Wie soll ich mit der Trotzphase umgehen?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wie soll ich mit der Trotzphase umgehen?

Liebe Frau Ubbens, vor einigen Wochen hatte ich Sie schon einmal um Hilfe gebeten, da sich unsere Tochter (28Mon., Einzelkind) tägl. sehr trotzig, bockig und zornig verhält. Die Gesamtsituation ist immer noch unverändert und sehr anstrengend. Ich habe es bisher nicht geschafft, in den Streitsituationen ruhig zu bleiben. JEDEN Tag testet sie am laufenden Band meine Geduld; am Ende jeder der unzähligen Situationen muss ich schreien, sie heult und zickt, bockt und weiß nicht, wohin mit ihrer ganzen Wut, und ich fühle mich von Mal zu Mal kraftloser. Es geht soweit, dass sie sich mit ihren Fingernägeln, die ohnehin superkurz geschnitten sind, die Wange blutig kratzt, an der jetzt eine tiefe Narbe zu sehen ist, an den Haaren zieht oder sich die Hände aufkratzt. Ganz zu schweigen von der nervlichen Belastung. Sie will natürlich alles selbst machen, zögert es aber immer mehr und mehr heraus, bis ICH es schlussendlich dann doch mache, weil mir alles zu lange dauert. Ihr Herauszögern empfinde ich als Provokation. Ich sage meist, dass sie z.B. gerne allein den Wasserhahn zudrehen darf, aber wenn sie es bei eins, zwei, drei nicht gemacht hat, muss es eben Mama machen. Und weil sie es jedes Mal provoziert, erledigt es Mama und Geschrei, Schläge, Hauen, Wutausbrüche sind die Folge. Generell hört sie auch nicht. Man muss sie oft hintereinander mehrmals auffordern und laut werden. In vielen Situationen geben wir ihr die Möglichkeit, altersgerecht selbst zu entscheiden bzw. zu wählen und viel Freiraum, Dinge selbst zu machen. Sie ist extrem willensstark, was die Trotz-Situationen nur noch verschlimmert. Ich weiß, dass dringend etwas geschehen muss, um die Gesamtsituation zu entschärfen, damit unsere gem. Zeit für alle erträglicher, schöner und vor allem harmonischer wird. Herzlichen Dank im voraus für Ihren Ratschlag. Evelyna

von Evelyna am 20.03.2014, 10:05



Antwort auf: Wie soll ich mit der Trotzphase umgehen?

Liebe Evelyna, Sie schreiben von der nervlichen Belastung, die die Situation mit sich bringt. Ihre Tochter steht genauso unter Anspannung. Das blutig Kratzen und an den Haaren ziehen sind Anzeichen einer Überforderung. Ihre Tochter weiß mit der Gesamtsituation nicht mehr umzugehen. Zum einen ist es ihr Trotz, den sie nicht steuern kann und der mit ihr macht, dass sie sich entsprechend verhält und auf der anderen Seite Ihre Reaktion darauf. Setzen Sie klare Regeln fest und strukturieren den Tag gut durch. Geben Sie Ihrer Tochter viele Dinge vor. Sie muss nicht allzu viele Entscheidungen selbst treffen, dass überfordert sie höchstens. Überlegen Sie, wo Sie Ihre Tochter unterstützen können, auch wenn Sie es altersmäßig eigentlich schon könnte. Wenn Sie sie z.B. auffordern, sich die Schuhe auszuziehen und das eine Situation ist, in der Ihre Tochter nicht reagiert und Sie sie mehrfach auffordern müssen, dann übernehmen Sie vorübergehend das Schuhe ausziehen. Dann haben Sie eine Gelegenheit weniger, in der Ihre Tochter "provoziert" und es zu nervlichen Zerreisproben kommt. Wenn Sie merken, dass Sie gleich laut werden, dann schließen Sie kurz die Augen, holen tief Luft und zählen bis drei. Reagieren Sie dann leise und klar auf Ihre Tochter. Ihre Ruhe wird sich mit der Zeit auf Ihre Tochter übertragen und das Miteinander wird wieder harmonischer. Sollte sich die Situation in den nächsten Wochen nicht deutlich verbessern, dann wenden Sie sich an eine Erziehungsberatungsstelle vor Ort. Die Wunden, die sich Ihre Tochter selbst zufügt, sind ein deutliches Zeichen, dass sich etwas ändern muss. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 21.03.2014



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