was kann ich machen dass er nicht jedem Menschen so viel Vertrauen entgegenbringt? Warum macht er das auf einmal? Und wie kann ich in den beiden Situationen reagieren ohne meinem Sohn einen Schrecken einzujagen? Herzlichen Dank für Ihre Hilfe. Viele Grüße, Sandra

Mitglied inaktiv - 11.05.2011, 20:21



Antwort auf: Zu vertrauensvoll

Hallo Sandra Bitte gewöhnen Sie Ihrem Sohn bereits jetzt an, zunächst Sie fragend anzuschauen, bevor er zu Jemandem hingeht -auch wenn es die Kursleiterin oder die Tante ist-. Bestätigen Sie ihm dann mit z.B. den Worten: "Ja, du darfst ruhig zu.... an die Hand (auf den Schoß). Die.... mag Kinder und ist gut zu ihnen." Achten Sie während des Einkaufs bitte darauf, dass Ihr Sohn stets beschäftigt ist, indem Sie z.B. ein besonderes Spielzeug mitnehmen, ihm an der Kasse wartend ein Fingerspiel zeigen usw. Da vermutlich die hinter Ihnen an der Kasse stehende Frau Ihren Sohn zuerst angelacht und er lediglich zurück gelächelt hat, beachten Sie eine derartige "nonverbale Kommunikation" nicht weiter, mit Der Ihr Sohn sich nur selber zu beschäftigen versuchte. Wird er allerdings aufgefordert, von Fremden etwas anzunehmen oder gar mit Fremden mitzugehen, mischen Sie sich bitte umgehend mit einem "Nein; wir kennen diese Frau ja gar nicht" o.Ä. Worten ein und achten Sie auf konsequentes, entsprechendes Handeln. Alle, die Kinder mögen und/oder Kinder haben, bzw. betreuen, werden Verständnis für Ihre Reaktion haben. Zuhause werden Sie schon bald Unterstützung zu diesem Thema finden in Bilderbüchern wie: "Ich kenn dich nicht -ich geh nicht mit" oder: "Geh nie mit einem Fremden mit". Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 12.05.2011