Untersuchungen gegen den Willen des Kindes

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Untersuchungen gegen den Willen des Kindes

Hallo Frau Ubbens, Sie haben mir schon das ein oder andere Mal eine wertvolle Antwort gegeben, weshalb ich auch heute gern nach Ihrer Einschätzung frage. Mein Sohn (15 Monate) alt, scheint eine Augenmuskellähmung zu haben. Er musste sich nun zum zweiten Mal beim Augenarzt tropfen lassen wobei sehr weinte und sich wehrte und ich ihn festhalten musste und auch die anschließende ja eigentlich schmerzfreie Ausleuchten des Augenhintergrundes ging nur mit Festhalten einer Schwester und mir. Mir tut dies einfach so schrecklich weh, dass er "gezwungen" wird und ich fürchte, dass er dadurch das Vertrauen in mich verlieren könnte oder gar traumatisiert wird. Was meinen Sie? Ich stillte ihn beide Male im Anschluss und dabei kam er schnell wieder zur Ruhe, auch war er anschließend im Wartebereich schnell wieder der "Alte" und schäkerte mit den anderen Patienten. Sollte man solche Untersuchungen wirklich gegen den Willen des Kindes durchführen? Die Bemerkung des Arztes, dass er es eigentlich kaum kennt, dass sich Kinder nicht in die Augen leuchten lassen und sich da so wehren, führt nun auch wieder zu meinem Zweifel, ob ich einfach nicht in der Lage bin, dem Kleinen soviel Sicherheit zu bieten, dass er sich darauf vertrauensvoll einlassen kann. Ich denke alles für eine sichere Bindung getan zu haben. Ich begleite den Kleinen dann schon mitfühlend mit validierenden Sätzen: "Ja, das ist jetzt etwas unangenehm, aber es ist gleich vorbei." wohingegen alle anderen (u.a. der Arzt) sagen: "Ist doch alles gut. Ist doch nichts Schlimmes". Würde letztgenanntes besser funktionieren? Aber dann negiere ich doch die Wahrnehmung meines Kindes??? Eine nächste Frage schließt sich an: Es wird wohl eine MRT-Untersuchung stattfinden müssen. Der Kleine wird nüchtern sein müssen, stillen ist wohl bis 4 Stunden vorher erlaubt. Er wird aber definitiv in diesen 4 Stunden hungrig werden oder gestillt werden wollen. Was kann ich tun um ihm die Situation zu erleichtern? Wenn ein Zugang für die Sedierung gelegt werden muss, was kann ich da tun, um ihm unnötiges Leid zu ersparen? Es gibt zwar auch eine Art Beruhigungssaft, dieser sei aber sehr bitter, den wird er auch nicht trinken wollen. Er kann ja all das aufgrund seines Alters noch nicht verstehen. Auch Bücher über ein Krankenhaus (wie ich weiter unten bereits bei einer anderen Frage gelesen habe) würden doch jetzt noch nicht wirklich hilfreich darauf vorbereiten oder? Das sind jetzt ganz schön viele Fragen. Aber ich bin im Moment einfach sehr verunsichert und vielleicht können Sie mir da ein wenig weiterhelfen. Vielen Dank!

von love-compassion am 18.10.2017, 14:01



Antwort auf: Untersuchungen gegen den Willen des Kindes

Liebe love-compassion, Sie möchten, dass es Ihrem Sohn gut geht. Dazu gehört auch, dass gesundheitlich alles in Ordnung ist. Leider müssen dann manchmal Dinge getan werden, die weder Kind noch Mama gerne haben. Dennoch ist es unvermeidbar. Denken Sie daran, dass Sie Ihrem Sohn nur Gutes wollen. Reden Sie besänftigend mit ihm. In der Tat werden erklärende Bücher noch nicht helfen, da er sie noch nicht versteht. Ihr Sohn wird nicht das Vertrauen in Sie verlieren. Er weiß, dass Sie nur Gutes für ihn wollen und das bestimmte Dinge einfach notwendig sind. Dies zeigt sich z.B. darin, dass er nach wenigen Minuten wieder ganz der Alte ist (schäkert mit den Patienten). Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 19.10.2017



