Liebe Frau Ubbens,
Mein Sohn ist vier Jahre alt und besucht seit letztem September einen Kindergarten.
In seiner Gruppe gibt es einen Jungen im selben Alter der bei jedem Streit um Spielzeug usw sofort zubeißt, schlägt, kratzt usw.
Meist ist mein Sohn der Leidtragende der es abbekommt, da er öfters mit diesem Jungen spielt. Zudem gibt es noch vier andere Jungen die ähnlich aggressiv sind bzw die sich dieses Verhalten abgeschaut haben. Der schlimmste ist aber der Erstgenannte.
Schlimme Wörter und Beleidigungen gehen dort auch um.
Ich hatte schon einige Gespräche mit der Erzieherin, weil mein Sohn teilweise nicht mehr morgens in den Kiga wollte.
Da mein Kind aber immer wieder mit diesen Kindern spielt, werde ich zunehmend belächelt und als Übermutter abgetan die sich reinsteigert.
Die Erzieherin bekommt die Vorfälle nicht unter Kontrolle.
Es haben sich bereits mehrere Eltern beschwert und es gibt daher zum September die Möglichkeit die Gruppe zu wechseln.
Bei mir heißt es eig immer nur, mein Kind würde ja mit den anderen spielen, es wäre eine Hassliebe. Die Kinder würden sich suchen und brauchen.
Aber auch andere Jungs aus der Gruppe reagieren so. Mein Sohn hat einige Kinder aus Spaß mit dem Finger abgeschossen, daraufhin hat ein Kind einen Stuhl auf den Kopf meines Sohnes gehauen. Mein Sohn erzählte mir später dass er keine Luft mehr bekommen hätte.
Die Aussage der Erzieherin war daraufhin, er hätte es ja zuvor provoziert.und sich dann beim weinen so reingesteigert. Ich bin da immer erst mal fassungslos.
Da meinem Sohn auch verboten wurde, sich zu wehren, wenn er geschlagen wurde, konnte ich nun zumindest durchsetzen, dass er sich wehren darf ohne bestraft zu werden.
Die Erzieherin resigniert so scheint es mir. Und ich tue mich schwer die Situation so hinzunehmen.
Mein Kind geht aber ohne Probleme morgens in den Kiga, seit dem es sich wehren darf. Er haut aber nur sehr selten mal zurück. Er geht dann zur Erzieherin und erzählt was passiert ist. Er wird fast jeden Tag gehauen.
Er schlägt auch nicht als erster zu, er ist aber sprachlich den anderen überlegen und schon so, dass er seinen Willen auch durchsetzt.
Er möchte auf keinen Fall die Gruppe wechseln. Er mag auch die Erzieherin gern.
Auf dem Spielplatz gab es gestern eine ähnliche Situation mit einem sechsjährigen Kind. Mein Sohn hat sich mit ihm um das Öffnen der Wasserschleuse am Wasserspiel gestritten und darauf hin hat dieser Junge meinen Sohn mit dem Kopf ins Wasser getunkt.
Ich bin langsam so in der Situation drin dass mir die Objektivität fehlt.
Und ich frage mich, weshalb mein Sohn es so oft abbekommt. Es sieht für Außenstehende oft so aus als hätten es alle auf ihn abgesehen. Aber er ist beliebt in der Gruppe und spielt lt Erzieherin mit jedem.
Er ärgert gern mal andere aber die Reaktion darauf ist eben so krass.
Ich kenne so etwas ehrlich gesagt auch nicht aus unserem Bekanntenkreis. Da spielen die Kinder ohne Probleme miteinander. Klar gibt's mal Streit aber er eskaliert nie auf diese Weise.
Mir hat eines dieser Kinder auf dem Flur schon einen Schuh hinterher geworfen und mich getroffen. Die Mutter saß daneben und hat nichts gemacht.
Nun gäbe es also die Möglichkeit die Gruppe zu wechseln.
Ich bin mir unsicher ob ich das tun soll und ob es dann besser wird...
Mich belastet die Situation mittlerweile wirklich.
Wie schätzen Sie die Situation denn ein?
Viele liebe Grüße und danke!
von
Wäschesäcken
am 28.05.2019, 22:22
Antwort auf:
Verhalten anderer Kinder im Kindergarten
Liebe Wäschesäcken,
sofern ich es richtig verstanden habe, fühlt sich ihr Sohn in der Gruppe trotz der Umstände weitestgehend wohl und dies wird auch von den Erzieherinnen, sicherlich gibt es zwei Gruppenerzieher, so eingeschätzt. Daher wäre ein Gruppenwechsel nicht meine erste Idee.
