Hallo!
Ich bin Lehrerin an einer Berufsfachschule. eine meiner Schülerinnen hat ein kleines Kind von einem Jahr. Nachdem sie in den letzten Wochen oft gefehlt hat, sehr unkonzentriert erschien und nicht selten morgens mit verweinten Augen in die Schule kam habe ich sie zu einem gespräch gebeten und nach einigem zögern hat sie mir erzählt, dass bei ihrem Sohn Leukämie diaknostiziert wurde und sie sich nun völlig überfordert fühlt mit dieser Situation (sie ist 20 Jahre alt). Ich weiß nun nicht, wie ich mich in dieser Situation ihr gegenüber verhalten soll, bzw. wie ich sie unterstützen oder ihr helfen kann. Sie möchte nicht, dass ich meinen Kolegen von ihrer Situation erzählen, um für die zumindest die Situation in der Schule zu entschärfen (man könnte so mehr Rücksicht nehmen und sie würde weniger Ärger kassieren). eine Beratungsstelle möchte sie auch nicht aufsuchen und so weit ich weiß ist sie sonst auch ziemlich auf sich alleine gestellt in dieser Situation. Die Schule unterbrechen möchte sie auch nicht, sie sagt sie braucht die Schule um abzuschalten.
Wie soll ich mich am besten ihr gegenüber verhalten? Wie kann ich ihr in ´meiner Position als Klassenlehrerin helfen, sie unterstützen, was soll ich mit ihr machen? Haben sie Tipps oder können mir zumindest sagen, was ich auf keinen Fall machen sollte. Da ich selbst keine Kinder habe, stehe ich dieser Situation ziemlich hilflos gegenüber. Ich möchte auch nicht, dass die Schülerein (sie ist normal sehr verständnisvoll und richtig gut in der Schule) irgendeinen Blödsinn macht.
Danke für die Hilfe, Stefanie
Mitglied inaktiv - 31.03.2001, 17:57
Antwort auf:
Wie verhalten?
Hallo Stefanie
Da Ihre Sorgen nicht unmittelbar in Zusammenhang mit meinem Schwerpunkt-Thema: "Tipps zur Erziehung" stehen, möchte ich Ihnen eher "aus dem Bauch heraus" ein paar Denkanstöße anbieten.
Auf keinen Fall sollten Sie gegen den Willen der Schülerin dritte Personen über dieses Schicksal informieren. Die Schülerin würde dann das Vertrauen zu Ihnen verlieren und noch einsamer da stehen.-
Geben Sie ihr die Möglichkeit mit Ihnen über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen, wann immer sie es von sich aus möchte. Fragen Sie sie, ob sie einen guten Arzt hat, der die medizinische Behandlung des Kindes so weit es geht unterstützt. Vielleicht hat das Kind noch eine Chance auf Heilung? (Rückenmark-Spende?) Machen Sie ihr den Vorschlag, ganz bewußt die verbleibende Zeit mit dem Kind zu verbringen; und zwar neben der Schule, wie sie es ja auch getan hätte, wenn das Kind gesund wäre.- Ein krankes Kind braucht seine Mutter, deren Liebe und deren körperliche wie seelische Zuwendung noch weitaus mehr als ein gesundes Kind, da es noch hilfloser ist!-
Da ein Kinderarzt noch viel besser ( und kompetenter) die medizinische Beratung mit der psychologischen Betreuung verbinden kann, können Sie der Schülerin evtl. den sehr einfühlsamen Kinderarzt in unserem Forum, Dr. Busse, empfehlen, da das Internet bekanntlich völlig anonym berät, was gerade anfangs vielleicht wichtig ist um sich mit diesem Schicksal angemessen auseinander setzen zu können. Vielleicht hilft ihr auch unser "Krankenhaus-Arzt" weiter, die ganz sicher vorhandenen Zukunfts-Ängste ein wenig zu mildern? Schauen Sie doch mal unter den Fachleuten auf unserer homepage nach. Ein Internet-Café ist sicherlich auch in Nähe ihres Wohnortes.
Geben Sie der Schülerin das Gefühl nicht allein mit allen Sorgen zu sein. Diesen Halt wird sie brauchen, wenn Sie die vertrauteste und zugleich objektive Person für sie sind. Handeln Sie auf keinen Fall gegen ihren Willen.
Selbstverständlich können Sie und auch die Schülerin sich in diesem Forum weiterhin zu Wort melden. So hat man das Gefühl nicht allein zu sein.-
Liebe, nachdenkliche Grüße,
Ch. Schuster
von
Christiane Schuster
am 01.04.2001