Hallo,
ich habe eine Frage zur Bindung bzw. was das Problem sein kann. Leider eine etwas längeren Geschichte.
Mein Sohn ist 7 Jahre, meine Tochter 4.
Mein Sohn hat immer bereits viel Aufmerksamkeit gefordert, es hat nie gereicht.
Die ersten 4 Wochen hat er ausschließlich auf meinem Bauch schlafen können, ist bis 6 Jahre Nachts ins Familienbett gekommen. Ich habe gestillt, getragen und was man sonst alles für die Kinder macht.
Von Anfang an, war er jedoch sehr willensstark und teilweise auch verletzend anderen Kindern und mir gegenüber. Im Krabbelalter ist er ständig über andere Kinder gekrabbelt, hat gebissen etc.
Seine Wutausbrüche kann er nach wie vor schlecht kontrollieren. Manchmal reicht ein Nein, damit er ausrastet. Er ärgert ständig und überall. Ich reflektiere, bennene seine Gefühle etc.
Das erste Mal war ich zur Erziehungsberatung als er fast 3 Jahre war, da er ständig andere Kinder gehauen, geschubst hat. Damals war eine Wahrnehmungsstörung im Gespräch. Lt. Ergo war diese jedoch nicht vorhanden.
Sprachlich ist er gut entwickelt, lt. Erzieherin eher überdurchschnittlich. Jetzt ist er in der Schule, d.h. die vermehrte Aufsicht ist nicht mehr da. Das Sozialverhalten lässt stark zu wünschen übrig, Er ärgert nach wie vor ständig und überall. Vorzugsweise „kleinere“ Kinder oder die die nicht die Anerkennung oder seinen Respekt haben. Er tritt quasi nach unten. Er provoziert ohne Ende, es sind nicht immer die einzelnen Dinge, sondern die Masse.
Aber auch Erwachsenen fremden Personen gegenüber verhält er sich zunehmend respektlos und frech. Die Tage stellte er sich einer Radfahrerin in den Weg und hielt sie am Gepäckträger fest. (ich war in der Sitaution nicht dabei)
Ihm ist schon bewusst, dass es nicht in Ordnung ist, da er äußerte es könnte evtl. sein, dass er aus versehen….. Kann er sich und seine Impulse nicht selbst kontrollieren? Vor allem mir gegenüber ist er respektlos, da ich Hauptbezugperson bin und der Vater beruflich stark eingespannt ist.
Egal wo ich das Problem anspreche, wird sofort die Bindung angesprochen, die unbedingt verbessert werden muss. Ich bin für mein Kind da erkläre wieso weshalb ich sein Verhalten nicht toleriere, texte ihn aber nicht unnötig zu. Und ja wir verbringen auch sehr viel schöne Zeit. Auch Zeit ohne Schwester.
Er droht auch, wenn ich jetzt nicht das und das mache, verkloppt er seine Schwester, wenn ich nicht seinem Willen folge tut er das. Er kommt nicht zum Zähne putzen etc. Oder spielt nur im Bad herum. Belohnungstafel haben wir auch probiert, aber nach 3 Wochen fing alles von vorne an.
Für mich wird jeder Tag mehr und mehr zum Kampf. Ich versuche es nicht zu Machtkämpfen kommen zu lassen, aber so langsam bin ich mit meiner Ruhe und Geduld am Ende.
Und ja ich habe Elternstärkungskurse gemacht, war zur Beratung, aber wirklich ändern tut sich nichts. Meine Angst ist, dass er im Jugendalter außer Rand und Band ist. Mit seinen Freunden hat er es sich auch nach und nach durch das Verhalten verscherzt.
Ich möchte einfach die Zeit mit meinen Kindern genießen und nicht ständig unter Alarmbereitschaft stehen. Der Druck von außen wird auch zunehmend stärker.
Vielen Dank
von
Fenchel
am 27.02.2019, 13:44
Antwort auf:
Wirklich Bindung oder was ist das Problem?