Antwort auf: Untersuchungen gegen den Willen des Kindes

Meiner Meinung nach vergisst Du vor Sorge um die vielleicht etwas unangenehmen Untersuchungen, worum es eigentlich geht. Es wird vermutet, dass Dein Kind eine Augenmuskellähmung hat. Dies wurde vom Augenarzt genau untersucht. Nun wird auch noch ein MRT gemacht, um zu 100% auf Nummer sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist. Eine Augenmuskellähmung kann zu Doppelbildern, Kopfschmerz, Schwindel.... führen und man muss eben auch die Ursache kennen, bzw blöde Ursachen ausschließen. Nebenbei gesagt, ich kann ich Dich sehr gut verstehen. Auch mir tat mein Kind oft leid, wenn Untersuchungen anstanden. Doch diese Sorge/Unsicherheit /Angst überträgt sich dann auf Dein Kind. Egal, was Du genau sagst... es spürt Deine Gedanken. Ich versuche mittlerweile, meines Erachtens unnötige Untersuchungen zu vermeiden (und diskutiere dann auch mal mit dem Arzt ob etwas wirklich und unbedingt notwendig ist), aber wenn ich überzeugt bin, dass diese Untersuchung gemacht werden muss, um meinem Kind zu helfen oder bestimmte Dinge auszuschließen, damit man nicht eine wichtige Behandlung verpasst, dann stehe ich dahinter, mein Kind spürt auch, dass das jetzt einfach notwendig ist und dann geht das gut. Ob dann das Auftropfen unangenehm ist, oder der Beruhigungssaft bitter... was soll's? Denk daran, was Dein Kind in 10, 20 Jahren sagen würde, würdet ihr die Untersuchung nicht machen und es hätte deswegen langfristig eine Benachteiligung. Wir haben den Weg Augenarzt wegen Doppelbildern/Verdacht auf Augenmuskellähmung/MRT auch schon hinter uns... Aber in den meisten Fällen ist es ein angeborenes Schielen (bei uns nur bei extremer Blickrichtung sichtbar). Das wird schon. Kopf hoch!

Mitglied inaktiv - 18.10.2017, 22:41



Antwort auf: Untersuchungen gegen den Willen des Kindes

Hallo, ich habe (oder hatte) ein ähnliches Problem mit meiner Tochter (jetzt 27 Monate). Sie ist so gut wie nie krank, so dass wir nur zu den Us zum Kinderarzt müssen, und von der U6 mit 12 Monaten bis zur U7 mit 24 Monaten hat sie alles, was mit Ärzten zusammenhängt, vollkommen vergessen. Die ganzen Instrumente waren vollkommen fremd, sie hat sich gewehrt und geweint, obwohl sie "nur" abgehört wurde, gewogen, gemessen. Die Impfung (FSME) im Anschluss machte das Ganze nicht besser. Der Traubenzucker vom Arzt schon (obwohl ich von Süßigkeiten nicht begeistert bin). Ich musste sie aber die ganze Untersuchung lang festhalten und ihr genau so zureden, wie du, auch "Jetzt kommt ein Pieks, das tut weh, ist aber bald vorbei." Da einen Monat später die Folgeimpfung durchgeführt werden sollte, wollte ich sie darauf zumindest etwas vorbereiten. Sie hat also einen Arztkoffer gekriegt, und wir übten (zuerst an Plüschtieren, dann an Mama/Papa, dann am Kind selber). Hat zumindest erste Erfolge gezeigt, sie wehrte sich nicht ganz so sehr, weil sie in etwa wusste, was kommt. Ich wünschte, der Arzt hätte ihr auch etwas mehr Zeit gelassen, sie mag von Fremden nicht angefasst werden und taut nur langsam auf, bei den vielen Patienten ist es aber nicht möglich, immer auf fremdelnde Kinder Rücksicht zu nehmen. Vielleicht kannst du ja ähnliches mit deinem Sohn üben, mit einer Taschenlampe leuchten, und die anderen Untersuchungen "nachspielen". Und den Arzt um etwas mehr Geduld bitten?

von Ivdazo am 19.10.2017, 10:04



Antwort auf: Untersuchungen gegen den Willen des Kindes

Besteh auf Emla-Pflastern vor dem Legen des Zugangs. Die betäuben die oberste Hautschicht.

von mandellos am 19.10.2017, 18:50