Hallo Frau Ubbens,
ich wende mich völlig verzweifelt an Sie. Ich bin alleinerziehend. Ich liebe meine Tochter (2 Jahre, 4 Monate, Einzelkind) über alles. Sie ist äußerst wissbegierig und an allem interessiert.
Ich habe leider das Problem, dass sie häufig nicht hört. Wenn ich mit ihr unterwegs bin, muss ich ständig sehen, dass sie nichts runterreißt, weil sie alles anfassen will. Im Blumenladen hat sie voller Schwung in die Blumen gehauen, bei Netto den Aufsteller mit den Sträußen umgerissen und wenn ich sie nicht mit dem Sportwagen mittig im Gang platzieren würde, würde sie mir alles mögliche aus den Regalen werfen. Wenn ich sage, das und das nicht anfassen, macht sie es trotzdem. Ich rede wie gegen eine Wand.
Sie bleibt auch überhaupt nicht in meiner Nähe, ich kann rufen so viel ich will, sie läuft fort und das in einer Geschwindigkeit, bei der ich Mühe habe zu folgen. Als wir kürzlich bei einem ihr unbekannten Bäcker waren, rannte sie mir durch den Laden weg bis vor die Tür und ich konnte gerade noch verhindern, dass sie auf die Straße rennt. Das ist gerade beim Einkaufen sehr anstrengend, weil ich sie immer mit einer Hand festhalten muss und so nur eine Hand zum Einpacken und Bezahlen habe.
Besonders schlimm ist es allerdings, wenn ich sie mittags aus der Krippe abhole. Bei den Erzieherinnen ist sie das liebe Mädchen, dass sich bis auf ganz wenige Ausnahmen gut benimmt.
Sie begrüßt mich freudig, läuft dann aber durch den ganzen Vorraum. Rufen bringt gar nichts, schimpfen auch nicht und auch wenn ich Sie mal etwas unsanfter auf ihren Platz zurückbringe (ohne dass ich ihr wehtue), läuft sie in der nächsten Sekunde wieder davon.
Seit einer reichlichen Woche hat sie sich angewöhnt, zu Hause nicht mehr die Treppe zu steigen, sondern sich nach wenigen Stufen auf die Treppe zu knien und ist weder mit gut zureden noch mit schimpfen zum Laufen zu bewegen. Hier kann ich sie ja auch nicht einfach allein lassen, das ist auf der Treppe viel zu gefährlich. Ich muss Sie dann die Treppen hochtragen.
Ich freue mich immer so sehr, sie aus der Krippe holen zu können und bin dann um so trauriger, wenn sie wieder nicht hört.
Zwischenzeitlich habe ich schon gedacht, dass sie vlt. hyperaktiv ist, doch sie kann sich, wenn sie will, wunderbar auch längere Zeit allein beschäftigen und die Krippe hat diesbezüglich auch nichts gesagt. Die U7 war in Ordnung.
Abends vor dem Schlafengehen ist es auch ganz schlimm. Zähneputzen geht nie ohne Kämpfe aus und ich sage dann, dass ich eben keine Schlaflieder singe. Ich lasse Sie dann eine Weile allein und bringe es natürlich nicht übers Herz, wenn sie weint und dann gibt es doch noch ein paar Liedchen und ein liebevolles Gute Nacht.
Was kann ich tun, wie schaffe ich es, dass meine Tochter hört? Ich bin immer ganz neidig auf die anderen Eltern/Kinder, die ihre Kinder mühelos aus der Krippe holen und inzwischen total verzweifelt.
Ich danke Ihnen ganz sehr
Viele Grüße
Susi
von
Susi1313
am 20.07.2022, 13:00
Antwort auf:
Was kann ich tun, Tochter hört überhaupt nicht auf mich
Liebe Susi,
vielleicht haben Sie ja manchmal noch ein wenig Zeit, Einkäufe zu erledigen, wenn Ihre Tochter noch in der Krippe ist? Oder Sie reduzieren die Häufigkeit, in dem Sie gezielt für mehrere Tage einkaufen und nehmen so den Stress für sich raus. Ist Ihre Tochter beim Einkaufen dabei, handeln Sie gerne wie meine Vorrednerin geschrieben hat.
Sprechen Sie nur Konsequenzen aus, die Sie auch einhalten können und wollen. Wenn Sie eigentlich ein Gute-Nacht-Lied singen wollen, dann sollte dies nicht als Konsequenz genannt werden. Gerade beim Zähneputzen sind Kinder im Alter Ihrer Tochter wenig bereit sich auf Belohnung / Verbote u.ä. einzulassen. Sie wollen einfach nicht. Ihre Tochter verbindet dies auch noch nicht mit der für später ausgesprochenen Konsequenz. Zähneputzen muss einfach sein. Da gibt es keinen Kompromiss.
Weglaufen bedeutet, es geht an die Hand und wenn immer weggelaufen wird, dann wird die Hand erst gar nicht losgelassen. Ja, Ihre Tochter wird protestieren, doch nach ein paar Tagen wird sich Ihre Tochter daran gewöhnt haben und der Protest weniger werden. Auch beim Abholen aus der Krippe nehmen Sie sie von vorneherein an die Hand. Ggf. geht es in Hausschuhen nach Hause.
Machen Sie das Treppensteigen zu einem Spiel. Zählen Sie mit Ihrer Tochter die Stufen oder legen beispielsweise kleine Plättchen oder (unechte) Blüten auf die Stufen, die Ihre Tochter einsammeln darf.
Grundsätzlich gehen Sie zu Ihrer Tochter auf Augenhöhe, wenn Sie ihr etwas sagen wollen und sprechen sie direkt an. Auch wenn man die Namen der Kinder nennt, fühlen sie sich nicht immer angesprochen wenn "aus der Ferne" mit ihnen gesprochen wird.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 22.07.2022
Antwort auf:
Was kann ich tun, Tochter hört überhaupt nicht auf mich
Hast du schon mal versucht, sie in das Einkaufen mit einzubinden? Also ihr zB die Dinge zu geben und SIE darf die dann in den Wagen legen? Unser Kind hat in dem Alter zB oft im großen Einkaufswagen gesessen, alles angenommen und damit Türmchen im wagen gebaut :-)
Auch kann man Kind ja in den Einkaufswagen in diesen "Kindersitz setzen - auch noch mit 2,5 passen die Kids da rein.
Oder helfen lassen, etwas aus dem Regal zu nehmen und dir zu geben?
Also sie einbinden und damit beschäftigen.
Der andere Punkt: du sagst, es wird so mit dem Wehren/nicht machen zu spät für ein Lied - machst es dann aber doch. Und evt. passiert das öfter, dass du dann doch nicht bei der angekündigten Konsequenz bleibst? Dann hat sie natürlich gar keinen Grund, auf dich zu hören ;-) Am Ende bekommt sie trotz "nicht hören", was sie möchte.
Da musst du konsequent bleiben. Und keine Angst: egal, wie groß die Krokodilstränen sind - sie weiß sehr wohl, warum weshalb wieso und erleidet keinen Schaden dadurch. Im Gegenteil: sie lernt, dass sie eben nicht immer ihren Willen durchsetzen kann und das wird sowohl dir als auch ihr helfen. Kinder brauchen Grenzen, um sich auf ihre Eltern verlassen zu können - auch, wenn es nicht immer das ist, was sie gerne möchten.
von
cube
am 21.07.2022, 14:26