Wie erkenne ich, ob mein Kind hochsensibel ist?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wie erkenne ich, ob mein Kind hochsensibel ist?

Liebe Frau Ubbens, ich mache mir in letzter Zeit Gedanken, ob unser Sohn (22 Monate) vielleicht hochsensibel ist und wenn ja, wie ich richtig damit umgehe. Ein Beispiel: Wir haben zusammen Lieder aus einem Liederbuch gesungen. Es war „Hänschen Klein“ an der Reihe, das kannte er vorher nicht. Ich habe schon beim ersten Singen gemerkt, dass er ganz traurig wird. Er wollte es aber nochmal hören. Mir kam es so vor, als ob er sich nochmal vergewissern wollte, was er gehört hat. Plötzlich brach er in Tränen aus und war gar nicht mehr zu beruhigen. Ich habe es ein paar Tage später anderen Müttern in der Krabbelgruppe erzählt, ich dachte er bekommt es nicht mit, aber er hat wohl zugehört und brach wieder in Tränen aus. Generell ist er sehr empathisch, was Lebewesen angeht, egal ob Mensch oder Tier, auch bei Puppen oder Kuscheltieren. Ein anderes Beispiel vielleicht nich: Wir haben ein paar Kinderbücher, in denen sich ein Tier verletzt. Auch hier bricht er in Tränen aus, sodass ich die Bücher erstmal wieder weg habe. Ist das denn normal für sein Alter? Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung. Vielen Dank!

von Ju_liah am 21.01.2019, 11:59



Antwort auf: Wie erkenne ich, ob mein Kind hochsensibel ist?

Liebe Ju_liah, ich schließe mich der ausführlichen Antwort meiner Vorrednerin an und werde die Worte hier nicht wiederholen. Nur aufgrund der Empathiebezeigung bei Liedern oder Geschichten liegt noch keine Hochsensibilität vor. I.d.R. verwächst sich dieses Mitleiden in den ersten Lebensjahren, kann aber auch bis zum Ende der Grundschulzeit andauern. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 22.01.2019



Antwort auf: Wie erkenne ich, ob mein Kind hochsensibel ist?

Zur Hochsensibilität müssen eigentlich mehrere Dinge zusammen kommen. Die Wahrnehmungsverarbeitung funktioniert bei HS anders, als bei nicht-HS. HS-Kinder bevorzugen zB eher ruhige Spiele, schauen lieber zu als mittendrin zu sein, sind schnell überreizt durch viele Sinneseindrücke. Viele Kinder/Erwachsene sind auch empfindlich bzgl. ihrer Kleidung, können nur sehr weiche Textilien ertragen. usw. Ja, auch starke Empathie gehört dazu - ist aber alleine kein Anzeichen für HS. Falls es dich beruhigt: der Nachbarssohn war genau so. Eigentlich ein schon früh sehr rational/logisch denkendes Kind, ist er bei Filmen, Bildern, Geschichten (Lieder) in Tränen ausgebrochen, weil ihn das so berührt hat. Während alle anderen eher sagten "hach traurig, aber schau, am Ende wird alles gut". Es konnte ihn nicht trösten und er hat daran oft tagelang zu knabbern gehabt. Selbst als Schulkind waren für ihn Szenen in Filmen, die eher trauriger Natur waren, schlimm und auch die positive Auflösung der Szene änderte nichts an seinem Betrüben. Jetzt ist er 9, immer noch emphathisch, ordnet solche Dinge aber ganz anders ein und ist "normal" berührt. Ich habe übrigens als Kind auch bitterlich geweint, wenn eines meiner Kuscheltiere eine Verletzung (kleiner Riss o.ä.) hatte. In jungen waren wusste ich zwar einerseits, dass es nur ein Stofftier ist - und andererseits waren das für mich echte Lebewesen und wenn diese Schmerzen hatten, habe ich mitgelitten. Normal. Bis man das wirklich voneinander trennen kann, dauert es. Egal wie oft Kind sogar selbst sagt "ist ja nur aus Plüsch, das kann nichts fühlen" ;-)

von cube am 22.01.2019, 11:04