Wochenend-Stieffamilie (laaaanger Text)

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Wochenend-Stieffamilie (laaaanger Text)

Hallo! Mein Mann hat bereits 2 Jungs (6 und 5 Jahre alt) aus einer früheren Beziehung. Die beiden sind jeden Sonntag bei uns und echte Rabauken. Vor dem Großen haben alle in der Schule Angst und der Kleine lebt mehr oder weniger in seiner eigenen Welt, die nur aus Action-Figuren und Fernsehrealität besteht. Beide Kinder machen bereits seit Jahren (!!!!) eine Verhaltens-Therapie. Die Brüder hauen sich die meiste Zeit und beschimpfen sich und andere (sogar meinen Vater) mit Wörtern wie "ficken" und "Du Blödwichser." Bisher habe ich mich da immer rausgehalten (sind ja nicht meine Kinder), aber seid ich ebenfalls Mutter bin, möchte ich nicht, daß unser 1jährige das alles mitkriegt. Die beiden Großen sind im Moment auch sexuell orientiert und lassen sich nicht stundenlang über "Schwänze" und "Arschlöcher" aus, sie spielen auch ungeniert daran herum. Mein Mann sagt Ihnen nur, daß sie es lassen sollen und das wir diese Art nicht in unserem Haus möchten. Darüber lachen seine Jungs aber. Mit der Mutter der Kinder kann man darüber nicht sprechen, sie prügelt die Kinder und rät uns dasselbe. Wir lehnen es jedoch ab, die Kinder zu schlagen, weil wir denken, daß es nicht deren Schuld ist, daß sie sich so verhalten. Kritik am Erziehungsstil der Mutter dürfen wir nicht üben, da meinem Mann dann sofort die Kinder entzogen werden. Außerdem sind die Kinder sehr materiell orientiert und fordern permanent große Geschenke, obwohl die Kinderzimmer schon überquellen. Wer hat einen Ratschlag für mich? Soll ich den Kindern verbieten zu uns zu kommen, um meinen Sohn zu schützen? Wer hat ebenfalls ähnliche Erfahrungen? Hilfe...

Mitglied inaktiv - 24.01.2001, 20:19



Antwort auf: Wochenend-Stieffamilie (laaaanger Text)

Hallo Andrea Ist es Ihrem Mann möglich, sich einmal mit der Therapeutin in Verbindung zu setzen. Es wäre für die beiden Jungen doch recht wichtig, dass wenigstens sie und Ihre Familie die gleiche Erziehungs-Methode anwendet um die Beiden nicht noch mehr zu verunsichern und immer tiefer in Verhaltensweisen zu treiben, die sie im Grunde gar nocht wollen. Dennoch sollten Sie daran denken, dass Ihr Mann und Sie die alleinige Verantwortung übernommen haben, Ihr gemeinsames Kind in eine sichere Selbständigkeit zu führen. Überlegen Sie gemeinsam, welchen Erziehungsstil Sie anwenden möchten und setzen Sie diesen auch gemeinsam bei den beiden Söhnen durch. Sie sind alt genug um unterscheiden zu können, bei Wem sie Was dürfen und bei Wem sie sich Wie zu verhalten haben. Weisen Sie Ihnen sehr behutsam, liebevoll und konsequent den richtigen Weg. Versuchen Sie, den Beiden gegenüber nicht laut zu werden oder gar zu schimpfen sondern setzen Sie Ihnen klare Grenzen und treffen Sie Absprachen, welche Folgen bei Nichteinhaltung dieser Grenzen und Regeln eintreten. Nur so werden auch die beiden Grossen auf liebevolle Art lernen, sich sicher orientieren zu können. Fragen Sie sie nach der Bedeutung der Worte, erklären Sie sie ggf. und geben Sie ihnen ein anderes Wort dafür, was die Kinder auch in Gegenwart von Ihnen und Ihrem Kind benutzen dürfen. Sicherlich werden sie dann das Interesse daran verlieren. Vielleicht sollten Sie ihnen auch ein Bild von wirklichen Schwänzen zeigen und fragen ob ihr Penis tatsächlich so aussieht.- Spielen Sie so oft es geht gemeinsam. Vielleicht könnte der Vater mit den Grossen auch mal zum Schwimmen gehen oder einen Besuch auf einem Abenteuer-Spielplatz anstreben? Wahrscheinlich brauchen die Kinder eine konkrete Alternative zu ihren Action-Figuren und dem Fernseher. Erlauben Sie ihnen evtl. auch mal, 2Freunde einzuladen, wenn sie dann vernünftig! miteinander spielen. Das Risiko sollten Sie einmal eingehen, damit die Beiden erkennen, dass sie in Ihrer Familie akzeptiert und verstanden werden. Beteiligen Sie sie an der Planung, indem Sie sie evtl. eine Pizza belegen lassen, gemeinsam mit ihnen vorher ein paar Chipse o.Ä. einkaufen, usw. Lassen Sie den Erziehungs-Stil der Mutter unbeachtet, aber achten Sie bitte unbedingt auf Einigkeit und liebevolle! Konsequenz -möglichst nach Absprache mit der Therapeutin-. Die Beiden merken sehr genau, wenn Sie sie ablehnen oder Ihr eigenes Kind bevorzugen. Ja, sie werden sogar sehr sensibel in dieser Richtung sein, nach Allem, was sie schon erleben mußten.- Verhalten Sie sich so, als wären`s Ihre eigenen Kinder und setzen Sie klare Grenzen, damit jeder seinen festen Platz in Ihrer Familie erkennen kann und lieben lernt. Auch, wenn`s anfangs nicht leicht zu realisieren ist.- Seien Sie stark und: bis bald?

von Christiane Schuster am 25.01.2001



Antwort auf: Wochenend-Stieffamilie (laaaanger Text)

Liebe Andrea, an Deiner Stelle würde ich zum Schutz meines Kindes aber ganz bestimmt rigoros durchgreifen. Es passiert schliesslich in DEINER Familie also hast Du das Recht, Dir Dinge zu verbitten, die ja nun nicht mehr als Lausbubenstreiche durchgehen! Natürlich brauchst Du Rückendeckung von Deinem Mann dabei aber ich denke, das ist nicht das Problem. Ich an Deiner Stelle würde durchaus mal ein freundliches aber ernstes Wort mit den beiden reden und wenn das nicht hilft, sie vielleicht einfach mal nicht kommen lassen, damit sie sehen, dass es in Eurer Familie nicht drin ist, sich zu aufzuführen! Im Großen und Ganzen hört es sich so an, als ob die beiden danach schreien, Grenzen gesetzt zu bekommen. Gruß Simone

Mitglied inaktiv - 24.01.2001, 20:59