Wie besser mit Situationen umgehen!?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wie besser mit Situationen umgehen!?

Hallo Frau Ubbens, Kurze Eckpunkte: Mein Sohn ist gerade 2 geworden und ich bin seit Beginn alleinerziehend. Ich frage sie um Rat weil ich manchmal einfach nicht mehr weiter weiß wie ich mich in diversen Situationen verhalten soll. Die allgemein bekannte Phase hält bei uns bereits länger schon Einzug, aber holla die Waldfee.. Vor 2 Wochen ca, war mini erkältet und seitdem hat jemand das Fass mit den Wörtern aufgedreht und aus ihm sprudelt es nur so raus, gleichzeitig fordert er mich immer mehr heraus, in ganz normalen Alltagssituationen. Versucht Diskussionen mit mir einzugehen und mir zu widersprechen. Klar... Er will jetzt die wunderschöne Welt der neuen Worte nutzen und entwickelt sich auch zu einer eigenen Persönlichkeit. Mit eigenem Kopf. Ist mir alles bewusst. Es gibt bei uns aber gewisse Regeln und manchmal muss ich diese in einer höheren Tonlage einfordern damit die überhaupt bei ihm ankommen wenn er seinen Kopf durchsetzen will. Widerrum komm ich an meine Grenzen weil ich ihn nicht zu etwas zwingen will und auch eigentlich nicht anschreien will. Situation 1&2 wir sind mit Buggy unterwegs da Führerschein nicht vorhanden ist. Wenn ich ihn abhole in der Krippe geht es los... Ich möchte ihn anziehen aber er setzt sich nicht hin sondern muss immer wieder aufstehen und auf die Bank klettern etc pp... Heute meinte er sich in diversen Positionen hinlegen zu müssen und sich nicht anziehen zu wollen. Hat er schlichtweg verweigert. Ich kann ihn leider nicht ohne Jacke mal fix ins Auto packen und wenn hinter mir andere Mamis stehen und auf Ihr Kind warten ist es erst recht anstrengend und unangenehm da er sich etwas geniert und das auch noch dazu kommt. Hinzu kommt das er zurzeit jedem 3 mal tschüss sagen muss... Normales anziehen und gehen... Nein... Andere sind schon 3 mal raus und wieder rein gegangen. Kinderwagen will er zurzeit nicht.. Lieber laufen. Okay die Zeit haben wir aber wenn wir über die Straße gehen, wird an der Hand gegangen und es wird auch nicht gerannt an der Straße. Ich muss ihn immer wieder dran erinnern das da vorn eine Straße ist und frage ihn was er da macht. Er weiß es und sagt das er meine Hand nimmt. Situation Straße da...Es folgt die Eskalation. Wenn ich mehrfach gegen die Wand rede kommt er in den Wagen und ich muss ihn anschnallen. Und er bekommt einen Wutanfall nach dem anderen. Natürlich würde ich ihn lieber laufen lassen, aber in solchen Situationen bleibt mir scheinbar nichts anderes übrig als ihn wortwörtlich aus dem Verkehr zu ziehen. Auch um ihn zu schützen. Haben sie eine andere Idee? Morgen hole ich ihn mal ohne buggy ab und wir laufen einen anderen Weg ohne viele Straßen in der Stadt. Mal sehen wie das funktioniert. Situation 3: wir waren heute mit seiner Gruppe zu einer sportstunde. Super Sache für ihn, hat sich toll ausgepowert aber dennoch scheitert es an so vielen Stellen... An der Linie mit den anderen stehen bleiben für ein 'Sport frei'.. Erst nach mehreren Erinnerungen möglich. Alle stehen brav in einer Reihe nur mini tanzt aus der Reihe und hat bei den einfachsten Sachen keine Ohren. Ich fühl mich manchmal als würden uns alle beobachten und auf uns warten und sich ihren Teil denken. Ja natürlich bin ich in solchen Situationen etwas überfordert, denn ich möchte gerne das mein Sohn solche Kleinigkeiten einfach mit macht und hört. Widerrum aber stelle ich ihn nicht in der Öffentlichkeit bloß und schimpfe wegen solcher lapalien mit ihm. Wenn sich dann aber eine Erzieherin zu uns stellt, weil es dann plötzlich besser klappt, dann mach ich doch irgendwas verkehrt, oder?! Gleichzeitig gibt es in der Krippe kaum irgendwelche auffälligkeiten. Mini macht super mit, versteht alles und gibt kaum Gegenwind. Er ist super lieb und ist super hilfsbereit und zuvorkommend. Immer wenn ich erwähne, dass er bereits nen Wutanfall morgens hatte oder er zb gerade anstrengend ist zuhause, dann glauben die mir tatsächlich kaum da er dort das liebste Kind auf der Welt ist scheinbar. Situation 4 und mir besonders unangenehm irgendwie: mit anderthalb kam er im März in die Krippe mit einer anderen kleinen Maus die ein halbes Jahr jünger ist. Wir waren zuvor in der dortigen Kontaktgruppe um sich und die Kita ein wenig kennen zu lernen. Er mag sie von Anfang an und hat ihr immer geholfen und gegeben. Inzwischen will er sie immer wehement an die Hand nehmen. Nicht nur tschüss sagen und wieder loslassen. Nein. Wenn es nach ihm gänge, würde das stundenlang so gehen. Sie kann sich noch nicht mit Worten äußern und zeigt das ihr das zu viel wird, er versteht es natürlich nicht gleich und ich versuche es ihm ruhig zu erklären, dass dies seiner Freundin gerade nicht gefällt und er sie los lassen soll. Er will aber weiterhin seinen Willen durchsetzen und ich muss dann teilweise echt eingreifen und die zwei trennen. Im Anschluss macht er mit ihr 'Ei' und will sie kuscheln weil er merkt das sie traurig ist. Die ganze Geschichte geht immer wieder von vorn los umso länger wir miteinander zu tun haben. Auf der einen Seite möchte ich so wenig wie möglich eingreifen wie man es ja beim Spielen auch nicht machen sollte, anderseits weiß ich nicht wie ich ihn sonst aus dieser Situation bekommen soll. Er mag sie sehr und freut sich immer wie bolle wenn sie sich sehen und sie sich auch. Aber hey... Süß ist das eine aber wie bring ich ihm besser bei, dass die Kleine das so nicht möchte?! Manchmal klappt es ganz gut wenn ihr Papa oder Mama dabei ist und jeder sein Kind an die Hand nimmt und in die andere Richtung geht um diese Situation zu beenden aber so einfach ist das nicht immer. Ich hoffe sie können mir ein paar Tips geben? Vielleicht seh ich auch alles zu eng und sollte mich etwas entspannen?! Aber es beschäftigt mich aktuell sehr. Vielen Dank schon einmal für Ihre Mühe. LG