Liebe Fenchel,
sprechen Sie einen Termin beim Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) ab. Da das Verhalten Ihres Sohnes schon so viele Jahre anhält und nicht besser wird, kann, auch wenn der Ergotherapeut vor Jahren anderer Meinung war, eine Wahrnehmungsstörung o.ä. vorliegen. I.d.R. liegt das Verhalten nicht an einer gestörten Bindung.
Versuchen Sie, dem Tag viel Struktur zu geben. Immer wiederkehrende Notwendigkeiten, wie Zähneputzen, Hausaufgaben usw. sollten zu einem festen Zeitpunkt erledigt werden, gerne auch an eine schöne Sache geknüpft. Z.B. nach dem Zähneputzen, wenn dies in einem festgelegten Zeitrahmen erledigt ist (zur Orientierung darf eine Eieruhr gestellt werden) gibt es noch ein gemeinsames Spiel, eine Geschichte vorgelesen o.ä.. Klappt es nicht, fällt das Spiel, die Geschichte aus.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 28.02.2019
Antwort auf:
Wirklich Bindung oder was ist das Problem?
Was sagt denn der KiA dazu? Der der rein körperlichen Entwicklung ist der ja nun auch dafür zuständig, Verhalten altersgerecht einzuschätzen bzw. bei Problemen eben an geeignete Stellen zu überweisen.
Sollte er entweder dazu noch gar nicht befragt worden sein oder aber das ganze als reines "Erziehungsproblem (fehler)" abtun, würde ich selbst einen Termin beim SPZ oder einem Kinderpsychologen ausmachen.
So, wie du es beschreibst, ist es ja schon immer ein überdurchschnittlich ausgeprägtes Verhaltens bzw. mangelnder Impulskontrolle gewesen, die nun dazu auch noch ins stark oppositionelle Verhalten gleitet.
Im Übrigen muss sowas nicht an der Bindung oder sonstigen "Fehlern" der Eltern liegen - manche Menschen sind einfach so. Haben diese Probleme, sich in unsere sozialen Normen zu fügen ganz ohne Grund von außen. Sicher kann falscher "Umgang" damit das auch noch fördern - aber dazu gibt es ja nun mal KiA, SPZ etc um einem dann eben die entsprechende Hilfe zukommen zu lassen oder eben auch Diagnosen zu stellen.
Kurze Frage dazu noch: du schreibst gar nichts über Verhalten gegenüber dem Vater - ist er da auch so oder gibt es keinen sich kümmernden Vater?
von
cube
am 28.02.2019, 12:34
Antwort auf:
Wirklich Bindung oder was ist das Problem?
Das Verhalten beim Vater ist ähnlich. Aber da ich viel mit den Kids alleine bin, habe ich das nur in meiner Situation geschildert.
Beim KIA komme ich auch nicht weiter. Erst hieß es Bindung und Geschwisterrevalität, Trotzphase etc und als ich widersprochen habe sind wir zur Ergo überwiesen worden. Die meinten eine Teilleistungshochbegabung, welche ich jedoch nicht sehe. Irgendwie gemein oder? Er ist halt an einigen Themen interessiert und merkt sich die Details auch. Finde ich aber auch normal. Die 2. Ergo hat nur gemeint, dass sie in 30 Jahren Erfahrung kaum so willensstarke und nicht kompromissbereite Kinder gehabt hat.
Ich will ihn nicht unnötig von einer zur anderen Stelle schleppen, dass macht ja auch was mit meinem Kind. Im Kiga war es deutlich besser, wenn auch Zuhause noch vorhanden. In der Schule gibt es ständig Ärger, wobei ich nicht immer weiß ob es von ihm oder auch den anderen Kindern ausgeht. Die Aufsicht auf dem Schulhof ist nicht wirklich vorhanden bzw. wirkt nicht unterstützend ein...
Der Schuldruck ist ihm auch deutlich anzumerken... Auch den Druck, den er Zuh bekommt... Hausaufgaben müssen halt gemacht werden....
von
Fenchel
am 01.03.2019, 09:53