Warum ist meine Tochter so "anders"?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Warum ist meine Tochter so "anders"?

Hallo Frau Schuster, zuerst mal eins vorweg. Ich bin sehr stolz auf meine Tochter und froh und glücklich dass sie ist wie sie ist, dennoch mache ich mir aber Gedanken ob das alles im Rahmen ist. Aus diesem Grund bitte ich Sie um Ihre Einschätzung. Ich muss ein bisschen ausholen. Also unsere Tochter, 3 Jahre 4 Monate alt, ist ein sehr liebes und (scheinbar?!) glückliches Kind. Sie ist sehr sensibel und defensiv veranlagt. Sie spielt sehr fantasievoll - den ganzen Tag, auch viel alleine. Sie hilft mir im Haushalt mit Begeisterung, ist sehr selbständig, wenig bis keine Scheu vor Erwachsenen, sehr einsichtig, kaum bis kein Trotz, usw. Ich könnte eigentlich nur positives von meiner Tochter berichten. Was mir nun ein wenig Gedanken bereitet ist ihr "Verhalten" im Bezug auf andere gleichaltrige, bzw. jüngere Kinder. Wir besuchen 1x/Woche gem. eine Mutter-Kind-Gruppe. Dort macht sie mit Begeisterung beim Singkreis mit, während die anderen Kinder eher ständig davonlaufen und Spielsachen ausräumen und damit spielen. Wenn gebastelt wird, weicht sie mir nicht von der Seite und bastelt mit während die anderen Kinder kaum Interesse daran zeigen. Wird von der Leiterin vorgelesen, geht sie auch hin zu den Kindern und hört zu mit unerschöpflichem Interesse. Hin und wieder versucht sie ein gemeinsames Spiel mit einem der wenigen Kinder, die ihr "sympathisch" sind. Was jedoch leider oft scheitert, da diese Kinder (noch?) wenig bis kaum Interesse daran haben. Sie weint oft wenn Besuch bei uns ist, da diese Kinder dann ihre aufgebauten Spielsachen "zerstören". Mittlerweile muss ich immer schon alles wegräumen wenn Besuch zu uns kommt. Eigentlich alles womit sie gerne spielt. Von ihrem Zimmer verschliesst sie die Tür immer mit der Angst jemand könnte ihr etwas weg- bzw. mitnehmen. Beim Kinderturnen, zweimal pro Woche, macht sie mit Begeisterung den Parcour, während die meisten anderen Kinder lieber rumlaufen und rumschreien. Sind wir zu Besuch bei anderen Kindern, geht sie meist gerne auch wieder nach Hause, selbst wenn es ihr zeitweise auch Spass gemacht hat, während die anderen Kinder sich auf den Boden werfen und schreien weil sie noch da bleiben wollen. Sie respektiert immer (!) anderer Leute/Kinder Eigentum, fragt immer ob sie dies nehmen und damit spielen darf, während andere Kinder alles einfach an sich reissen - Eigentum oder nicht. Es ist jetzt nicht so dass sie direkt Angst vor anderen Kindern hat, im Gegenteil, neulich beim Kinderrfasching hat sie bei nahezu allen Spielen mitgemacht, sie nimmt Kinder bei den Händen usw. Auf der anderen Seite will sie aber nicht beim Kinderturnen "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann" spielen. Ich könnte noch sehr viele weitere Dinge aufzählen, doch denke ich würde das jetzt den Rahmen sprengen. Wenn ich übrigens von anderen Kindern spreche, meine ich die Kinder die ich eben kenne (das sind nicht wenige). Denken Sie dass sich das Interesse an anderen Kindern noch vermehren wird/kann (vielleicht im KiGa ab September?). Sie hat übrigens vor 7 Wochen ein Schwesterchen bekommen. Schon die Schwangerschaft hat sie immer mit viel Interesse verfolgt, keine Eifersucht (mit Ausnahme von einer Woche in der sie einen fieberhaften Infekt hatte). Sie ist sehr liebevoll zu ihrer Schwester und dieses Ereignis hat sie eher noch selbständiger werden lassen. Manchmal ist mir ihr Verhalten (im Vergleich) mit anderen Kindern einfach zu wenig "kindlich", wenngleich ich natürlich auch froh bin von gewissen "Problemen" (Eifersucht, starker Trotz) verschont zu bleiben ;-) Ich danke Ihnen sehr im voraus. Jasmin

Mitglied inaktiv - 18.03.2010, 09:37



Antwort auf: Warum ist meine Tochter so "anders"?

Hallo Jasmin Meiner Ansicht nach wird sich das Verhalten Ihrer Tochter ändern, sobald sie eine Tageseinrichtung besucht und Sie nicht mehr dabei sein können. Sie wird erkennen, dass Sie ihr nicht mehr stets helfend zur Seite stehen, sodass sie zunehmend selbstständig handeln muss. Vielleicht können Sie Ihre Tochter bereits jetzt schon mal alleine zu anderen Kindern, bzw. in eine Interessengruppe gehen lassen, während Sie ihr zusätzlich immer wieder KONKRETE Tipps geben, WIE sie ihre eigenen Wünsche auch durchsetzen kann. Zeigen Sie ihr zuhause, dass Sie ihr ganz persönliches Eigentum respektieren, indem es bei sich ankündigendem Besuch weggeräumt wird. Geben Sie ihr aber auch zu verstehen, dass die Besuchskinder gerne einmal mit Spielzeug und auch mit ihr spielen möchten, was sie in ihrem eigenen Zuhause eben nicht können. Stellen Sie eine "Besuchskiste" zusammen und planen Sie den Ablauf des Nachmittags mit dem Besuch vorab sehr konkret. Ach ja: Ihre Tochter ist nur insofern (noch) anders, weil sie sehr umsorgt aufwachsen darf.- Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 18.03.2010