Liebe Frau Ubbens,
vor Kurzem hatte ich Ihnen wegen unseres frechen 5jährigen Sohnes geschrieben, sie hatten uns geraten, ihm viel Aufmerksamkeit zu schenken, vielen Dank für Ihre Antwort.
Generell versuchen mein Partner und ich uns sehr viel Zeit für den Grossen zu nehmen und ihm auch seinen Platz einzuräumen. Sein kleiner Bruder ist ein sehr aufgewecktes Kind, das gar nicht nach der Pfeife des Grossen tanzen möchte und mit seinen drei Jahren schon seine ganz eigene Meinung hat. Wir spielen viel mit den Kindern, getrennt und auch gemeinsam, aber in letzter Zeit hat unser Grosser immer wieder so krasse Ausraster und Wutanfälle.
Beispiel heute: die Kinder spielen zusammen fangen, der Kleine tätschelt dem Grossen leicht auf die Schulter, der Grosse nimmt ihn bei der Kapuze und schleudert ihn auf den Boden, wo er mit dem Kopf aufknallt. Anderes Beispiel: der Kleine spielt mit einem Spielzeug-Dino und rennt auf den Grossen zu, dieser schubst ihn so fest zurück, dass er wiederum auf den Boden fliegt und auf den Kopf knallt. Oder was noch typisch ist: der Grosse ärgert den Kleinen so lange verbal, bis dieser weint und ihn haut, worauf der Grosse richtig auf den Kleinen losgeht und ihn richtig fest schlägt.
Es kann doch nicht sein, dass unser Dreijähriger an einem Nachmittag 3-4 Mal auf den Boden geknallt wird, geschlagen wird, und keine Minute in Ruhe spielen kann? Der Grosse kann fast nicht alleine spielen, ständig sucht er seinen kleinen Bruder.
Es gibt dann auch wieder Momente, wo beide friedlich miteinander spielen, aber manchmal kippt die Stimmung dann von einer Sekunde auf die andere. Es endet dann oft in einem Wutanfall, bei dem der Grosse extrem laut schreiend durch die ganze Wohnung rennt, und versucht alles umzuschmeissen und runter zu werfen, was er in die Hände kriegt (was wir natürlich nicht zulassen können). Letzthin ist das etwas besser geworden, da wir ihm alte Stoffreste zum Zerreissen hergerichtet haben, die er jetzt in dieser Situation oft gerne hernimmt.
Was können wir tun? Wenn der Grosse seinen Bruder verletzt, sagen wir ihm, dass wir das nicht tollerieren, dass er mit uns reden soll, falls sie keine Lösung finden, dass er den Bruder auch mal schimpfen kann (in einem respektvollen Rahmen), dass Gewalt aber tabu ist. Wir sagen ihm immer, dass wir ihn lieb haben, bestimmte Verhaltensweisen aber nicht in Ordnung sind.
Wenn es dann mal gar nicht mehr aufhört, muss er in sein Zimmer gehen. Aber unsere ganzen Anstrengungen habe ich das Gefühl führen zu nichts...
Vielen Dank!
von
alex_egger
am 07.11.2017, 21:36
Antwort auf:
Was tun mit frechem, grobem 5jährigen?
Liebe alex_egger,
Ihr Sohn scheint seine Kraft nicht einschätzen zu können und reagiert entsprechend grob. Damit Ihr Sohn lernt, seine Kraft besser einzuschätzen, können Sie mit ihm spielerisch seine Wahrnehmung fördern. Welche Auswirkungen hat es, wenn er verschieden harte Gegenstände draußen auf den Boden wirft. Wie fühlt es sich an, wenn er verschieden harte/weiche/glibberige/körnige usw. Gegenstände fühlt. Wie fühlt es sich an, auf verschiedene Untergründe zu stampfen. Wie fühlt es sich an, auf oder gegen verschieden harte Gegenstände zu schlagen. Usw.
Wird Ihr Sohn seinem Bruder gegenüber frech, dann sprechen Sie ein klares Nein aus und trennen die Beiden für einen kurzen Moment, erklären in dem Moment aber nicht so viel. Er wird Ihnen nicht zuhören bzw. es nicht aufnehmen können. Reden Sie etwas später mit ihm. Vielleicht können Sie vor dem Schlafengehen eine kleine Gesprächsrunde einführen. Was war toll an dem Tag und was war nicht so toll. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Sohn etwas Positives zum Abschluss des Tages sagen.
Ihr Sohn sollte sich am Nachmittag auch mit anderen Kindern zum Spielen verabreden. So wird die Situation zwischen den Geschwistern entzerrt und Ihr großer Sohn merkt, dass er den kleinen Bruder nicht immer zum Spielen braucht. Zudem sind der Besuch eine Sportgruppe, regelmäßiges Toben, Fahrradfahren, Fußballspielen usw. an der frischen Luft sehr hilfreich.
Genau wie meine Vorrednerin es schon vorgeschlagen hat, können Sie kleine Pausen am Tag einführen. Für vielleicht 15 Minuten (bis zu einem bestimmten Lied auf einer CD) spielt jedes Kind in seinem Zimmer und Mama darf sich ausruhen.
Achten Sie darauf, dass Sie dem kleinen Bruder nicht zu sehr in Schutz nehmen. Auch diesem darf gesagt werden, dass er seinen Bruder nicht betätscheln soll oder so schnell auf ihn zurennen, da der große Bruder es nicht so gerne mag. Für Ihren Großen ist es wichtig, dass er erlebt, dass der kleine Bruder auch nicht alles darf.
Bleiben Sie dabei, dass Sie Ihrem Sohn regelmäßig sagen, dass Sie ihn lieb haben.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 10.11.2017
Antwort auf:
Was tun mit frechem, grobem 5jährigen?
Hallo,
hat der Große "gelernt" alleine zu spielen als er ich sage mal noch kleiner war?
Also sich wirklich alleine zu beschäftigen zu malen, ein Buch anzuschauen, zu spielen ohne Mama oder Papa? Ich fand es als meine Kinder kleiner waren enorm wichtig das Gemeinsamkeit eine große Rolle spielt. Aber ich hatte auch so einer Art Siesta für Mama eingeführt 20 Minuten am Tag da war ich da aber meine 2 waren jeder für sich in ihren Zimmer und jeder hat sich dort alleine beschäftigt. Und auch wenn sich das jetzt für den einen anderen Schräg anhört. Dies hat bei uns super geklappt. Manchmal tut so eine kleine Auszeit auch mal gut!
Sofern die Situation kippt kaufe ihm doch ein Boxkissen wo er seine erste Wut mal dort loswerden kann. Und ich würde die beiden für eine gewisse Zeit trennnen in verschiedenen Räume oder sein Zimmer.
Hast du dir auch vielleicht mal überlegt den großen in ein Fußball Training oder eventuell auch einen anderen Sport wo er sich auspowern kann zu stecken. Von meiner Freundin der kleine ging schon mit 5 zum Judo.
Es ist halt immer schwer zu sagen, was beim einem passt passt beim anderen noch lange nicht.
von
Apfelkuchen
am 10.11.2017, 12:38