von FrauMamaaa am 23.10.2019, 21:25



Antwort auf: Wie besser mit Situationen umgehen!?

Liebe Frau Mamaaa, ich kann mich der Antwort meiner Vorrednerin anschließen und werde aus dem Grund nur kurz zusammenfassen: Wichtig ist, den Worten Taten folgen zu lassen. Aus denen lernen Kinder im Alter Ihres Sohnes am besten. Kündigen Sie einmal an, dass er an die Hand muss, wenn er wegläuft. Läuft er weg, nehmen Sie ihn an die Hand, ohne es noch einmal anzukündigen. Gleiches in anderen Situationen: Sie wollen ihm die Jacke anziehen, dann hindern Sie ihn am Weglaufen oder lassen die Jacke aus. Nimmt er das Mädchen an die Hand, achten Sie darauf, dass er nach kurzer Zeit wieder loslassen muss, ohne groß Worte zu verlieren, die Ihr Sohn sowieso überhört. Vor der nächsten Verabschiedung gehen Sie zu Ihrem Sohn auf Augenhöhe und erklären, dass er einmal Tschüss sagen darf und sie dann gemeinsam gehen werden. Hat er sich verabschiedet, nehmen Sie ihn an die Hand und gehen. Usw.. Halten Sie möglichen Protest aus. Bzgl. der Sportstunde: Kinder testen ihre Grenzen bei der/den engsten Bezugsperson/en. Aus dem Grund hat Ihr Sohn nicht an der Linie gewartet, als Sie neben ihm standen. Bei anderen Personen "trauen" sich die Kinder meist nicht, die Grenzen zu überschreiten und bleiben an der Linie stehen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 25.10.2019



Antwort auf: Wie besser mit Situationen umgehen!?

Du hast ja schon gut erkannt, das eine Phase ist, die jedes Kind hat und durch die Eltern durch müssen - ob mit Papa oder ohne. Vorweg: erwarte nicht, das ein 2-jähriger deinen Erklärungen lauscht und sich entsprechend verhält. Zwischen verstehen, was Mama sagt und erkennen, das dies einen echten Sinn hat und/oder sich danach auch verhalten werden soll/muss, ist ein Unterschied. Zumal getestet wird, ob die Ansage "anziehen" wirklich bedeutet "anziehen" - jedesmal oder nur gestern? Nein - immer oder gerade evt. doch nicht wirklich Nein? Abholen Kiga: mit der Jacke wäre ich entspannter bzw. überleg dir, was dir wichtiger ist: das du JETZT gehen willst oder das er die Jacke anzieht? Wenn er die Jacke wirklich anziehen muss, dann lass ihn eben nicht aufstehen, zu anderen gehen etc - das darf er, wenn die Jacke angezogen ist. Oder aber du pfeifst auf die Jacke und dein Ziel ist "jetzt gehen". Dann geh auch, nimm ihn an die Hand oder trage ihn raus - jedenfalls geht ihr, wenn du es sagst. Dann achte darauf, das er eben nicht 3 x tschüss sagt. Jedem 1 x und fertig. Auf der Straße: erwarte nicht, dass er wirklich von selbst an die Hand kommt. Sag ihm, dass du ihn jetzt an die Hand nimmst und mach das dann. Er braucht momentan noch Taten, die er den Worten zuordnen kann. Sport: er ist 2 - nicht 6. Mag ja sein, das alle anderen super hören und auf Ansage alle stehen bleiben - normal ist das aber eher nicht :-) Und das sollten die Erzieherinnen oder Trainer auch wissen. Da stellt man sich zu den Pappenheimern eben auch dazu, um der Aufforderung "erst mal alle stehen bleiben" auch Nachdruck zu verleihen. Ebenso im Spiel oder bei den unerwünschten Küsschen etc: mit 2 müssen! diei Eltern eingreifen, damit Kind versteht, was zB nicht erlaubt ist. Die Kinder ohne Eingreifen das selbst regeln zu lassen kommt erst später. Jetzt können sie das noch nicht. Also geh einfach mit ihm und greife ein, wenn er einanderes Kind bedrängt. Er wird noch nicht verstehen, das die Kleine das wirklich nicht will bzw. versucht eben, wie weit er gehen kann. Aber nur erklären wird auch hier nicht dazu führen, dass er rechtzeitig aufhört. Das kann man alles nett und freundlich sagen und dann handeln. Generell solltest du dir passende Konsequenzen überlegen. Also zB "wenn du mit Essen nur spielst, bist du wohl satt, dann kommt es weg". So kann er selbst entscheiden - und du musst nicht 5 x etwas sagen und dann laut werden :-)

von cube am 24.10.2019, 15:09