Bitten Sie um ein geplantes Elterngespräch, das kein Tür- und Angelgespräch ist. Lassen Sie sich von den Erzieherinnen die Situation schildern und erklären, wie die pädagogischen Reaktionen sind. Schildern Sie anschließend Ihre Sicht und fragen nach, ob und wie Sie Ihr Kind unterstützen können. Haben Sie das Gefühl, dass Sie nicht zufrieden mit dem Gesprächsergebnis sind, suchen Sie das Gespräch mit der Leitung.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 30.05.2019
Antwort auf:
Verhalten anderer Kinder im Kindergarten
Hallo ich bin jetzt ganz unsicher ob ich dazu was sagen soll / darf ABER nachdem wir mit unseren Problemen oft dieselben haben , möchte ich Dir von meiner Freundin berichten: bei ihrem Jungen ist es dasselbe- immer wieder gerät er körperlich in die Wut der anderen und wir haben das Thema lange diskutiert....Das hört sich für mich irgendwie ähnlich an . Bei diesem Jungen ist es definitiv so dass er in der Gruppe auch zu den Starken zählt aber er den anderen rhetorisch überlegen ist. Er ist kein Unschuldslamm und ärgert andere auch oft und provoziert aber eben auf vermeintlich erlaubtere Weise , eben mündlich. Jungs die hierachiemässig (hoff das hört sich nicht dumm an, aber im Endeffekt gibt es ja auch in der Kita eine Hierarchie in der Gruppe) auf seiner Ebene stehen , also auch zu den Starken gehören, beantworten das oft körperlich,weil sie sich nicht unterordnen bzw sich gewisse Dinge und Aussagen nicht gefallen lassen , aber rhetorisch unterlegen sind.
Solange er nicht der Gehänselte ist, solange er sich wohl fühlt und solange er immer noch einer der Tonangebenden ist, die Erzieher es auch nicht als Problem einstufen und er selbst in der Situation nicht unglücklich ist (zumindest scheint er ja in der Gruppe bleiben zu wollen) ... ist es wahrscheinlich das beste, stolz zu sein, dass er es nicht nötig hat sich mit Gewalt durchzusetzen, sondern seine Stärke mündlich durchsetzen kann.
Ich glaube , wäre er eingeschüchtert, würde er sich nicht mehr „anlegen“ , weil so wie Dus beschreibst , traut er sich ja dennoch immer wieder auch von sich aus in den Konflikt.
Ich finde , das körperliche zuhauen bei Jungs auch schrecklich, Und ich hoffe dass die Erzieher entsprechend sanktionieren...
aber so dem Grunde nach ist es bei meiner Freundin ihrem Sohn zumindest schon so, dass er es durchaus weiss , worauf er sich einlässt , und es dennoch nicht lässt, seine Kräfte zu messen, er will den Ton angeben, er ärgert auch und provoziert... erfreulicher Weise sehr „vornehm“ und nie körperlich, aber manche Kinder sind eben „einfacher gestrickt“ und antworten eben körperlich....
Die die friedlich miteinander spielen, sind aber oft auch die die eben nicht zu den Starken der Gruppe gehören wollen, und sich nie mit einem von denen anlegen würden.
Ich denke sobald alle rhetorisch gleich auf sind, wird das weniger mit der körperlichen Gewalt, das werden dann wahrscheinlich einzelne „Kaliber „ sein.
Leider ist es so, die Stärkeren in der Gruppe machen sich gegenseitig immer wieder das Leben schwer, um ihren Rang zu verteidigen.
Bei den Mädels ist das übrigens nicht anders, die tonangebenden Mädels in der Gruppe sind oft ganz schön fies untereinander.... nicht körperlich, aber psychisch.
Da tun sich die Mitläufer/unauffälligen Mädels oft viel einfacher untereinander, weil sie nicht ihren Rang verteidigen ....
Hört sich jetzt ziemlich theoretisch und lehrerhaft an, aber ich wollte das mal schreiben, weil das Thema zwischen meiner Freundin und mir letztens Abendfüllend war...
Ja die Kids... ich wusste gar nicht, welche Probleme ich als Kinderlose hatte .....
von
Anna Lena 1981
am 29.05.2019, 17:01